Der achte Tag (4)

54 8 0
                                    

Eine Woche, schon eine ganze Woche hatte ich in dieser Hölle verbracht. Es wollte einfach nicht aufhören.
Die ganze letzte Woche hatte ich die meiste Zeit vor dem Fernseher gefaulenzt und mir danach die Seele aus dem Leibe geheult. Einsamkeit, wie sehr ich sie hasste.

Meine bisherigen Tage bestanden nur aus Wasser und Strom sparen, Lebensmittel hatten wir bis jetzt genug, trotzdem war ich einmal beim Bäcker gewesen, fernseh schauen und nicht nur wenig, sondern übertrieben viel. Um genau zu sein, hatte ich die ganze Serie „How I met your mother“ beendet, mindestens 30 Marvel und DC Filme geschaut und „Pretty little liars“ bis zur vierten Staffel mitverfolgt. Immer wenn ich rausgegangen war, nun ja, da war nichts, nichts außer ich.

Ich stand wieder in der, mit regenbogenfarbenem Licht getränkten Küche und glotzte aus dem Fenster, auf die leere Straße. Es war das erste Mal, dass mir dieses Licht kein gutes Gefühl verleihte.

Ich drehte mein Handy auf die andere Seite und betrachtete die Daten:

Montag / 10:03 / 32% / 11.04.2019 / kein Netz

Wieso musste das Wlan eigentlich auch versagen? Eine Frechheit, wenigstens hielt der Akku ganz gut. Mein Handy vibrierte kurz, eine Nachricht? Eigentlich unmöglich, ich hatte schließlich kein Empfang. Ich scrollte nach unten und tatsächlich, eine Nachricht in- Schon wieder Yoda-Scheiße?! Ich rollte mit den Augen und runselte gleichzeitig die Stirn. Ich nahm meinen Block, den ich vor einer Woche hier abgelegt hatte und schrieb sie unter die Andere. Vielleicht hatte ich das Kontrollfreak-Gen ja doch von meinem Vater geerbt, ich meine, andere Menschen würden diese Nachricht vermutlich einfach ignorieren. Als ich fertig war, las ich sie mir wieder genau durch:

~Du vom Weg abgekommen bist, weil du verloren dich fühlst. Du nicht die Hinweise ignorieren darfst um die Geschichte zu vollenden. Du dich entspannen solltest um den richtigen Platz zu finden, jedoch vorsichtig du sein musst um keine Zeit zu schinden. Die Nachrichten gehalten werden muss geheim um nicht Feindes Freund zu sein.~

Sie war eindeutig länger als davor und verstehen tat ich sie wieder nicht. Ich prüfte die Nummer: '3 4 7 8 16 17'
Egal wer sie mir schickte, ich war wütend auf ihn. Ich sollte mich entspannen und doch aufmerksam sein um die Hinweise zu finden. Geht's noch?! Ich war komplett alleine hier! Derjenige sollte sich zu Boden schämen! Ich konnte nicht noch einen Tag vor dem Fernseher verrotten. Ich knallte den Block auf den Marmorküchentisch und riss die Kühlschranktür auf. Ich sollte mich entspannen? Das konnte er haben! Ich griff direkt zu den zwei Wodka- und Sektflaschen mit den Zetteln, worauf von meiner Mum geschrieben stand, dass ich die Finger davon lassen sollte. Ich machte die Tür mit meinem Knie wieder zu und öffnete danach die beiden Flaschen. Abwechselnd drank ich von ihnen, mal Wodka, mal Sekt. Danach steckte ich mein Handy schnell in meine hintere Hosentasche, schnappte mir wieder beide Flaschen und torkelte zur gewaltigen Eingangstür. Ich ließ sie offen. Wer sollte auch einbrechen? Ich rannte quer auf die Straße oder na ja, ich knallte dabei fast gegen eine Laterne. Ich hatte noch nie zuvor Alkohol getrunken, der Grund warum er jetzt richtig reinhaute. Ich sank auf die Knie und schrie in die Nichtbewohntenachbarschaft : „Du willst, dass ich relaxe?! - Wodkaschluck nehmen- Ich bin alleine verdammt! Wie könntest du mich verstehen?! Gar nicht, richtig! -Schluck vom Sekt nehmen- Aldo schreib mir nisch vor, wie's mir gehen soll! Mir geht es nämlisch aSsoZiAl SCHEIIẞEE! OK? Verstanden?! -Schluck vom Wodka- Aldo verzieh dich in deine Höllenhöhle und verreck, ich gehe jetzt nämlich einkaufen. Du Bastard! - Schluck vom Sekt - Oder naja, klauen halt, weil es eh niemanden interessiert!“

Meine Stimme war vermutlich kaputt geschrien, das war mir aber egal, mir war alles egal. Die Schimpfwörter, dass Alkohol keine Lösung war, hatte ich schon vergessen. Ich ging oder es war eher ein Taumeln und Wanken zum Einkaufszentrum. Als ich dort ankam war ich Hackedicht und führte die ganze Zeit Selbstgespräche. Ich hielt die halbleeren Flaschen in meinen Händen, nahm noch einen letzten Schluck und wollte sie dann in den Mülleimer neben dem Eingang werfen. Ich verfehlte das Ziel um ein paar Centimeter und sie zerschellten auf dem Boden. Da stand ich nun und wollte mit meinem Alkoholrausch shoppen gehen, gesagt bekam ich das aber nicht mehr auf die Reihe: „Daan jeh isch ma shobben hie! -hick- Dat wir beschimt luschdig! Allesch gaufen was isch will, hehe. -hick-“

Ich lief mit dem Kopf voraus und wollte die typische, verschmutzte Klinke herrunterdrücken, verfehlte jedoch auch die Klinke und krachte mit dem Kopf gegen die Tür, welche sofort nachgab und ich ins Shoppingcenter fiel. Mit voller Wucht auf den Boden, da hatte ich wohl doch etwas Tempo drauf gehabt. Ich rappelte mich auf und begann meine Tour mit diesem Satz: „Möschte die Shobbingdour beschinnen!- hick -“ Das dürfte lustig werden, dachte ich mir.
(805)

ALONEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt