Spiel der Wölfe Tyr & Lya

Kapitel 30

Tyr führt Lya weiter. Es war nicht mehr weit bis zum Rebellenversteck. Er wusste sie hatten die Wolfsmenschen abgehängt. Trotzdem machte er nicht den Fehler sorglos zu werden. Ständig sah er sich um und lauschte. Lya hingegen machte sich über andere Dinge Gedanken. Das letzte Mal als sie Zach gesehen hatte, war er von der Folter der Wolfsmenschen fast ohnmächtig gewesen. Sie hoffte, dass er es überlebt hatte. Gleichzeitig fürchtete sie, dass er Tyr nicht mehr akzeptieren würde. Ihre Gedanken wurden unterbrochen als ihnen jemand in den Weg trat. Tyr reagierte als hätte er gewusst, dass jemand in der Nähe war. Er schob Lya hinter sich und spannte sich an. Die Gestalt hatte einen Mantel an. Die Kapuze war bis über die Stirn gezogen. Die Sekunden verstrichen und keiner rührte sich.

"Triff deine Entscheidung", sprach Tyr plötzlich den Unbekannten an.

Lya sah Tyr verwirrt an. Dieser spürte ihren Blick und drückte beruhigend ihre Hand. Der Fremde setzte sich in Bewegung. Sein Schweigen machte Lya nervös. Direkt vor Tyr blieb er stehen. Dann streifte er sich die Kapuze vom Kopf. Im ersten Moment erkannte Lya ihn nicht. Sie schnappte nach Luft als sie das von Narben übersäte Gesicht sah. Grüne Augen streiften ihre. Dann wandte sich Zach wieder Tyr zu.

"Ihr seid tatsächlich entkommen."

Seine Stimme war hart.

"Wir hatten Hilfe", antwortete Tyr ruhig.

Zachs Blick wanderte wieder zu Lya.

"Liebst du ihn immer noch?"

Lya nickte, verwirrt von der Frage.

"Schade", antwortete Zach.

Tyr spannte sich an. Er konnte absolut nicht sagen, was in Zach vorging. Er hatte sich verändert.

"Dann muss ich euch wohl beide wieder aufnehmen."

Mit diesen Worten drehte sich Zach wieder um und ging voran. Erst jetzt traten auch Drew und Rachel aus den Schatten der Bäume. Drew nickte ihnen zu.

"Beachtet sein seltsames Verhalten nicht", raunte Rachel, "er erholt sich noch."

Lya nickte ihr dankbar zu. Tatsächlich war ihr nicht ganz wohl gewesen Zach einfach so zu folgen. Es hatte eindeutig Hass in seinen Augen gelegen als er Tyr angesehen hatte, obwohl er versucht hatte es zu verbergen. Sie gingen weiter und betraten bald darauf das Rebellenversteck. Ruben lief auf sie zu. Drew bückte sich und hob seinen Sohn hoch.

"Na Großer, was machst du hier?"

Zach ignorierte den Zwischenstopp und verschwand einfach im Gang. Nachdem Rachel Ruben begrüßt hatte, folgte sie ihm. Zurück blieben Lya, Tyr, Drew und Ruben.

"Ich habe bemerkt, dass die anderen nervös waren und habe mir Sorgen gemacht", antwortete Ruben auf Drews Frage.

Er schaute über Drews Schulter zu Tyr und Lya.

"Habt ihr sie befreit?", fragte er seinen Vater und schaute ihn ehrfurchtsvoll an.

Drew schmunzelte.

"Das mussten wir gar nicht. Sie haben sich selbst befreit."

Ruben strahlte.

"Das hätte ich mir denken können", meinte er.

Er wollte wieder auf den Boden und Drew setzte ihn ab.

"Ich habe jetzt Unterricht bei Saige", sagte Ruben, "aber nachher müsst ihr mir alles erzählen."

Lya nickte.

"Das machen wir", versicherte sie ihm.

Ruben winkte noch einmal und sauste dann davon.