Part 11

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Irgendwann, Karin hatte jegliches Zeitgefühl verloren, betraten die beiden Karins Büro. Grinsend sah sie zu, wie Stefan ihre zweckentfremdete Tür nicht wieder in die Angeln hing, sondern einfach an den Türrahmen lehnte.

Die blonde Frau wollte gerade nach ihrer Handtasche greifen, da sie angenommen hatte, jetzt nach Hause zu fahren, als Stefan mit einem kurzen Räuspern ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Mit dem Finger zeigte er auf ihre Tasche und schüttelte stumm den Kopf. Karin zog fragend eine Augenbraue nach oben. Hatte er etwa noch was anderes vor?

Stefans grinste leicht und meinte: „Wir können natürlich auch daheim schlafen, aber dort hatte ich keine Gelegenheit das hier vorzubereiten." Während er sprach, öffnete er langsam die Schiebetür an der Wand rechts neben dem Eingang. Hinter dieser befand sich ein kleiner Nebenraum mit einem großen Regal und mehreren Kisten, in denen Karin sämtliche Order und Unterlagen der Schule aufbewahrte.

Stefan trat gespannt zur Seite, um Karin Einblick in die offene Nische zu gewähren. Ihr Mund klappte auf. Sie konnte ihren Augen nicht trauen. Sie sah kurz zu ihrem zufrieden dreinblickenden Mann, bevor sich ihr Blick wieder auf den kleinen Raum heftete. Am Boden vor den Regalen lag eine Turnmatte und auf dieser mehrere Decken. Als Stefan in diesem Moment einen Schalter umlegte, begann ein LED Streifen, der entlang dem Regal sowie der Wand verlief, rot zu leuchten. Das dämmrige rote Licht verlieh der Nische eine ruhige und gemütliche Atmosphäre. Bei genauerem Hinsehen erkannte die blonde Frau ein Dutzend Teelichter, verteilt in den einzelnen Fächern des großen Regals.

„Das... das ist... unglaublich. Wunderschön." Karin war völlig sprachlos, was für Stefan Kompliment genug war. Er kam auf die Konrektorin zu und platzierte seine Hände sanft auf ihrer Hüfte. „Dann bleiben wir also noch 'n bisschen hier?" Die blonde Frau nickte, zu mehr war sie nicht imstande, und sah ihn aus großen blauen Augen an. Wann hatte er...? Sie waren doch die ganze Zeit zusammen gewesen!

Karin schüttelte leicht den Kopf und konzentrierte sich auf den großen Mann vor ihr. Auf seinen Lippen lag ein erfreutes Lächeln, welches die junge Mutter erwiderte. Sie legte ihre Hände um seine breiten Schultern und verschloss ihre Lippen zu einem zärtlichen Kuss. „Die Überraschung ist dir auf jeden Fall gelungen. Dankeschön." Stefans Lächeln wurde noch eine Spur breiter und er legte eine Hand auf ihre Wange. „Bitte, das hab ich gerne gemacht. Ich will ja, dass du glücklich bist."

Er strich ihr mit dem Daumen über ihre weiche Haut. „Jetzt mach ich noch schnell die Kerzen an und dann machen wir zwei es uns gemütlich." Der Braunhaarige zwinkerte ihr zu, dann löste er sich von ihr, um seine Worte in die Tat umzusetzen.

„Ich wäre auch so glücklich gewesen.", flüsterte Karin, unsicher, ob er es hören konnte. Sie war noch immer überwältigt von seiner Aktion. Eigentlich vom gesamten Abend. Ihre Augen lagen verliebt auf Stefan. Ihr Mann war einfach unglaublich. Allein seine Präsenz reichte Karin aus, um glücklich zu sein. Mehr brauchte sie nicht und dennoch überraschte Stefan sie regelmäßig mit etwas Neuem. Allein hier in der Schule hatte er mittlerweile so viele intime Plätze und Augenblicke erschaffen, in denen die beiden manchmal einfach nur nebeneinanderlagen und für den Moment alles andere ausblendeten. Sie waren in ihrer eigenen kleinen Welt. Nur Stefan und sie. Das war alles, was zählte.

„Karin?", holte der große Mann sie aus ihren Gedanken. Er hatte alle Kerzen angezündet und wartete vor den Decken nun auf sie. „An was hast du grade gedacht?", wollte er wissen, während Karin zu ihrem Schlafplatz lief. Sie wurde von ihren Emotionen, von ihrer Liebe zu diesem Mann wieder einmal ergriffen: „Daran, dass du meine Welt bist." Ihre Stimme klang rau von all den Gefühlen, die sie empfand. „Dass du alles bist, was ich im Leben brauche. Du bist mein Glück."

Stefan schluckte hart. Karin spürte, dass die Atmosphäre ihn ebenfalls mitnahm und wie sehr ihre Worte ihn berührt haben. Er legte seine Hände fest um ihren schmalen Körper, während Karin die ihren in seinem Nacken verschränkte. „Das kann ich nur zurückgeben. Ich kann dem Universum nicht oft genug dafür danken, dich an meiner Seite haben zu dürfen." Er strich ihr eine Haarsträhne hinters Ohr und hauchte: „Ich hätte es früher nie für möglich gehalten, so für einen Menschen zu empfinden, wie ich es für dich tue. Aber du hast es geschafft. Hast mich ankommen lassen, hast mir ein Zuhause gegeben, und hast mir eine Familie geschenkt. Dafür werde ich auf ewig in deiner Schuld stehen."

Vollske - Nimm dein Schwert mitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt