Epilog

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Rückblickend waren die Tage wie im Wind verflogen, genauso wie die Wochen und Monate. Ich hatte jegliche Zeit mit Cameron genossen und diese kleine Phrase an dem Abend bei mir zu Hause hatte seltsamerweise viel verändert und gleichzeitig auch rein gar nichts. Es hatte mir nur einiges klar gemacht...

Heute würde der Tag meiner letzten Zeugnisausgabe sein und wie die Ironie es wollte, gab es heute auch noch ein weiteres Ereignis. Eigentlich hatte ich mich nur in Ruhe fertig machen wollen für diesen Tag, aber meine Eltern machten, oder besonders Mom machte, es mir nicht wirklich einfach. Bereits früh am Morgen kam sie singend, mit einem kleinen Cupcake und angezündeter Kerze darauf, in mein Zimmer und sang mir ein Geburtstagslied. Da Dad wusste, das ich es schlicht bevorzugte, stand er nur im Türrahmen gelehnt und grinste herüber.
Meine Mom fiel mir um den Hals, während ich mich bereits auf die Bettkante gesetzt hatte. Sie drückte mir liebevoll einen Kuss auf die Stirn und sagte: "Alles Liebe zum Geburtstag, Mäuschen." Von hinten schlich sich nun auch mein Vater heran und übernahm die Umarmung. "Herzlichen Glückwunsch", flüsterte er und nahm mich kurz zu fest in den Arm. Ich bedankte mich bei den beiden und Dad gab mir ein würfelförmiges, schweres Geschenk.
Ich ahnte bereits, was es war und begann breit zu lächeln. "Danke", sagte ich nochmals, "Aber ich würde mich gern fertig machen, bevor ich es auspacke." Meine Mutter schien hibbelig und ungeduldig, aber beide nickten nur und verließen vorerst mein Zimmer.

Häufig freute ich mich schon Wochen auf meinen Geburtstag, aber, wenn er dann da war, war es fast wie kein anderer - wenn man von den Geschenk und dem ganzen Trubel, der gemacht wurde, absah. Ich legte die Schachtel auf den Schreibtisch und sah zu meinem Schrank herüber. Das Kleid, das ich mir - etwas zu zeitig - ausgesucht hatte, hing glatt an einem Bügel herunter. Das war es., dachte ich mir. Heute ist der Tag aus den du und alle aus deinem Jahrgang jahrelang hingearbeitet habt.
Es war erleichternd zu wissen, nie wieder in Mrs. Percys oder Mr. Andrews Unterricht sitzen zu müssen... Oder in dem der ganzen anderen Lehrer, aber es war auch beängstigend. Nach alledem fängt der Ernst des Lebens an., meinte die Stimme in meinem Kopf und sie hatte Recht.

Ich nahm mir mein Handy und stellte Musik an, um den Kopf etwas frei zu bekommen. Dann schnappte ich mir dieses kleine technische Gerät und Unterwäsche und ging ins Badezimmer. Ich duschte etwas länger als sonst und versuchte durch sehr warmes Wasser zu entspannen. Öfters atmete ich etwas zu tief durch, so hatte ich zumindest das Gefühl - als würde ich manchmal ohne Grund zu lange die Luft anhalten.
Aus der Dusche heraus und in ein Handtuch stellte ich mich vor den Spiegel und trocknete ich einmal grob ab. Ich öffnete das Fenster, um etwas frische und nicht zu feuchte Luft hereinzulassen, und begann, meine Haare zu föhnen.

Es dauerte eine Weile, bis ich so weit mit mein Haaren fertig war. Ich hatte mir vor dem Stylen meine Unterwäsche angezogen, hatte jedoch meine Haare in meinem Zimmer weiter fertig gemacht. Zwischenzeitig hatte ich öfters geflucht und gedacht: Hättest du dir mal etwas einfacheres ausgesucht., aber das hatte ich nunmal nicht. Nachdem ich die letzten Bobby Pin reingesteckt hatte, war ich allerdings mehr als zufrieden mit mir selbst. An MakeUp benutzte ich nur ein bisschen Produkt, um meine Augenbrauen aufzufüllen, einen Hauch Blush und Produkte für meine Augen, wie beispielsweise Lidschatten.
Als ich auf die Uhr sah, realisierte ich, dass es noch 10 Minuten waren, bis Cameron da sein würde, und stieg schnell, aber vorsichtig in mein Kleid. Es fiel leicht fließend auf den Boden und der rosane Stoff umspielte meine Beine, als ich vor den Spiegel trat.

Ich nickte mir selbst zu und versuchte, mir Mut zuzusprechen. Mit Mühe versuchte ich, den Knopf in meinem Nacken zu schließen und danach den Reißverschluss am Rücken, was jedoch ziemlich erfolgslos blieb. Mit rotem Lippenstift zog ich meine Lippen nach, ich griff Vorsicht den Stoff mit einer Hand, damit der Saum nicht über den Boden schliff und packte mein Handy in eine Clutch. Zusammen mit Tasche und einem paar Schuhe ging ich die Treppen hinunter und fühlte mich plötzlich wie in einem dieser US-amerikanischen Filme, in dem das Mädchen die Treppe hinunterging und unten ihr Date stand.

Cameron war eindeutig zu früh, was uns zur jetzigen Filmszene brachte. Na gut, ich war nicht ganz so elegant, während ich mich unter den Balken duckte und unbeholfen versuchte, nicht übers Kleid zu stolpern. Trotzdem gab sein Blick mir das Gefühl, hübsch zu sein und für ihn sogar "das schönste Mädchen der Welt", auch wenn es seltsam und schnulzig klang.
Ich versuchte, zu lächeln, um ihm auch einen glücklichen Gesichtsausdruck ins Gesicht zu zaubern, was gut funktionierte.
Er sah so verdammt gut aus in seinem Smoking und ich musste mir aufgrund des Lippenstifts verkneifen, mir deshalb auf die Unterlippe zu beißen.
Mein Herz setzte allerdings einen Schlag aus, als ich die letzte Stufe herunterstolperte. Musste ja kommen., warf mein Kopf mir vor, jedoch lag ich sicher in Camerons Armen, da er mich aufgefangen hatte. "Süß, wie du mir in den Arme fällst. Alles Gute zu deinem 18., Kleine.", sagte er und küsste mich sanft. Ich genoss es für den Moment, bevor ich mir half, festen Stand zu fassen.

"Würdest du, bitte?", fragte ich verlegen und drehte ihm den Rücken zu. Ohne eine Antwort zog er den Reißverschluss hoch und gab mir einen Kuss auf die Schulter. Als ich mich wieder umdrehen wollte, - zugegebenermaßen mit leicht gerötetem Gesicht, - hielt er mich auf und im nächsten Moment, ehe ich mich versah, schwebte eine Kette in meinem Blickfeld. Sie war silbern und hatte einen Anhänger in der Form eines Sichelmonds. Er band sie mir ohne zu fragen um und ich war irgendwie perplex. Als ich ihn fragend ansah, sagte er nur: "Geburtstagsgeschenk oder darf dein Freund dir nichts schenken?" Ich dankte ihm und versuchte, ihm einen Kuss auf die Wange zu geben, was mir bei meiner - nicht vorhandenen - Größe ziemlich schwer fiel. Eventuell hätte ich ihn sogar erreichen können, aber als er sich auf die Zehenspitzen stellte, gnuffte ich ihn mit meinem Ellbogen.

Plötzlich räusperte sich von hinten mein Vater und ich presste leicht amüsiert meine Lippen aufeinander. "Hast du schon dein Geschenk ausgepackt?", erkundigte er sich mit gehobener Braue und ich schüttelte den Kopf. Er deutete mir, es zu holen, was ich schnellstmöglich tat, ohne nochmals zu stolpern und stand letztendlich wieder im Flur und sah auf die Verpackung hinunter. "Na los", sprachen mir meine Eltern zu, nachdem mittlerweile auch meine Mutter erschienen war.
Ich tat, was mir gesagt wurde und blickte mit großen Augen auf das Geschenk herunter. Dann fiel ich meinen Eltern ein zweites Mal heute um den Hals, achtete aber darauf, dass die Kamera nirgendwo gegenknallte. "Vielen Dank", sagte ich und schluckte meinen Kloß im Hals herunter, um nicht loszuweinen.

Mom machte den Vorschlag, noch schnell ein Foto von Cameron und mir zu machen, bevor wir losfuhren. Als ich Cameron ansah, nickte dieser nur zustimmend und ich gab Dad die Kamera, da meine Mutter es seltsamerweise immer schaffte, Bilder zu verwackeln. Wir stellten uns an den Platz, den meine Mutter vorgab und Cameron legte seinen um mich. Ohne etwas zu sagen, - aber mit großem Augenrollen, - positionierte mein Vater die Kamera passend, um uns zu fotografieren.
"Bereit?", flüsterte eine leise, angenehme Stimme neben mir und ich sah zu ihm hoch. Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus und ich hoffte, dass er als Antwort annahm.

Ja, ich war bereit. Bereit für den Anfang vom Ende meines Lebens.

~

Danke nochmal für alles und ja.
Ja, es ist der Anfang vom Ende ihres Lebens, aber nicht das Ende ihrer und Camerons Geschichte. Demnächst kommt eine neue Story raus, namens "Mond meines Lebens", welche die Weiterführung dieses Teils sein wird.
(Und das geplante "Demnächst" wird auch nicht Jahre oder Monate dauern. Nach Planung könnte es noch diese Woche sein.) {Erste Schritte sind erschienen :)}

Ich freu mich darauf meine "kleine" Lesecommunity vielleicht auch im nächsten Band wiederzusehen. Danke, Leute. Peace out für den heutigen Tag. ☺️💌💕

[Und seht die über tausend Worte bitte als kleine Entschädigung für die Vernachlässigung meiner Pflichten als Storymutti für die letzten Wochen und teilweise auch mehrere Monate. 😅]

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Unter dem Wolfsmond [ABGESCHLOSSEN] (Fortsetzung folgt) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt