Der Sommer meines Lebens

Kapitel 17.

Jonah

"Habe ich dir eigentlich schon gesagt, dass du echt nervig bist, seitdem du mit deinem neuen Freund zusammen bist?" beschwerte sich Rahel beleidigt, schien aber dennoch lächeln zu müssen, als ich ihr von Lucas vorschwärmte. Mal wieder saßen wir in unserem Standard-Cafè und unterhielten uns über die verschiedensten Thematiken. Eine davon war natürlich Lucas und obwohl ich mir wirklich nichts hatte anmerken lassen wollen, brachte meine Cousine das Offensichtlichste doch recht schnell auf den Punkt.

"Oh ihr habt es endlich miteinander getrieben.." plauderte sie einfach drauf los und ich schnappte ertappt nach Luft. 

".. und er scheint ja ziemlich was drauf zu haben, wenn du so begeistert davon bist."

"D-Das stimmt doch gar nicht." antwortete ich doch recht schwach und sie grinste noch breiter, als ich bei dem bloßen Gedanken an Lucas wieder rot wurde. 

"Jetzt will ich ihn erst recht kennen lernen!" rief sie begeistert und mir klappte geschockt die Kinnlade auf. Wieso wollte sie ihn denn bitte kennen lernen? Beleidigt wechselte ich in den Verteidigungs-Modus und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Du kriegst ihn nicht!" 

"Ach spinn doch nicht rum. Was soll ich denn bitte mit einem schwulen Kerl anstellen?" erwiderte sie schnippisch und erinnerte mich daran, dass Lucas gar nicht richtig schwul war. Vielleicht Bisexuell.. oder aber Pan, aber nicht schwul, denn er hatte vor mir etwas mit einem Mädchen gehabt. Mike und ich hatten sie ja entdeckt. Als ich das erste Mal so darüber nachdachte bekam ich irgendwie ein wenig angst. Das lag aber womöglich auch an der Tatsache, dass Lucas mein 'Ich liebe dich' überhaupt nicht erwidert hatte. Mit einem Mal war meine gute Laune irgendwie verraucht und übrig blieb die wohl größte Sorge in jeder Partnerschaft: Was wenn Lucas mich gar nicht so mochte wie ich ihn mochte? Ich wüsste nicht was ich tun würde wenn er von heute auf morgen jemand anderes an seiner Seite hätte. Aber war dieser Gedanke nicht unglaublich egoistisch? Denn schließlich hatte ich genau das bei Mike getan. Ich hatte einfach so von heute auf morgen einen anderen gehabt und ihn stehen lassen. Einfach so. Innerhalb eines Augenblicks war alles zerstört. Sollte Lucas sich also irgendwann jemand anderes suchen, dann war das doch wohl meine gerechte Strafe. Karma oder so?

"Hey, was ziehst du denn jetzt für ein langes Gesicht? Ich habe wirklich kein interesse an deinem 'Schatz'." versuchte Rahel die Situation zu retten und ich wandte mich mit meiner Sorge an sie.

"Er hat mein Geständnis nicht erwidert. Glaubst du, dass das was bedeutet?" fragte ich unsicher und hoffte darauf, dass sie eine logische Erklärung dafür parat hatte. 

"Vielleicht braucht er noch ein wenig Zeit, um es sich selbst wirklich zu gestehen, dass er mehr für dich empfindet. Ich meine, ihr seid einfach so zusammen gezogen. Ich denke dann wird er ja wohl irgendetwas für dich übrig haben." erklärte sie und ich hoffte darauf, dass sie recht behielt. Andererseits... was wenn Lucas einfach nur eine Gelegenheit gesucht hatte um ausziehen zu können? Nein, daran wollte ich gar nicht denken. Wir hatten doch endlich unser erstes Mal gehabt und es war so schön mit ihm gewesen. Ich wollte mir jetzt keine unnötigen Gedanken über eventuelle Fälle machen. 

"Und? Kann ich denn nun eine Wohnungsbesichtigung bei euch machen oder nicht?" drängte Rahel ungeduldig und steuerte das erste Thema unseres heutigen treffens wieder an. 

"Glaub mir, du wirst kreischend wieder raus rennen." warnte ich sie vor, doch davon wollte sie absolut nichts hören.

"Ach was. Das sagst du doch nur, weil du angst hast ich würde danach nicht mehr gehen."

"So abwegig ist es ja auch nicht, dass du dich bei uns einnistest." konterte ich und sich grinste verschlagen.

"Wer weiß. Womöglich habe ich meinen Koffer ja schon startklar im Kofferraum." witzelte sie und ich schüttelte lachend den Kopf. Spätestens jetzt hätte ich sie ernst nehmen müssen, denn kaum waren wir bei mir angekommen, zauberte sie tatsächlich einen vollgestopften Koffer aus dem hinteren Teil ihres Wagens.