Kapitel 8.

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Jonah

"Hab ich dir eigentlich schon gesagt wie sehr ich dich liebe?" murmelte Mike verliebt und drückte mir zärtlich einen Kuss auf meine Wange, worauf ich doch glatt erstarrte. Nicht weil ich seine Gefühle nicht erwidern konnte, sondern ganz einfach weil in diesem Moment Lucas durch das Wohnzimmer, in dem wir gemeinsam für die Schule lernten, spazierte und mir einen amüsierten Blick zuwarf, der in Worte gefasst auch gleich so etwas wie: "Naiver, kleiner Mikey" hätte bedeuten können. Davon bekam mein Freund jedoch nichts mit, denn er war viel zu sehr damit beschäftigt mich in den Himmel zu loben, weil ich es doch geschafft hatte ihm etwas für die Schule zu erklären, obwohl er selbst der Meinung war viel zu blöd dafür zu sein. 

Schnell wich ich Lucas sadistischen Blick aus und ignorierte gekonnt das Kribbeln in meinem Bauch, welches gar nicht dort sein sollte. Nein, es kribbelte nicht wegen ihm! Es war nur da, weil Mike mich so rührend lobte. Genau! 

Stur ignorierte ich Lucas, der mich jedes Mal mit seiner bloßen Anwesenheit aus dem Konzept bringen wollte. Ich wusste ganz genau was er da versuchte. Es schien ihm einen riesen Spaß zu machen mich aus der Fassung zu bringen, damit selbst Mike irgendwann darauf aufmerksam wurde, doch das würde ich nicht zulassen. Das zwischen uns war nur eine einmalige Sache gewesen, die leider doch mehr als nur einmal geschehen war. Nichtsdestotrotz würde ich höchstpersönlich dafür sorgen, dass Mike im Besitz meines Herzens bleiben würde. Er war mein Traummann und daran würde niemand etwas ändern können. Nicht einmal der Verrückte, der mit Mike unter einem Dach lebte. Niemals! 

"Ich liebe dich auch..." versuchte ich so überzeugend wie nur möglich zu erwidern, doch selbst für meine Ohren hörte sich dieser Satz mehr als nur schwach an. Da wunderte es mich nun wirklich nicht, dass weder Mike, noch Lucas dieses 'Geständnis' ernst nehmen konnten. Es sagte jedoch keiner ein Wort dazu und so schwebte die bedrückende Stille über alle Anwesenden. 

"Stimmt irgendetwas nicht?" nuschelte Mike bedrückt, nachdem er es mit einem bösen Seitenblick zu seinem Bruder geschafft hatte diesen doch endlich aus dem Zimmer zu verjagen. 

"W-Was sollte denn nicht stimmen?" fragte ich gespielt verwundert und kritzelte weitere Lösungsmöglichkeiten in meinen Collegeblock. Wieso konnte das Leben nicht auf alles eine simple Lösung haben? So wie in Mathe. In Mathe gab es doch für jeden Scheiß eine Lösung. Als mir dieser Gedanke kam bildete sich kurz darauf ein weiterer und daraufhin wieder ein anderer und anschließend erneut ein ganz neuer... und mir wurde auf einmal bewusst, dass meine Situation genau wie eine dieser verflixten Matheaufgaben aus der Schule war. Es gab zig verschiedene Rechenwege, doch letztendlich würde es immer zum selben Ergebnis führen. Ich wollte dieses Ergebnis jedoch nicht wahrnehmen und suchte sinnlos weiter nach einer möglichen Lösung, die mir eben gefiel. Aussichtslos.. Ich glaube so eine Situation konnte man nur als solches bezeichnen. 

"Mikey, Ich.. glaube ich muss dir etwas gestehen." wisperte ich fast tonlos und noch bevor ich irgendetwas sagen konnte wurden meine Augen verräterisch feucht. Los jetzt. Einmal tief durchatmen und dann alles rauslassen. Er hatte die Wahrheit mehr als nur verdient und wenn es mir jetzt schon so schwer fiel neben ihm zu sitzen und ihm ernsthaft meine Liebe zu gestehen, dann würde es in der Zukunft bestimmt nicht einfacher werden. Ganz im Gegenteil. Jetzt oder nie. Angestrengt versuchte ich den aufsteigenden Kloß im Hals hinunter zu schlucken, doch es ging einfach nicht. Die ersten richtigen Tränen sammelten sich schon an meinen Wimpern und ich biss mir hilfesuchend auf die Lippe. Los, verdammt!

"Ich liebe dich.. ich schwöre ich liebe dich mit allem was ich habe.." begann ich erstickt und meine Kehle brannte höllisch bei dem Versuch meinen aufsteigenden Heulkrampf unter Verschluss zu halten. Ich stand so kurz davor. Ich durfte jetzt nicht feige den Schwanz einziehen. Ein letztes Mal atmete ich tief durch, war bereit alles zu gestehen, war bereit ihn um Verzeihung anzuflehen, doch als ich den Mund öffnete wurden wir durch ein lautes grölen unterbrochen. Kurz darauf folgte ein Ohrenbetäubender Krach, der von den Treppen zu kommen schien. 

Der Sommer meines LebensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt