Kapitel 13

45 5 1
                                    

Pünktlichst um 13:00 Uhr klopfte es an meiner Zimmertür, woraufhin ich sofort vom Sessel aufsprang, das Buch weg legte und durch den Raum eilte. Die Schuhe hatte ich vor Nervösität schon vor einer halben Stunde angezogen, um fertig zu sein wenn Sebastian kommen würde. Ruckartig riss ich die Tür auf, wobei es den Tutorea so erschreckte, dass er einen Schritt nach hinten trat. "Das ging jetzt unerwartet schnell!", sagte er mit einem erschrockenen Unterton, wobei sich seine Gesichtszüge langsam wieder entspannten. "Entschuldigen Sie, das war keine Absicht!", erwiderte ich peinlich berührt, einen Schritt zurück tretend. "Machen Sie sich keinen Kopf. Sind Sie bereit für die Besprechung?", fragte er mich abwartend, die Hände hinter den Rücken verschränkend.
Eilig nickte ich, wobei ich meine eigenen, vor Nervösität leicht schwitzigen Hände, über den Stoff meiner Hose gleiten ließ. "Von mir aus können wir!", gab ich noch bestätigend hinzu, ehe Sebastian auch schon los ging, ich aus dem Zimmer trat und die Tür hinter mir schloss. Ich hoffte Castiel und Adam mussten nicht zwischendurch mal auf Toilette und aus Protest beginnen im Zimmer zu randalieren.

Schnell lief ich Sebastian hinterher, bis ich zu ihm aufgeschlossen hatte und neben ihm lief. "Sie wirken etwas nervös.", behauptete der Tutorea und warf einen kurzen Blick von der Seite auf mich. Leicht verzog ich mein Gesicht, da ich es nicht leiden konnte, wenn mich andere so schnell durchschaut hatten und meine Gefühle von meinem Verhalten ablesen konnten. "Ich bin ehrlicherweise schon sehr nachdenklich und relativ nervös seit Sie mir am Vormittag von der Besprechung erzählt haben. So sehr ich auch für Ihre Organisation hoffe, dass die Kingsman Ihnen helfen würden, so sehr hasse ich den Gedanken mit den Agents noch einmal zusammenarbeiten zu müssen. Seit ich kein Teil von denen mehr bin, bin ich nicht wirklich erpicht darauf sie noch einmal zu treffen.", erklärte ich dem Mann, verärgert die Stirn runzelnd. "Es tut mir Leid das sagen zu müssen, aber ich glaube dann wird Sie die Besprechung nicht wirklich erfreuen!" Erneut warf mir Sebastian einen Blick von der Seite zu, ehe dieser vor einer Tür stehen blieb und sie öffnete. Wie ein Gentleman hielt er mir diese auf, durch welche ich seufzend trat und den Leitern der Organisation sowie Robert gegenüber stand. "Chloé, Sie können sich neben mich setzen!", sagte Stephen sobald ich über die Schwelle trat und deute auf den freien Sessel neben sich. Stumm nickend lief ich auf den Stuhl zu und nahm auf diesem Platz. Stephen gegenüber saß Noah, Robert hatte den Platz am Kopfende des Tisches. Sebastian wählte kurzerhand den freien Stuhl mir gegenüber, um sich hin zu setzen.

"Da wir jetzt alle hier sind, können wir ja starten!", sagte Noah, ehe er nach einem Stapel Papiere griff, von welchem er jedem von uns einen zusammengetakerten Teil gab. "Auf den ersten 7 Seiten finden Sie zu jedem unserer entführten Agents die Informationen die wir zu deren Fälle zusammengetragen haben. Da wir diese schon mehrfach durchbesprochen haben und wir auf den Seiten 8 bis 12 die Informationen über Chloé und Ihre Zeit bei den Kingsman zusammengefasst haben, werden wir gleich auf Seite 13 springen. Ab hier haben wir die Forderungen der Kingsman zusammengeschrieben, welche erfüllt werden müssen, damit eine Zusammenarbeit in Frage kommt. Bei den rot hinterlegten handelt es sich um jene, welche von uns nicht akzeptiert werden." Interessiert blätterte ich bis zur besagten Seite und begann einige der rot hinterlegten Vorraussetzungen zu überfliegen. Sofort zogen sich meine Augenbrauen nach oben und ich warf einen ungläubigen Blick auf Noah, welcher nur leicht süffisant grinsend nickte. Das war doch ein Witz. 'Um eine offene und vertrauensvolle Zusammenarbeit garantieren zu können, wird eine Einsicht in alle Akten zu vergangenen und laufenden Fällen gefordert.' oder 'Um den Fall so schnell und effizient wie möglich abzuschließen, wird die Leitung von den Kingsman übernommen. Die Tutorea Libertatem unterstehen dementsprechend dem Befehl der Kingsman.'. Schon alleine diese beiden Forderungen waren mehr als nur lächerlich, genauso wie die der folgenden zwei Seiten. Gerade als ich wieder auf die Vorderseite blättern und mich Noah widmen wollte, fiel mir die letzte Forderung der Kingsman ins Auge. Ach bitte, das war doch ein Witz?! "Diese miesen...", zischte ich leise zwischen zusammengebissenen Zähnen. "Ich schätze Sie haben gerade die letzte der Forderungen gelesen?", fragte Stephen, welcher mein Flüstern wohl gehört hatte. "Nach Beendigung des Falles und dem somit einhergehenden Vertragsabschlusses zwischen Chloé Featherstone und den Tutorea Libertatem wird Miss Featherstone den Kingsman übergeben, wegen missachtens des Kodex.", ungläubig blickte ich zu den beiden Leitern der Organisation, "Das ist ein Witz, oder?" "Nein, das war eins zu eins der Wortlaut in der Nachricht.", erwiderte Sebastian, woraufhin dieser einen ungläubigen Blick von mir erntete. "Aber machen Sie sich keine Sorgen, soweit wird es nicht kommen. Solange der Fall nicht beendet ist, stehen Sie unter unserem Schutz." "Und danach? Im Grunde genommen gehe ich danach wieder meinem normalen Leben nach, also bin ich mehr oder weniger für die Kingsman vogelfrei.", erwiderte ich, nicht gerade beruhigt. "In erster Linie gehen wir davon aus, dass wir die Kingsman noch davon überzeugt bekommen, dass Sie uns tatsächlich nichts neues erzählt haben, da dem auch so ist. Die Akte über Ryan können wir denen vorzeigen und somit beweisen, dass wir jegliche Inforamtionen schon vor dem ersten Aufeinandertreffen mit Ihnen hatten.", versuchte Stephen mich zu beruhigen, ich blickte ihn jedoch weiterhin skeptisch an. "Und für den Fall, dass wir die Kingsman nicht überzeugen können, haben wir hiermit schon vorgesorgt!", fügte Noah hinzu und zog aus einer Unterlage einen weiteren zusammen getackerten Stapel Papiere  heraus, welchen er mir reichte. Neugierig nach ich diesen entgegen und sofort stach mir das Wort 'Arbeitsvertrag' ins Auge. Nach einer Vorahnung und einem zweiten Blick wusste ich Bescheid, was ich in den Händen hielt: den Vertrag zum Diensteintritt als Agent bei den Tutorea Libertatem. "Ich soll bei Ihnen einsteigen?", war das Einzige, was mir in diesem Moment einfiel. "Nein, natürlich nicht. Von unserer Seite aus ist der Vertrag ungültig, er dient nur als Tarnung den Kingsman gegenüber, damit sie, entschuldigen Sie die Wortwahl, keinen Anspruch auf Sie und der Erfüllung ihres Kodex haben!" "Aber wie soll das funktionieren? Ich müsste dann ja bei ihnen im Quartier arbeiten oder als Agent.", erwiderte ich, nicht verstehend was genau sich das bringen soll. Ich will wieder in mein altes neues Leben zurück und nicht wieder bei einer Geheimorganisation landen. "Den Kingsman kann es relativ egal sein, wo und wie wir unsere Agents arbeiten lassen. Also von dem her brauchen Sie sich keine Sorgen machen, wenn das alles endlich vorbei ist, können Sie wieder zurück nach Haus, in die Arbeit und einfach so weiter leben wie davor. Nur halt dass Sie weiterhin unter unserem Schutz stehen und deshalb von den Kingsman nicht angerührt werden dürfen!", erläuterte mir Stephen, woraufhin mir endlich klar wurde, was sie mit dem Vertrag bezwecken. "Behalten Sie den Vertrag, falls es nötig sein sollte, unterschreiben Sie ihn bitte und bringen Sie ihn bevor wir diese Sache beendet haben. Damit können wir Sie auch in Zukunft vor den Kingsman schützen!" Mit einem kurzen Nicken signalisierte ich den Tutorea dass ich verstanden habe und legte den Vertrag neben die Informationssammlung zum Fall. "Vielen Dank, ich weiß das wirklich sehr zu schätzen!", war das einzige was ich in diesem Moment heraus bekam. Ich war wirklich sehr gerührt von der Hilfsbereitschaft der Organisation, gerade wenn ich bedachte, dass ich ihnen bis jetzt keinerlei Hilfe gewesen bin. "Das ist selbstverständlich, wir werden niemanden den Kingsman ans offene Messer laufen lassen.", erwiderte Noah, bevor er weiter redete. "Die meisten der roten Bedingungen haben wir mit den Kingsman abgeklärt und umgeändert, beziehungsweise gänzlich gestrichen. Ein paar wenige sind noch offen, diese werden wir mit ihnen in einem direkten Gespräch klären." Ein direktes Gespräch? Das konnte nur Böses erahnen lassen...

Tutorea LibertatemWo Geschichten leben. Entdecke jetzt