Kapitel 6

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Wir machten uns noch im Bad fertig. Ich hatte immer bei ihm Zeug für die Nacht da. Zahnbürste und solch Sachen, da dies praktisch mein zweites Zuhause war.

Mir bot die Familie oft an, hier ein zu ziehen. Aber noch enger mit Liam zusammen hocken? Wir würden uns nur noch auf die Pelle rücken, ob das so gesund wäre? Ich lehnte immer ab. Liam hätte es toll gefunden. Er meint, da gebe es keine Nachteile, ich dachte da etwas anders.

Er war gerade fertig mit Duschen und stand hinter mir. Ich versuchte, sein Spiegelbild zu ignorieren. Ich wusch mir schnell das Gesicht und verdrängte sein Anblick. Als ich nach dem Handtuch griff und mir das Gesicht abtrocknete, hörte ich es hinter mir plätschern.

"Ist das dein ernst? Hättest du nicht warten können?"

"Ich muss nun mal Pinkeln!" Er drehte sich leicht zu mir um und traf halb denn Rand der Toilette.

"Bleib umgedreht und halt ihn gerade! Du musst nicht noch den Boden einsauen!"

"Ups!"

"Du bist eine Drecksau! Ich geh jetzt in's Bett!" Ich ging kopfschüttelnd aus dem Bad. Und er benetzte weiter fröhlich grinsend das innere des Klos.

Im Bett kam ich endlich auf andere Gedanken. Es hingen sexy Frauen an der Wand, die tätowiert waren. Ich hätte auch gern noch eines. Ich hatte bis dahin nur zwei Kleine. Eines am Unterarm und eines am Becken. Das, am Unterarm waren japanische Schriftzeichen für Leidenschaft, Glück, Loyalität, Ehre, Freundschaft und Liebe. Es sollen noch ein paar daneben. Ehrlichkeit und Freiheit. Das sind alles wichtige Werte. Am Becken hatte ich nur eine Silhouette eines Reptils. Ich liebte Reptilien. Liam hatte da einige mehr. Fast beide Arme voll. Nacken und Brust hat er auch schon angefangen.

Nach dem er das mit meinem Namen sagte, überlegte ich, seinen unter die Schriftzeichen zu tätowieren. Da eigentlich, so gut wie alle auf ihn zutrafen und für ihn die gleichen Werte wichtig waren.

Er hatte natürlich nicht nur Weiber an der Wand. Auch Vorbilder zum Trainieren und er liebte Bikes. Er will sich noch eines kaufen. Den Führerschein hatte er vor Kurzem bestanden. Er zeigte mir den Lappen extrem Stolz, weil für ihn ein Traum in Erfüllung ging.

"Was machst du?" Fragte er, als er aus dem Bad kam und sah, wie ich die Poster anstarrte. Er war nur in Boxershorts gekleidet, die ziemlich tief hing. Er wühlte durch sein noch vom Duschen feuchtes Haar und schaute mich weiter an.

"Nichts ... Ich überlege." Ich drehte mich in seine Richtung. Er schaute immer noch skeptisch. Ein Wunder, das er nicht gleich in's Bett sprang. Aber er sah etwas nervös aus. Er ist doch nicht so, wie er immer tat. Große Sprüche klopfen, aber soll er neben mir liegen, nur LIEGEN, bekommt er schon kalte Füße. Ich musste mir das Grinsen verkneifen.

"Ich hole noch was zu trinken! Willst du auch was? Vielleicht, sollte ich auch mal den PC ausmachen. Weil.."

"Halt die Klappe! Komm in's Bett oder geh auf die Couch. Seit wann bist du so ein Weichei?" Er schaute dann mürrisch. Es schien ihn zu ärgern, dass ich ihn so nannte.

Er stapfte in meine Richtung und schwang sich doch auf's Bett.

Ich drehte mich auf den Bauch und nahm seinen Arm, den ich vor mich legte. Ich schaute mir wieder seine Tattoos an. Er sagte nichts und beobachtete mich nur dabei. Dann legte ich mich auf seinen Oberarm und ging mit den Fingern über das Tattoo auf seiner Brust, was er vor kurzen anfing. Er lag da mit einem leichten Schmunzeln und seine Augen waren geschlossen. Den anderen Arm hatte er unter dem Kopf.

"Machst du das nun noch fertig? Ist ja schon paar Wochen her, dass du das angefangen hast." Er nickte kurz.

"Jupp. Aber ich möchte noch etwas sparren. Ein Motorrad will ich ja auch noch!" Er hätte seine Eltern fragen können, aber er war nicht so verwöhnt und wollte vieles selbst Zahlen. Er könnte gut auf eigenen Beinen stehen. Ich fand dies beeindruckend. Denn viele Kinder mit einem goldenen Löffel im Mund, sind normal das Gegenteil und nutzen aus, das die Eltern Geld haben. Die wissen noch nicht mal, wie man sich allein den Arsch abwischt. Sie haben nicht mal Angestellte, obwohl sie sich das locker leisten könnten. Das fand ich an der Familie immer so toll. Bodenständige Menschen mit Charakter!

"Wir sollten schlafen." Sprach ich dann und beugte mich über ihn, um ihn ein Kuss auf die Wange zu geben. Sein Blick verriet aber, dass er noch nicht schlafen wollte, sondern immer noch reden. Ich wusste auch worüber. Das ließ ihn wohl nicht los.

"Ja, der Typ. Zufrieden? Darum war ich so!" Ich legte mich auf seine Schulter und drehte mich auf den Rücken.

"Er schaute mich an. Er lächelte. Es war merkwürdig. Nicht was, sondern wie er es tat. Er war in einer meiner Vorlesungen."

"Mehr nicht? Hat der dir mit einem Lächeln so den Kopf verdreht?" Ich schaute hoch zu ihm.

"Du hast es nicht gesehen! Normal reagiere ich anders. Du weißt, Flirten, fallen lassen ... mehr will ich nicht. Mein Körper muss man sich verdienen!"

"Aber das kann auch nach hinten losgehen. Ich sag es dir seit Jahren, pass auf, mit wem du diese Spielchen treibst. Nicht jeder Mann, mag es ein Korb zu bekommen, wenn er erst heißgemacht wurde!"

"Es ist kein Heißmachen. Ich tausche nette Worte aus. Das ist was anderes. Und ihr fangt immer an..." Er fasste sich auf die Stirn und schnaufte.

"Ich weiß, du magst dieses Gefühl begehrt zu werden, aber nicht jeder spielt die Spielchen so gern mit wie ich! Pass einfach auf." Dann lachte er kurz auf.

"Aber hey, Leute wie Emanuel Sanchez lässt du ran. Also wie hat er sich das verdient? Genau wie Glenn Rochers. Und der ist wirklich ein Riesen Vollidiot!"

"Das waren Beziehungen! Da ist das normal oder? Aber nach den zwei Reinfälle ..." Ich sprach nicht zu Ende. Ich hätte die beiden Erschießen können. Hätte ich von Anfang an gewusst, wie die beiden sind, hätte ich mich nie auf die Arschlöcher eingelassen. Aber sie waren so heiß. Warum sind die heißen Jungs solche Flachwichser!

Liam schaute mich dann an. Er dachte wohl, da kommt noch was. Ich blieb aber schweigend neben ihm liegen.

"Aber mal wieder zu den Typen. Ist das wirklich dein Fall? Normal stehst du ja auf was anderes ..."

"Ja, schon. Er ist anders."

Mehr sagte ich nicht dazu. Denn, es war mir selbst unbegreiflich.

"Können wir jetzt schlafen?" Ich wollte nicht weiter drüber reden. Er nickte und schaltete das Licht aus. Er drehte sich zu mir, um den Arm um mich zu legen. Dann drückte er mich kurz an sich und gab mir ein Kuss auf die Stirn. Ich lag nicht das erste Mal zusammen mit ihm im Bett. Beziehungsweise, taten wir das in einem Zelt schon mal. Ich fand es angenehm ihn neben mir zu haben, der strahlte eine unglaubliche Wärme aus und beruhigte mich.

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