Als erstes nahm ich mir das Schuhgeschäft vor. Ich packte ein paar Stiefel und Halbschuhe in die Tüte, welche ich unter der Kasse gefunden hatte. Ein paar schwarze Lederschuhe in Größe 43 waren auch dabei, obwohl ich sie nicht brauchte aber ich war ja schließlich betrunken.
Und schon ging es zum anderen Geschäft.Ich schwankte und knallte fast gegen zwei Hindernisse des scheinbaren Säulenlabyrinths der Mall und trotzdem schaffte ich es gerade noch so zum Shop mit dem monströsen, roten Werbeplakat zu kommen. So groß schien es jedenfalls. Ich stand davor und verlor kurzfristig das Gleichgewicht, sodass ich erst nach hinten, dann Schwung holte und nach vorne lief. „DONG“. Eine Glastür hatte ich in meinem Zustand natürlich nicht erkannt. Betrunken sein tat weh, dass hatte ich gemerkt. Ich machte die Glastür auf und sah ins Geschäft. Überall waren Kleider und es funkelte alles. Irgendwie schaffte ich es immernoch total wütend den Lichtschalter für das ganze Geschäft zu finden. Ein paar Notlampen flackerten auf. Wenigstens war mein Alkohol-Schluckauf weg. Ich schlurfte direkt zum schönsten Kleid, das am meisten funkelte und glitzerte. Es war in der Mitte des Ladens, ein prächtiges Hochzeitskleid. „Wolen wi ma schaun wie vie du gosdest“, anscheinend hatte ich tatsächlich das Talent von meiner Mutter geerbt, betrunken Selbstgespräche zu führen. Bei dem Versuch den Zettel zu finden, fiel das Kleid mitsamt mir von der leicht erhöhten Empore auf den dreckigen Boden. Da war er ja, der fette, pinke Zettel. Ich konnte kaum was entziffern, meine Wahrnehmung war etwas gestört, um es mal mild auszudrücken. Es waren mindestens zehn Ziffern, soweit ich noch denken konnte kam ich mit den Cent Stellen ca. auf eine Millionen Zahl. Wer ließ das einfach so rumstehen? Ich schliff das Kleid in die Umkleiden und schaffte es tatsächlich es anzuziehen. Ich riss den Zettel ab und las laut vor oder das was ich sah: „Mi- 1.506.007,- irjendwat Diama-d-n beschühgt. Pff, gool.“
Mit dem Kleid, dass mir eigentlich viel zu groß war fuhr ich fort. Das Nächste war ein Gläsergeschäft. Egal wo man hinsah, es standen immer schön fazierte Gläser oder Vasen in den Regalen. Ich begutachtete sie und stellte sie dann zurück ins Regal auch wenn es mir nicht immer gelang und sie klirrend auf den Boden trafen, schöne Sauerei. Als es ruhig im Laden war, ich die Schleppe von meinem Kleid hinter mir herzog und ich den Laden verlassen wollte, ertönte plötzlich ein lauter Krach hinter mir. Ich zuckte zusammen und drehte mich um. Soweit ich das noch sehen konnte, waren sämtliche Metallregale mit allen Arten von Vasen und Einmachgläsern nicht weit von mir in sich zusammen gekippt. Mich überkam die Angst, mein Herz pochte wie wild. Auch war ich so blöd laut: „Hallo?“, zu rufen, als würde jemand antworten: „Oh hi, schau Mal ich habe hier'n schönes Einmachglas gefunden, willst du auch eins?“ Irgendwie hatte ich auf einmal Hoffnungen, dass da noch einer war, ein nettes Mädchen vielleicht. Ich hatte auch Angst, ein Killer oder Stalker vielleicht? Ich ging weiter in den Laden rein. Etwas rührte sich, nur ein Zucken und eine rollende Vase, die ausreichten um mich schreiend aus dem Geschäft rennen zu lassen. Ich hetzte so schnell und so gut ich konnte direkt in den nächsten Laden. Dunkelheit. Ich verschnaufte, schüttelte den Kopf. Das konnte nicht sein, ich war die Einzige. Ich redete mir ein, dass es nur eine Einbildung gewesen sei, ich war schließlich Hackedicht und das war auch der Grund warum ich dieses Ereignis schon nach zehn Minuten wieder vergas, fürs erste jedenfalls. Ich torkelte noch viel umher, lief gegen bestimmte Dinge, knallte gegen Glasscheiben und zerstörte auch noch viele, viele Sachen in der Mall.
Alkohol war eine üble Sache, dass durfte ich am nächsten Morgen noch erfahren. Mit einem brumenden Schädel wachte ich auf. Einen Kater zu haben war mies. Ich hörte die Stimme von meiner Mum in meinem Kopf umhersausen: „Das was man anrichtet, ist nicht so schlimm, wie die Folgen davon.“ Da musste ich ihr Recht geben. Ich sah mich um. Das Licht war viel zu hell und ich suchte nach meinen Sonnenbrillen, irgendwo in meinen Bettschränkchen. Als ich die beige-farbene gefunden hatte, setzte ich mich langsam auf, so ging es, etwas dunkler. Ich lag in meinem Zimmer, auf meinem Bett. Wie hatte ich es bis hier hin geschafft? Vor allem in dem Brautkleid, das ich immernoch trug. Es war wirklich groß. Um mich herum lagen mindestens 10-15 verschiedene Einkaufstüten in allen möglichen Farben. Wow, offensichtlich hatte ich Spaß gehabt. Ein Teil des Tages war nicht mehr in meinem Gedächtnis aber an den Vorfall konnte ich mich noch erinnern. Grußelig. Ich wollte mich später damit beschäftigen. Ich stand auf und zog unter Mühen das Kleid aus und schmiss es in die Ecke. Ich betrachtete mich im Spiegel. Alkohol machte wirklich nicht schön, meine Haare waren wild zerzaust, ich hatte tiefe Augenringe und gequält sah ich auch aus.
Nachdem ich mir was ordentliches angezogen hatte, schaute ich auf mein Handy:Dienstag / 15:07 / 12.04.19 / 17% / kein Netz
Ich fasste mir an den Kopf, er tat immernoch weh. Ich durchstöberte die Tüten und traf dabei auf einige, unnötige Sachen, wie ein Mini- Staubsauger, drei Barbiepuppen, vier Laptops, fünf Gurkengläser, sieben Bilderrahmen, ein Lillyfeekostüm, eine Winkekatze, acht Fernbedienungen, eine Halsschneeballband-für-Stofftiere-Packung '30 in 1' und ungefähr vierzig
Festnetztelephone im Disneystyle. Oh Gott, irgendwann schien ich wohl einfach nur noch die vielen Regale abgeräumt zu haben.
Ich räumte das Haus etwas auf und die Sachen in den Keller, bis auf das Essen. Nachdem ich mir etwas von den Gurken und Marshmallows, die ich auch geklaut hatte, gönnte, duschte ich mich noch ab. Danach legte ich mich wieder schlafen. Ich hatte für die nächste Woche erstmal genug erlebt.
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ALONE
Science FictionSehr Kurze Leseprobe: Die Dornen zerkratzten meine Arme und mein Gesicht, aber ich kümmerte mich nicht darum. Ich rannte aus dem Dickicht, ein paar Meter an dem Campingplatz vorbei, direkt weiter auf einen kleinen Weg, welcher eigentlich gesperrt wa...