Kapitel 26

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Sam wusste nicht, was ich damals fühlte. Ich war heimlich verliebt in ihn. Er war meine erste große Liebe. Ich war fünfzehn, wo ich es das erste Mal spürte, das da mehr als Freundschaft ist. Er brachte mir bei, was es heißt, sich geborgen und sicher zu fühlen. Er brachte mir auch bei, was zusammenhalt hieß. Und er zeigte mir, was es hieß zu fühlen. Ich hatte aber nie was gesagt. Hatte immer Angst, er würde nicht genau so fühlen. Und jetzt wo er wieder da war, kommt alles wieder hoch. Das war wohl auch seine Sorge. Deswegen wollte er nicht, dass ich weiß, wer er war. Aber alles passiert, weil es passieren soll. Vielleicht ist er mein Schicksal.

Kurz nach Beendigung meiner Gedankengänge hörte ich Badezimmertür hinter uns. Ein Schweigen durchströmte den Raum. Ich stieg von Sam's Schoß und drehte mich langsam um zu Liam. Augen voll tiefe Enttäuschung, blickten mir entgegen. Seine braunen glänzenden Augen waren Matt und sahen lieblos zu mir rüber.

"Liam ... ich ... es war mein Fehler. Er hat nichts getan." Das Schweigen begann nach meinen Worten wieder, denn er erwidere nichts drauf. Nur ein kurzes Zucken seines Mundwinkels, den der kurz grimmig nach unten zog. Er riss sich in dem Augenblick extrem zusammen, nicht auszurasten, den seine zitternden geballten Fäuste sprachen für sich. Er ging mit dem Blick stur zu Tür an uns vorbei und ging aus dem Zimmer.

Ich schaute zu Sam und wartete auf eine Reaktion seinerseits. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Er schwieg aber weiterhin.

Ich lief nach draußen, um Liam zu beruhigen. Er muss klar im Kopf bleiben, genau so wie ich.

"Liam! Bitte, bleib stehen!" Er ignorierte erst meine bitte. Ich lief weiter hinter her und wollte ihn greifen. Kurz bevor ich sein Arm hatte, stolperte ich und fiel. Aber Liam drehte sich blitzschnell um und schaffte es, mich aufzufangen. Ich fiel ihm direkt in die Arme. Beim aufrichten wollte er seinen Griff um meinen Körper lösen, ich wiederum ließ meine Hände um seinen Hals. Ich griff in sein Nacken und wollte nicht mehr von ihm weichen. Es tat mir so leid. Mir liegt es fern ihn zu Verletzten oder gar zu provozieren. Er stand dann einfach nur da, die Hände hingen wie leblos neben ihn. Sein Kopf war weggedreht und sein ganzer Körper war angespannt. Ich wusste nicht, ob ich ihn loslassen sollte, oder weiter versuchen ihn zu beruhigen. Zu versuchen ihn zu zeigen das er mir auch wichtig ist. Aber bevor ich was sagen konnte, legte er doch einen Arm um mich. Ein schwerer seufzter kam über seine Lippen. Dann herrschte wieder stille.

"Du musst dich entscheiden." Beendete er das schweigen und drückte mich leicht weg von sich. Sein Blick immer noch abgewandt. Ich ließ ihn dann doch los, da ich das Gefühl hatte, es würde nichts bringen.

"Schau mich bitte an." Meine Stimme war kaum zu vernehmen. Ich hatte Angst, überhaupt was zu sagen. Angst, es könnte das falsche sein. Er ging meiner kaum Hörbaren bitte aber nach, auch wenn nur sehr zögerlich.

"Es ist schwer ... euch beide wieder zusammen zu sehen. Und dann noch so ..." Er ging ein paar Schritte weg. Er war sehr niedergeschlagen und verletzt. Er rieb sich über den Nacken und lief hin und her. Ich blieb einfach starr stehen und beobachtete ihn nur. Dann blieb er stehen und schaute mich an. Mit Enttäuschten und zugleich wütenden Blick.

"Er hat dich vier Jahre glauben lassen, er sei tot! ICH habe dich zurück ins Leben geholt. Ohne mich wärst du in deiner Depression eingegangen! Ihm war das scheißegal!" Ich schüttelte nur den Kopf. Tränen flossen über meine Wangen. Mein ganzer Körper zitterte. Aber eine Antwort hatte ich nicht.

"Ist es nicht so? Antworte! Er hat es sich immer zu leicht gemacht, oder nicht? Ich war immer bei dir, auch wenn ich es nicht konnte! Er schob alle Verantwortung für dich, immer auf mich ab! Wo war er die letzten vier Jahre? Bei deiner Depression, deinem Krankenhausaufenthalt? Wo war er, um dich vor anderen Typen zu schützen, oder vor Dummheiten! Im Heim hat er auch nur geholfen, weil du drum gebeten hast, weil du.. du zu mir wolltest! Weil ..."

"Halt den Mund!" Ich wollte das nicht hören. Er sah alles nur negativ. Das wahre ich von Sam, erkannte er nicht. Er war blind vor Eifersucht.

"Er hat das alles für dich getan! Er wollte, dass DU mit mir glücklich bist. Er denkt immer nur an dich. Er will mir nicht zu nah kommen, anfassen oder gar eine kleine Berührung schenken, vor Angst das du MICH verlassen könntest! Du siehst nur das, was du sehen willst. Du suchst ein Grund ihn zu hassen. Aber das lasse ich nicht zu! Er hätte weiter für dich, sich versteckt, damit ich nie rausgefunden hätte, dass er lebt. Weil er Angst hat, dass ich mich wieder in ihn verlieben könnte. Er will aber, dass ich DICH liebe! Also, was macht er falsch! Wenn gebe mir die Schuld und nicht ihm!"

"Wieder?" Seine Worte klangen überrascht. Bis ich nachdachte und mich erinnerte warum. Ihm habe ich es auch nie gesagt. Keiner wusste es.

"Du ... du hast ihn mal ... oder tust du?" Er schaffte es, kaum noch ein vernünftiges Satz zu formulieren.

"Ich weiß es nicht." Und das war sogar eine ehrliche Antwort, wo ich hoffte, er würde sie mir glauben. Sein Blick wanderte an mir vorbei. Sam stand hinter mir an der Tür. Er schien etwas frustriert zu sein. Er erwiderte Liam's Blick und hielt ihm stand.

"Ich hätte euch nicht helfen sollen. Tut mir leid Liam. Ich wollte euch helfen, aber das schien ein Fehler zu sein." Eine Antwort bekam Sam nicht. Liam verließ das Motel und ließ uns einfach stehen ohne weitere Beachtung.

Ich schaute Liam nicht nach, als er ging, denn ich war geschockt und etwas verletzt von Sam's Aussage. Ich war tief enttäuscht, dass er es als Fehler sah mir zu helfen. Er kam näher und wollte was sagen, aber in dem Moment schlug ich ihm mit der flachen Hand ins Gesicht.

"Ein Fehler? Bin ich also ein Fehler? Nicht wert Hilfe zu bekommen? Hilfe von jemanden dem ich angeblich viel bedeute! Warum ist es dann ein Fehler? Oder würde ich dir nur was bedeuten, wenn Liam nicht wäre? Wovor hast du Angst? Vor ihm, oder vor deinen Gefühlen?!" Ich schrie und schrie. Ich ließ meine ganze Wut an ihn aus. Zwischendurch schubste und schlug ich ihn gegen die Brust. Ich weinte aus Wut und verletzten Gefühlen. Er hat sich so in die Idee verrannt, dass ich zu Liam gehöre, das er nicht mehr klar denken konnte. Er ließ alles über sich ergehen. Das Schlagen und Anschreien. Er stand einfach da und blickte mir dabei direkt ins Gesicht. Warum tut er mir das an?

"Warum? Was habe ich getan?" Es fing an zu Regnen. Tropfen fielen vor mir auf den Boden. Erst fielen sie leise und sanft, bis sie in Strömen auf uns runter prasselten. Ich schaute ihn an. Vollkommen fertig, weinend und durchnässt. Und immer die Frage, könnte er mich überhaupt wieder lieben?

Love Game - Gefährliches Spiel!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt