Part 10

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Das Ehepaar hatte ihre Idee, all die guten Neuigkeiten ein wenig zu feiern, wirklich in die Tat umgesetzt. Nach dem gemeinsamen Abendessen zu Hause mit Frida hatten sie diese bei Rose abgesetzt. Dieser hatte Stefan am Morgen nämlich angeboten, sich um Frida zu kümmern, falls deren Eltern Zeit für sich bräuchten. Das hatte er zwar sicherlich etwas anders gemeint, aber die beiden Lehrer hatten auch nicht vor, ihn in ihr Vorhaben einzuweihen.

Karin hatte die ganze Zeit über ebenfalls keine Ahnung gehabt, was Stefan eigentlich vorhatte. Es sollte eine Überraschung werden. Daher war die blonde Frau ganz schön verwundert, dass sie von Roses Haus aus nicht wieder heimfuhren, sondern in die Schule.

Doch entgegen ihrer Skepsis waren Stefans Ideen fantastisch. Sie mussten zwar einiges Aufbauen, um seine Pläne realisieren zu können, aber der Aufwand hatte sich definitiv gelohnt. Für Karin war es einer der schönsten und spaßigsten Nächte ihres Lebens...


Angefangen hatte Stefans Spaßprogramm in der Turnhalle. Auf zwei riesigen Trampolinen, die direkt nebeneinander standen, hüpften die beiden um die Wette. Karin amüsierte sich prächtig. Sie warfen sich in der Luft Küsse zu, machten einen Wettkampf daraus, wer höher springen konnte und versuchten sich an akrobatischen Einlagen. Die blonde Frau fühlte sich mit Stefan in der Luft frei und schwerelos. Ohne schweren Ballast oder irgendwelche Sorgen. Sie hatte das Gefühl in den Himmel greifen zu können. Für kurze Zeit konnte sie fliegen. Es war unglaublich schön. Schon jetzt hatte die blonde Frau großen Spaß und es würde noch besser werden!


Der nächste Programmpunkt war ein Bobby-Car Wettrennen im Flur vor Stefans Chemieraum. Den dazugehörigen Hindernisparcours aufzubauen, hatte zwar viel Zeit in Anspruch genommen, war dafür aber besonders lustig gewesen. Sie hatten die verrücktesten Gegenstände in ihren Parcours eingebaut, hatten alles genommen, was sie finden konnten. Karins persönliches Highlight war, dass Stefan, ohne mit der Wimper zu zucken, zwei Türen aus den Angeln gehoben hatte und diese ihnen nun als Startrampe dienten.

Sie platzierten sich mit ihren Bobby-Cars jeweils auf einer der konstruierten Rampen, während Stefan von ‚drei' runterzählte. Karin legte dabei absichtlich einen Frühstart hin und umrundete lachend die aufgestellten Hindernisse, Stefan dicht auf ihren Fersen. Sie kam als erstes bei der Ballwurf-Station an. Hier durften sie erst weiterfahren, wenn es ihnen gelang, mit einem der umliegenden kleinen Bälle einen der aufgestellten Behälter zu treffen. Die beiden Behälter standen allerdings ganz oben auf hohen Regalen und da Werfen sicherlich nicht zu Karins Stärken gehörte, verlor sie prompt die Führung.

Sie traf das blöde Teil einfach nicht! Stefan fuhr bereits breit grinsend weiter. Ihm fehlten nur noch wenige Meter, bis er das Ziel, eine Weichbodenmatte, erreicht haben würde. Das wollte sich Karin jedoch unter keinen Umständen gefallen lassen. Sie erhob sich kurzerhand von ihrem Gefährt und rannte mit dem kleinen Bobby-Car in der Hand an einem überraschten Stefan vorbei, der wild protestierte. Die junge Mutter warf sich jubelnd auf die Matte. Kniend riss sie die Arme in die Höhe und feierte sich für ihren, wie sie fand, wohlverdienten Sieg.

Ihre kindliche und ehrliche Freude sorgte bei Stefan für schnelle Akzeptanz. Er sparte sich weitere Proteste, sondern schaute ihr glücklich lächelnd bei ihrem Siegestanz zu, bevor er sich zu ihr auf die große Matte gesellte...


Ihr nächstes und zugleich letztes Vorhaben gefiel Karin rückblickend am besten. Der neue Schauplatz war das Basketballfeld auf dem Schulhof. Die beiden platzierten sich in dessen Mitte, als Stefan die mitgebrachte Musikbox anmachte und eine kleine Auswahl an Karins Lieblingsliedern ertönte. Im nächsten Augenblick fing das Paar wild zu tanzen an. Sie bewegten sich laut lachend zur Musik. Karin fühlte sich vollkommen befreit. Sie konnte sich gut vorstellen, wie bekloppt die beiden wohl aussehen mussten, aber das war ihr völlig egal. Sie hatte in diesem Moment den Spaß ihres Lebens!

‚Turn your magic on, to me she'd say; everything you want's a dream away; we are legends, every day; that's what she told him...'

Stefan und Karin hüpften, schrien und tanzten, bis ihnen die Luft ausging. Danach bewegten sie sich einfach langsamer weiter. Die blonde Frau schloss glückselig die Augen und drehte sich mit ausgestreckten Armen einmal im Kreis. Sie konnte sich nichts Schöneres vorstellen, als hier in der Schule und mitten in der Nacht mit Stefan wie verrückt zu tanzen.

‚I feel my heart beating; oh, you make me feel like I'm alive again; alive again; woo hoo, woo hoo'

Als sich die Lehrer bei ihrer nächsten tänzerischen Bewegung näher kamen, beschloss Karin, dass es an der Zeit war, zusammen zu tanzen. Sie griff begeistert nach Stefans Händen und dieser verstand sofort. Anfänglich machten sie mit ihren willkürlichen Schritten weiter, diesmal aber dem anderen angepasst und Hand in Hand. Der Braunhaarige drehte seine Frau solange um die eigene Achse, bis ihr leicht schwindlig wurde und sie in seine Arme fiel.

Die beiden schauten sich völlig außer Atem und überglücklich an. Stefan lächelte voller Liebe und hauchte ihr einen kurzen Kuss auf die Lippen. „Noch genug Kraft für ein letztes Lied?", fragte er laut atmend. Sein Brustkorb hob und senkte sich schnell. Karin hatte nicht mal mehr genügend Luft, um überhaupt Worte zu bilden, stattdessen nickte sie einfach.

Stefan holte sein Handy aus der Hosentasche und wechselte das gerade laufende Lied. Er startete ein ganz besonderes. Karin blieb der Mund offen stehen. Ihre Augen hatten ein magisches Glänzen bekommen, das Stefan zeigte, wie sehr ihr seine Idee gefiel. Er brachte sich in Position und streckte seine Hand einladend nach Karin aus. „Du weißt hoffentlich noch, wie man Tango tanzt?"

Karin nickte überwältigt, völlig eingenommen von der zauberhaften Atmosphäre. DAS war definitiv einer der wundervollsten Momente ihres Lebens. Noch immer sprachlos ergriff sie Stefans Hand und die beiden tanzten zur Tangoversion von ‚Little Lies' ihren perfekt einstudierten Tango.

Für die blonde Frau war der Moment wahrlich magisch. Sie traute sich nicht einmal laut zu atmen, aus Angst den Zauber dadurch zu zerstören. Das einzige Geräusch, das Karin neben der Musik wahrnahm, war ihr viel zu laut schlagendes Herz.

Das Ehepaar bewegte sich rhythmisch über das Basketballfeld, während sich Karin gänzlich in dem Gefühl und Stefans liebevoll schimmernden Augen verlor...

‚La la la la la, la la, these little lies; la la la la la, la la, these little lies'


Vollske - Nimm dein Schwert mitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt