Kapitel 17

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Tyr hingegen machte sich auf den Weg zum Krankenzimmer. Sture Lya, sie hatte schon immer bei ihm sein wollen selbst wenn es gefährlich war. Als er die Tür öffnete, sah er Lya von sich abgewandt auf einer Liege sitzen. Die Knie angezogen und den Blick starr zur wand, beachtete sie ihn nicht.

"Geht weg! Solange mir keiner sagt, wo Tyr ist, will ich euch nicht sehen."

Ihre Stimme brach am Ende. Tyr schloss für einen Moment die Augen.

"Es tut mir leid."

Sie wirbelte herum.

"Tyr?"

Sie rannte zu ihm und schlang die Arme um ihn. Tyr atmete ihren vetrauten Geruch ein und die Unruhe in ihm legte sich ein wenig.

"Ich wusste nicht, dass sie dich wegbringen wollten. Ich hatte keine Chance sie zu überzeugen. Ich wusste nicht...", fing sie an zu erklären.

"Lya", unterbrach er sie.

Sie sah ihn an. In ihren Augen sah er Reue.

"Ich wusste, dass ich nicht bleiben konnte. Es war in Ordnung für mich. Ich selbst habe sie gebeten dir nichts zu sagen."

Lyas Herz zog sich zusammen.

"Was? Warum?"

Tyr legte ihr die Hände auf die Schultern und sah sie an.

"Weil du mir gefolgt wärst und das wollte ich nicht. Du bist hier sicher, sicherer als in der Burg. Und du lebst mit Menschen zusammen, die dir freundlich begegnen. Du solltest nicht mit mir gehen."

Lya trat von ihm zurück.

"Das hast nicht du zu entscheiden. Wenn ich mit dir kommen möchte, dann komme ich mit dir. Ich bin nicht schwach. Du musst nicht für mich entscheiden."

In ihrer Stimme klang Schmerz.

"Es tut mir leid", wiederholte Tyr.

"Was ist aus dem wir gegen den Rest der Welt geworden?", fragte sie leise und wandte den Blick ab.

Tyr holte tief Luft.

"Ich wollte nie, dass du dich zwischen den Menschen und mir entscheiden musst."

Sie seufzte tief. Tyr fuhr der Laut direkt ins Herz.

"Mach das nie wieder, Tyr. Es ist meine Entscheidung und die hätte ich getroffen."

Tyr nickte ernst. "Du hast Recht. Ich würde auch nicht wollen, dass du solch eine Entscheidung für mich triffst. Verzeih mir."

Lya merkte, dass er es ernst meinte und streckte sich, um ihm einen sanften Kuss zu geben.

"Was hat sie dazu bewegt dich wieder reinzulassen?", fragte Lya ihn leise.

Als würde ihr bei der Frage erst bewusst werden, wie seltsam es war, dass er wieder da war, runzelte sie besorgt die Stirn.

"Was ist passiert?"

Sie trat einen Schritt zurück und ließ ihren Blick hektisch über seinen Körper schweifen und blieb dann an seinem ernsten Gesicht hängen.

"Ein Trupp meines Vaters hat die Menschen überrascht."

Tyrs Blick verhärtete sich.

"Ich habe versucht ihnen zu helfen. Drew hat einen ausgekugelten Arm davongertragen. Ich nur eine Schnittwunde am Arm."

Er zeigte sie Lya, die erleichtert aufseufzte als sie sah, dass es nicht so schlimm war. In seiner Ausbildung war er oft verletzt worden. Vor Lya hatte er das nie verheimlichen können. Sie hatte gelernt zu wissen wie schnell sich sein Körper heilte.

"Und die anderen?", fragte sie ängstlich.

"Rachel ist unverletzt, aber Zach mussten wir zurück lassen."

Ihr Kopf ruckte hoch.

"Ist er tot?"

Er schüttelte langsam den Kopf.

"Sie haben ihn mitgenommen und werden versuchen so viele Informationen wie möglich von ihm zu bekommen."

Lya schlug die Hände vor den Mund.

"Was machen sie wenn er nichts verrät?"

Tyr schwieg. Die Tür hinter ihnen wurde aufgestoßen und Drew, Rachel, Rose und der Mann mir dem verbundenen Auge betraten den Raum.

"Wäre besser, wenn du uns jetzt alles mitteilst was du weißt, Wölfchen", fauchte er Tyr an, der herumgewirbelt war und Lya hinter sich geschoben hatte.

"Was Reed damit sagen will ist, dass wir alles was du uns sagen könntest, brauchen könnten. Jeden Eingang der Burg, Wachwechsel, Truppenstärke und so weiter", sagte Drew und trat zu Tyr.

Tyr nickte.

"Unter zwei Bedingungen."

Reed schnaubte.

"Erlaub dir nicht zu viel, Wölfchen."

Tyr ignorierte ihn.

"Wir planen so, dass die Wolfskinder nicht ins Gefecht geraten und ihr bezieht mich in den Plan ein, denn ich werde mitkommen."

Drew überlegte kurz und sah dann zu den anderen. Rachel nickte, Rose auch aber zögerlich. Reed schüttelte entschieden den Kopf.

"Damit er uns dann in den Rücken fallen kann? Überlegt doch mal. Es wäre die perfekte Gelegenheit uns alle auf einen Schlag zu beseitigen."

Tyr knurrte.

"Und was soll ich tun, wenn ihr alle tot seid? Mein Volk wird mich wohl kaum mit offenen Armen empfangen."

"Wenn du ihnen die Köpfe der Rebellen bringst, dann schon", konterte Reed.

"Reed", brachte Drew ihn zum Schweigen.

"Außerdem", mischte sich Lya ein und trat vor, "darf Tyr hier bleiben und zwar für immer."

Entschlossen reckte sie das Kinn als rechne sie mit Widerspruch.

"Das wird Zach mitentscheiden müssen, aber ich denke er wird wissen, dass du uns geholfen hast und es sollte keine Probleme geben", sagte Drew.

"Du kannst dem nicht wirklich zustimmen wollen", regte sich Reed auf.

Mit wütend funkelnden Blick trat er zu Drew.

"Was würde Zach dazu sagen, dass du einen Wolfsmenschen vertraust und das Leben aller Menschen hier ihm auslieferst?"

Reed ballte die Hände und sah aus als wollte er sich auf Drew stürzen. Langsam wandte sich Drew zu Reed. Seine offensichtliche Ruhe war beängstigend.

"Es wäre mir egal. Ich weiß, dass Zach vielleicht nicht so gehandelt hätte. Aber er ist nicht hier und ich vertraue Tyr, dass er uns nicht verrät."

"Bitte, dann lasst euch doch alle umbringen und lauft blindlings in eine Falle", rief Reed wütschnaubend, warf die Hände hoch und stapfte aus dem Raum.

Er knallte die Tür hinter sich zu und für einen Moment war es still im Raum.

"Er beruhigt sich wieder", murmelte Rose schließlich.

"Hoffen wir es", sagte Tyr, "denn für diese Mission werden wir jeden Kämpfer gebrauchen können."

Er wandte sich an Drew.

"Ich brauche Material, um die Burg zeichnen zu können. Habt ihr so etwas?"

Drew nickte. Rose war schon in ihrer Kammer verschwunden und kam kurz darauf mit Papier und Kohle zum Zeichnen wieder. Tyr nahm es und begann den Umriss der Burg zu zeichnen. Er erklärte sämtliche Ein- und Ausgänge, auch die geheimen. Hin und wieder warf auch Lya was ein zu den Dienstbotenflügeln. Tyr erläuterte das System der Wachablösung und an welchen Stellen Wachen standen.

"Aber", warnte er, "es kann sein, dass sie es verändert haben. Nun wo ich bei euch lebe."

Drew nickte.

"Dann werden wir verschiedene Möglichkeiten besprechen, um auf alles vorbereitet zu sein."

"Gut", sagte Tyr, "dann lasst uns den Plan entwerfen." 

Spiel der Wölfe Tyr & LyaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt