Part 3

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Stunden später waren Karin und Stefan nach dem gemeinsamen Einkauf wieder bei sich zu Hause. Sie standen in der Küche und versorgten die eingekauften Lebensmittel. Karin packte das Gemüse in die große Holzkiste, während Stefan den Kühlschrank befüllte.

„Ich hab wirklich gedacht, dass es sich um 'ne echte Beerdigung handelt.", rechtfertigte Stefan sein Handeln erneut. „Außerdem bin ich Lehrer und kein IT-Experte." „Ich weiß." Nach dem ersten kurzen Schock war Karin sofort klargewesen, dass es sich um ein Missverständnis handeln musste. Sie kannte ihren Mann. Er kam zwar regelmäßig auf verrückte Ideen, aber seinen Beruf als Lehrer nahm er mindestens genauso ernst wie sie es tat.

Karin drehte ihm gerade den Rücken zu, um den Rest an Lebensmitteln aus der Einkaufstüte zu holen, als Stefan fragte: „Wie war's denn bei Dr. Franke?" Verdammt. Die blonde Frau hielt in ihren Bewegungen inne. Sie war gerade mehr als froh, dass er ihr Gesicht nicht sehen konnte. Denn sie hatte keine Ahnung, was sie ihm darauf antworten sollte. Sie wusste, dass er ihr eine Lüge nicht abkaufen würde, aber die Wahrheit wollte sie ihm auch nicht sagen. Er sollte sich keine unnötigen Sorgen um sie machen, das machte sie selbst schon zur Genüge. Sie wollte erstmal das Ergebnis abwarten, bevor sie jemandem davon erzählte.

Karin wandte sich ihm also wieder zu, als wäre nichts gewesen, als hätte sie seine Frage überhört. „Eigentlich müssten wir IT-Experten werden.", griff sie daher das Schülerthema wieder auf, „Ich meine, die zieht sich aus der Realität zurück und wir kriegen nichts mit." „Ah, okay.", meinte Stefan, während er die Gemüsekiste nach oben über ihre Kücheninsel zog. „Ich meine, wenn die Realität aber so scheiße ist und man dann auch noch gemobbt wird... Ich meine, vielleicht ist es dann besser so?"

Die Lehrerin war zwar erleichtert, dass er seine eigentliche Frage nicht erneut aufgriff, schaute ihn nun allerdings skeptisch an: „Wie kann 'ne Computerwelt besser sein?" Gerade jetzt, als sie sich nicht sicher sein konnte, ob sie ihr Leben, so wie es bisher war, nicht vielleicht verlieren würde, konnte sie sich kein schöneres vorstellen. Niemals konnte eine fiktive Welt besser sein als die echte. Mit all den Menschen, die sie liebte.

Karin erkannte das leuchtende Funkeln in Stefans Augen und wusste nur zu gut, was dies bedeutete. Er hatte eine Idee. „Weißt du was? Finden wir's raus!" „Wie?" Er warf ihr ein siegessicheres Lächeln zu. „Ja du hast keine Ahnung, ich hab keine Ahnung, aber ich hab 'nen Laptop und Internet." Die blonde Frau liebte seinen Tatendrang sowie den Optimismus in seiner Stimme. Sie musste auflachen. „Okay." Das würde sicher lustig werden. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal ein Computerspiel gespielt hatte und Stefan präferierte ebenfalls völlig andere Freizeitaktivitäten...



Wenige Minuten später saßen die beiden nichtsdestotrotz nebeneinander am Esstisch und starrten auf Stefans Laptop, der sich auf dem Tisch befand. Es war kein Problem gewesen, das entsprechende Spiel zu finden und sie hatten es ohne zu zögern begonnen. Allerdings befand sich das Paar noch ganz am Anfang. Besser gesagt, vor dem Anfang.

Karin erstellte Stefans Spielfigur, ihre eigene hatten sie immerhin schon fertig. Sie wählte gerade Frisur sowie Haarfarbe für die Figur aus, als sich Stefan empört zu Wort meldete: „Entschuldige? So sehe ich doch gar nicht aus!" Augenblicklich wandte sie ihren Kopf nach links und blickte ihren Mann verständnislos an: „So siehst du total aus!" „Okay, noch so ein Spruch und du kriegst hier wieder Elfenohren.", erwiderte er herausfordernd und Karin musste lachen. Mittlerweile war sie sehr optimistisch, dass sie in den nächsten Minuten viel Spaß haben würde.

Als sie kurz darauf das Spiel mit Stefans Figur startete und zu laufen begann, bestätigte sich ihre Vermutung mehr und mehr. „Ey, lass mal gut sein, so lauf ich auch nicht!", beschwerte sich Stefan prompt und Karin überließ ihm gespannt die Tastatur.

Vollske - Nimm dein Schwert mitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt