Kapitel 1

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Eigentlich war es ein ganz normaler Tag. Ich war am Morgen mit den Hunden spazieren, hatte sie danach in den Garten und ihnen die Tür in den Wintergarten offen gelassen, damit sie sich falls es zu regnen begann, in Sicherheit bringen konnten. Danach hatte ich mir wie jeden Tag meine Aktentasche für die Arbeit geschnappt und wollte dann los zur Arbeit. Abgehalten davon wurde ich nur von meinem Auto, welches nicht anspringen wollte. Verwirrt runzelte ich die Stirn und drehte den Schlüssel erneut im Zündschloss, jedoch hustete der Motor nur ein paar Mal und verstummte dann wieder. "Das darf doch nicht wahr sein!", stöhnte ich auf und warf dann einen Blick auf die Uhr. Es war zehn vor halb 8:00. Um Viertel vor sollte ich bei der Arbeit sein, also würde es keinen Sinn machen, jetzt noch in der Werkstatt anzurufen und zu fragen, ob jemand vorbei schauen könnte. Ich würde mir also ein Taxi rufen müssen, um noch halbwegs pünktlich anzukommen. Genervt stieg ich aus dem Auto und wählte die Nummer des nächstbesten Taxiunternehmens. Nachdem ich das Taxi bestellt hatte und mir die Stimme am Handy erklärt hatte, dass in spätestens zehn Minuten jemand mich abholen kommen würde, legte ich auf und drehte mich ein letztes Mal zu meinem Auto um. "Nicht mal ein Jahr alt und schon machst du mir Probleme.", murmelte ich leise, bevor ich durch die Garagentür zurück in den Hausflur lief. Schnell wählte ich die Nummer meines Arbeitskollegen, um ihm bescheid zu geben, dass ich mich wahrscheinlich verspäten würde. "Frau am Steuer, das wird teuer!", war das Einzige, was er mit süffisanter Stimme darauf erwiderte. "Du kannst mich mal kreuzweise!", erwiderte ich dabei augenverdrehend, mit einem leichten Lächeln. Er war schon ein ziemlicher Idiot. "Also dann bist später, wollte dir nur kurz Bescheid geben!", fügte ich noch hinzu, um das Gespräch zu beenden und nach draußen gehen zu können. "Ja, geht klar. Tschau!", hörte ich ihn noch sagen, bevor er auch schon auflegte und wahrscheinlich begann alles für später vorzubereiten. Ich steckte das Handy zurück in die Aktentasche, bevor ich mir den Gurt über die Schulter warf und das Haus verließ. Hinter mir verschloss ich die Haustür und lief dann den kleinen Steinweg zur Hauptstraße entlang. Der Vordergarten war noch nicht eingezäunt, weswegen Castiel und Adam nur hinter dem Haus im Garten herum toben konnten. Natürlich hatte ich aber schon die Einzäunung des vorderen Bereichs geplant, damit die zwei noch mehr Platz zum Laufen hatten.

Gerade als ich mich nach dem Taxi umsehen wollte, bog auch schon eine Mercedes A-Klasse mit einem Taxischild ums Eck. Sofort zog sich eine meiner Augenbrauen nach oben und betrachtete das Gefährt. Bei welchem schnöseligen Unternehmen hatte ich bitte angerufen? Oh man, das konnte ja nur teuer werden, hab ich ja mal wieder gut hinbekommen. Wie zu erwarten blieb das Taxi vor mir stehen und ich stieg schnell auf dem Beifahrerplatz ein, damit wir los konnten. "Guten Tag. Einmal bitte zu 'The Guardian', 90 York Way.", sagte ich freundlich zu dem Mann, welcher als Antwort kurz nickte und schon los fuhr. Nach einigen Minutens des Schweigens erhob der Fahrer dann doch die Stimme: "Ich will ja nicht neugierig sein, aber sind Sie nicht eine der beiden, ich sage mal, Enthüllungsjournalisten, die die neue Abteilung für Tierquälerei in London leiten?" Überrascht blickte ich zu dem Mann hinüber: "Ähm ja, gemeinsam mit Anthony." "Ich verfolge Ihre Artikel seit dem Ersten der veröffentlicht wurde. Besonders geschockt war ich, als Sie über dieses Tierheim berichtet haben, welches außerhalb von London gelegen war. Ich musste mich direkt zwingen die Bilder anzusehen, welche Sie vor Ort gemacht hatten. Einfach nur eine Frechheit was da passiert ist! Sie müssen verstehen, ich habe selber Haustiere, ich kann also nicht nachvollziehen, wie jemand so mit Tieren umgehen kann.", sprudelte es aus dem Mann heraus und ich war etwas überfordert mit der Situation. Für einen Moment blieb ich still, bevor ich ihm antwortete: "Ich war vor Jahren einmal dort, weil ich mich nach einem Schäferhund umgesehen hatte. Als ich das erste Mal sah, welche Zustände dort herrschten hatte ich auch Mühe um mich zusammen zu reißen. Gleichzeitig hatte ich mir aber vorgenommen so bald wie möglich etwas dagegen zu unternehmen und als ich dann mit Journalismus angefangen hatte, witterte ich meine Chance. Gemeinsam mit Anthony setzte ich mich dafür ein, dass wir eine Rubrik aufbauten, welche sich mit Tierquälerei und dergleichen beschäftigte. Durch den Skandal mit dem Tierheim hatten wir dann auch von Anfang an eine große Leserschaft, welcher wir es zu verdanken haben, dass es diese Abteilung immer noch gibt." Kurz erinnerte ich mich zurück an den Tag, als ich Adam gemeinsam mit Galahad aus dem Tierheim geholt hatte. Gequält verzog ich das Gesicht. Nach Allem was passiert war, wollte ich überhaupt nicht mehr an die Kingsman denken. Besonders nicht an Galahad. "Viele wissen Ihre Arbeit zu schätzen, glauben Sie mir. Nicht nur, weil Sie und Ihr Kollege endlich mal zeigen, wie skrupellos mit Tieren heutzutage umgegangen wird, sondern auch weil Sie dadurch eine gewisse Präsenz dafür in der Gesellschaft schaffen. In den letzten Monaten hat sich einiges bei den Tierschutzvereinen getan, jetzt wo sie mehr Gehör bekommen!", sagte der Mann anerkennend und leicht peinlich berührt lächelte ich. Es fiel mir ungemein schwer Komplimente anzunehmen, weswegen es mir sehr unangenehm war, was hier gerade passierte. "Naja, wir zwei sind nicht die einzigen die ihren Teil dazu beitragen. Viele andere helfen uns dabei. Fotografen, weitere Journalisten die die Texte nochmal auf Verständlichkeit lesen oder eben auch Personen aus Tierschutzverbänden, die uns die nötigen Hinweise geben um überhaupt Skandale aufzudecken. Wir sind immer sehr bemüht so viele Personen in den kleinen Dankschreiben am Ende der Artikel zu erwähnen. Immerhin tragen sie viel zu dem Allem bei.", erklärte ich ihm, darauf aufmerksam machend, dass Anthony und ich nicht die einzigen waren, denen man den Erfolg zuschreiben durfte. "Das ist sehr lobenswert, nicht jeder schafft es seinen Erfolg und Ruhm mit denen zu teilen, die mitverantwortlich waren, dass man es überhaupt so weit geschafft hatte.", erwiderte der Mann mit leicht anerkennender Stimme.

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