Die Neugier hatte mich getäuscht. Ich hatte Angst. Das war keine Frage.
Ich hatte mich in so vielen Sachen geirrt, ich hatte nie vor in die Zukunft zu sehen, vielmehr brannte ich darauf zu erfahren, was passiert war. Warum wir hier waren. Wieso wir es waren. Wie hätte das passieren können? Ich hatte mir etwas vorgemacht, ich wollte hier kein neues Leben beginnen, ganz im Gegenteil, ich wollte mein Altes weiterführen.Andererseits hatten wir gerade dasselbe geträumt, davon erholte man sich nicht einfach. Wie oft kommt es schon vor, dass man das gleiche träumt? Ja, vielleicht wenn es einen sexy Schauspieler gibt, den jeder kennt und jedes zweite Mädchen davon träumt ihn zu küssen. Aber das hier, das war etwas anderes.
Der Traum hatte geschätzt dreißig Minuten gedauert. Das war nicht normal. Ich schauderte.
Ich starrte immernoch wie hypnotisiert auf meine Hand. Nachdem ich sie mir abgewischt hatte, war ich in dieser Pose erstarrt. Ich saß einfach nur da. Die Zeit rauschte an mir vorbei. Ich sah kaum etwas, da es noch dunkel war. Luc schaute traumatisiert in die Leere. Nach einer gefühlten Ewigkeit rührte er sich wieder. Er schnaufte und knipste eine kleine, gelbliche Campinglampe an. Das plötzliche Licht ließ meine Augen tränen. Obwohl, um ehrlich zu sein, ich wusste nicht ob es meine Gefühlslage oder das Licht war. Ich versuchte die Trauer einzuschließen, ich konnte es mir nicht leisten zu weinen. Nicht vor ihm. Er sah mich an. Seine Augen waren feucht. „Hey“, sagte er ruhig und doch zittrig. Luc streckte seinen Arm zu mir. Kurz bevor er Meinen anfassen konnte, fiel mir auf, dass mich das nur noch mehr verwirren würde. Ich zog meinen Arm zurück. „Stopp. Ich kann das nicht“, es war nur ein flüstern von mir. Ich brachte kaum ein Wort raus. Mir wurde kalt, während der Schweiß verdunstete.Ich stand auf und nahm mein Handy. Ich humpelte, die Wunde hatte ich nach dem Vorfall vergessen. „Phee, warte!“, hörte ich noch, aber ich saß schon außerhalb des Zeltes in der Finsternis. Die Lichtung wurde nur durch den strahlenden Halbmond erleuchtet. Eine sternklare Nacht. Es war frisch, deshalb fing ich an zu zittern. Schon bald würde die gold-rote Morgensonne aufgehen und mich dazu zwingen mit Luc zu reden.
Ich schaltete mein Handy an und stellte die Helligkeit ein:Mittwoch / 02:10 / 59% / 15.04.2019 / Netz
Ich bemerkte Gekruschtel von hinten und legte es beiseite. Luc kam wohl aus dem Zelt. Es war vielleicht falsch gewesen ihn zu bitten aufzuhören, ich brauchte Nähe, einen Gesprächspartner. Luc war kein Feind und wenn doch, was wäre jetzt noch so schlimm daran? Ich sah ihn als einen Partner nach nur zwei Tagen, einen Typen, den ich fast nicht kannte.
Ich winkelte meine Beine an und schlung meine Arme um sie.
Hinter mir schüttelte er etwas aus, es klang wie ein großes Stofftuch. Sekunden später wurde ich in eine dicke Kuscheldecke eingewickelt: „Du holst dir noch eine Erkältung. Gerade jetzt mit der Wunde, ich müsste den Verband heute wieder austauschen. Ist das okay? Oder willst du es selber machen?“, ich kicherte. Die Tatsache war, dass er mich in dieser Situation zum Lachen brachte.
Ich war ihm dankbar dafür. Er setzte sich neben mich.Er war jetzt wenigstens mit einer Hose und dem grauen T-Shirt bekleidet: „Meinetwegen aber ich will nicht bewusstlos sein.....
Können wir erstmal nicht über den Traum reden?“
„Aber das könnte eine Botschaft sein! Was ist wenn unser Unterbewusstsein uns irgendetwas sagen will?! Das wäre eine Spur!“
„Luc! Ich brauch ne Pause. Dringend. Wir können ja weiterforschen aber ich will nicht darüber reden, dass wir denselben Traum hatten.“
„Wir wissen doch gar nicht, ob wir den Gleichen hatten. Das ist doch der Punkt, Phee!“
„Ich brauch aber noch, okay?“
„Hmpf, okay. Wir können ja morgen aus dem Wald raus.“
„Wieso müssen wir raus? Sind doch erst zwei Tage hier.“
„Ja du aber ich nicht. Zehn kranke Tage oder na ja elf“, sagte er hysterisch.
Ich lachte: „Und was machen wir dort?“
„Wir finden heraus, was geschehen ist und machen es wieder rückgängig. Wohnen können wir bei mi- du wohnst doch in ner Villa?“
„Äh ja?“
„Wir schlafen dort. Noch Fragen?“
„Nein- äh doch. Ist das, das einzigste T-Shirt, das du hast?“
„Nein. Ich hab noch ein Dunkelgraues und ein Schwarzes“, sagte er verschmitzt.Ich gab ihm einen Teil der Decke ab als ich sah, dass er auch das Frieren begann. Leider war diese etwas zu klein für uns beide, weswegen wir näher aneinander rutschen mussten. Nicht so mein Stiel. Am Ende saßen wir eng zusammen gekuschelt auf der Lichtung. Es war erstaunlich warm für einen April. Ich lehnte meinen Kopf auf seine kräftige, massive Schulter und langsam vielen mir die Augen zu.
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ALONE
Science FictionSehr Kurze Leseprobe: Die Dornen zerkratzten meine Arme und mein Gesicht, aber ich kümmerte mich nicht darum. Ich rannte aus dem Dickicht, ein paar Meter an dem Campingplatz vorbei, direkt weiter auf einen kleinen Weg, welcher eigentlich gesperrt wa...