Kapitel 5

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In dem Moment als die Haustür gerade so weit genug offen war, dass sich die beiden Hunde sich hindurch quetschen konnten, stürmten sie auch schon heraus und in Richtung Garage zu meinem Auto. Aha anscheinend wollten die beiden Mal wieder einen Ausflug machen. Während Castiel eilig zum Garagentor lief und sich dort schwanzwedelnd umdrehte, nach dem Motto ich solle mich beeilen, blieb Adam abrupt stehen, als er Noah bemerkte. Den Mann mit seinen Augen fixierend trat er ein paar Schritte zurück um etwas mehr Abstand zu gewinnen. Argwöhnisch betrachtete er den Mann, welcher genauso reglos stehen blieb und vermied, den Hund direkt anzusehen. Da ich mir nicht sicher war, ob sich Noah eventuell von Adams Reaktion einschüchtern lassen hatte, versuchte ich ihn zu beruhigen: „Keine Sorge, er wird nicht nach Ihnen schnappen oder etwas dergleichen. Wenn er sich bedroht oder unwohl fühlt, läuft er meistens ein Stück weg und versucht sich irgendwo zu verstecken." „Ich habe doch keine Angst vor ihm. Ich versuche nur ihm so wenig Aufmerksamkeit wie möglich zu schenken, damit er sich eben nicht beengt oder bedroht fühlt.", erwiderte mir Noah, mit einem beschwichtigenden Lächeln. Nach einem kurzen Nicken setzte ich mich wieder in Bewegung und ging auf Adam zu, um mich vor ihn zu hocken, wobei er mich nicht beachtete, sondern weiterhin den Mann hinter mir im Auge behielt. Castiel hatte mittlerweile wohl die Hoffnung aufgegeben, dass wir heute noch irgendwo hin fahren würden und trottete langsam zurück ins Haus, wobei er einen Abstecher bei Noah machte, um kurz an seiner Hand zu schnüffeln. Mit deutlichem Desinteresse wendete er sich ihm wieder ab, bevor dieser überhaupt die Gelegenheit hatte, ihn zu streicheln und lief ins Haus hinein.

„Alles ok Adam.", versuchte ich die Aufmerksamkeit des anderen Hundes auf mich zu lenken, welcher mich somit aus seiner Starre fiel, mich leicht widerwillig anblickte und begann leicht mit dem Schwanz zu wedeln. „Wenn du dir jedenfalls ein bisschen mehr Mühe geben würdest, dass es sich jedenfalls in etwa so anfühlen würde, als würdest du dich momentan freuen dass ich nach Hause gekommen bin. Im Vergleich zu Vorhin ist das mehr als nur ein schlechter Versuch!", meinte ich leicht lachend und streichelte ihm den Kopf, während ich aufstand um Castiel ins Haus zu folgen. Mit einem leisen Pfiff und einer Handbewegung Richtung Tür, setzte sich auch Adam in Bewegung, nicht ohne vorher noch einen Blick auf Noah zu werfen, welcher weiterhin starr im Vorgarten stand. „Sie können ruhig mit rein kommen, er wird Sie schon nicht überfallen. Castiel hoffentlich auch nicht.", sagte ich an Noah gerichtet, welcher daraufhin nur stumm nickte. „Geben Sie mir fünf Minuten zum Packen!", rief ich noch schnell über die Schulter, während ich schon die Treppen nach oben ins Schlafzimmer hoch sprang. Unachtsam riss ich die Schlafzimmertür auf und eilte in den kleinen, durch eine Mauer vom restlichen Raum abgetrennte begehbaren Kleiderschrank. Aus einer Ecke holte ich meinen Reisekoffer und machte diesen auf, woraufhin ich zuerst durch eine weitere Tür ins Badezimmer lief, mir die nötigsten Toilettartikel schnappte und diese dann in den Koffer warf, ohne auf irgendeine Ordnung zu achten. Daraufhin eilte ich zurück in den Kleiderschrank und nahm wahllos einen Arm voll Unterwäsche in die Hand, welchen ich genauso unsortiert wie zuvor die Toilettartikel in den Koffer warf. Als nächstes folgten ein Pack Socken und Hosen. Bei den Oberteilen griff ich zu gleicher Menge nach Shirts und Pullovern. Andere Schuhe als die, die ich an hatte nahm ich nicht mit, die verbrauchten nur unnötig Platz. Und da ich wohl oder übel kaum irgendwo zum Feiern oder zu sonstigen Veranstaltungen gehen würde, wären drei verschiedene Paar Schuhe wirklich mehr als nur sinnlos. Ein paar Westen und Jacken fanden noch ihren Platz in dem geöffneten Koffer, bevor ich ihn auch schon zu schlug und mich darauf setzte, um ihn zu zu bekommen. Gerade als ich ihn zur Hälfte zu hatte, hielt ich für einen Moment inne, warf einen Blick zurück zu dem Kleiderschrank und stieß ein leises Fluchen aus, bevor ich den Koffer wieder öffnete und aufsprang. Schnellen Schrittes lief ich zurück, auf die Kleiderstange mit der obligaten Abendkleidung zu und griff nach einem Kleid, welches ich mir mal gekauft habe, aber bis jetzt noch keine Gelegenheit hatte, um es zu tragen. Keine Ahnung warum ich es mitnehmen wollte, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es keine schlechte Idee sein konnte. Gerade als ich es in den Koffer geworfen hatte, fiel mir ein, dass ich dann aber doch auch passende Schuhe dazu mitnehmen musste. „Gott im Himmel!", fluchte ich leise, bevor ich ein weiteres Mal meinen Weg zurück zum Kleiderschrank antrat und dort die schwarzen, hohen Stiefletten mit den aufgestickten Rosen an der Seite in die Hand nahm. „Der Koffer geht nie zu!", seufzte ich leise in böser Vorahnung, als ich versuchte eine Lücke zu finden, wo die Schuhe in etwa Platz hätten. Als ich mich dann erneut auf den Koffer setzte, hatte ich durchaus Mühe, um ihn zu zu bekommen. Sobald ich es geschafft hatte sprang ich auf und stellte ihn auf seine Rollen, um ihn hinaus in den Flur zu verfrachten. Kurz blickte ich mich noch einmal in dem Raum um, darüber nachdenken, ob ich noch irgendetwas wichtiges vergessen hatte. Aber nein, eigentlich hatte ich alles dabei. Geldtasche und dergleichen hatte ich alles noch bei Noah im Auto in meiner Arbeitstasche. Ein beklemmendes Gefühl machte sich in mir breit als ich die Schlafzimmertür hinter mir schloss und den Koffer nahm, um ihn die Stufen nach unten zu schleppen.

Tutorea LibertatemWo Geschichten leben. Entdecke jetzt