Vollske - Nimm dein Schwert mit

Part 9

Während Stefan und Karin ihn verwirrt anstarrten, strahlte Dr. Franke wie ein Honigkuchenpferd. Er schien sich köstlich über die Verständnislosigkeit der beiden zu amüsieren.

Karin zog die Stirn in Falten und überlegte. Okay, dann musste man also mehr Jod zu sich nehmen, wenn man schwanger war. Na und? Warum sagte er ihr das? Sie war doch gar nicht... Nein! Karin ging ein Licht auf und ihre blauen Augen wurden groß.

„Was wo-...", wollte Stefan noch immer irritiert nachfragen, als Karin ihn unterbrach: „Ich bin schwanger?"

Dr. Franke lachte vergnügt und klatschte in die Hände: „Sie haben's erraten!" Obwohl Karin das hatte, konnte sie es nicht glauben. Sie war schwanger?! Ihr Kopf arbeitete in Höchstgeschwindigkeit. Konnte das wirklich stimmen? Sie selbst hatte noch keinerlei Anzeichen gemerkt. Aber immerhin berief sich Dr. Franke auf die Untersuchungsergebnisse, oder nicht? Also musste es wahr sein.

Karin wandte ihren Kopf gedankenverloren zu Stefan. Sie hatten in letzter Zeit wirklich nicht verhütet, weil sie es auf eine erneute Schwangerschaft hatten ankommen lassen wollen... Natürlich stimmte es!

Als Stefan ihren abwesenden Blick erwiderte und sie an der Schulter sanft schüttelte, löste sich Karin augenblicklich aus ihren Gedanken. Ein großes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. Sie war schwanger! Auch Stefans Augen glänzten vor Freude: „Wir bekommen ein Baby.", brachte er fassungslos und zugleich überglücklich hervor. Im nächsten Moment erhoben sich beide von ihren Stühlen und umarmten sich innig. „Ja. Ja!", meinte Karin euphorisch und spürte die Tränen in sich aufsteigen. Frida würde ein Geschwisterchen bekommen!

Das Ehepaar löste sich wieder voneinander und Karin ging das Herz auf, als sie sah, dass Stefans Augen ebenfalls feucht waren. Seine gezeigten Emotionen machten deutlich, wie glücklich er war, wieder Vater zu werden. Seine ehrliche Freude berührte Karin ungemein und sie lächelte den Braunhaarigen liebevoll an: „Ich liebe dich." Sie hauchte ihm einen zärtlichen Kuss auf die Lippen. „Und ich liebe dich.", flüsterte Stefan mit rauer Stimme und fuhr ihr leicht über die Wange. Seine Augen strahlten vor Dankbarkeit und Liebe. Karin wusste, dass er viele Kinder haben wollte und sie war mehr als glücklich, ihm – und natürlich sich selbst – diesen Wunsch erfüllen zu können.

Die Konrektorin konnte ihr Glück kaum fassen. Sie liebte ihre Mutterrolle über alles und konnte es nicht erwarten, ihr zukünftiges Familienmitglied in dieser Welt willkommen zu heißen. Karin musste schluchzend auflachen. Wie verrückt das Leben doch spielte! Noch vor weniger als vierundzwanzig Stunden hatte sie gedacht, ihr Leben wäre bald zu Ende und jetzt erfuhr sie, dass in diesem Augenblick ein neues in ihr heranwuchs. Sie wischte sich über die nassen Augen. Egal, ob Schicksal, Fügung oder Zufall, sie konnte den verantwortlichen Mächten nicht genug dafür danken!

Nachdem die beiden Lehrer die Nachricht fürs Erste verarbeitet hatten, setzten sie sich wieder auf ihre Plätze, die Hände fest ineinander verhakt. Sie widmeten sich wieder Karins Arzt zu. „Woher genau wissen Sie es?", erkundigte sich Stefan und seine Frau ergänzte: „Ich selbst hab noch gar nichts gemerkt."

Dr. Franke schaute die beiden weiterhin selig lächelnd an. Er schien sich ebenfalls aufrichtig für das Paar zu freuen. „Das ist auch kein Wunder.", meinte der Blondhaarige, „Sie können höchstens seit zwei, drei Wochen schwanger sein. Im Labor haben sie es zufällig rausgefunden, als sie Ihre Blutwerte untersucht haben. Ein Bluttest kann eine Schwangerschaft nämlich schon sechs bis neun Tage nach der Befruchtung feststellen, das schafft noch nicht mal der Schwangerschaftstest." Dr. Franke schloss ihre Patientenakte und wartete auf eine Reaktion ihrerseits. Karin nickte langsam. Das ergab natürlich Sinn. „Okay, dann danke.", entgegnete sie ein bisschen überfordert, ergänzte dann aber mit sanfter Stimme: „Wir freuen uns wirklich sehr."