Kapitel 7

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Die schlagartige Übelkeit die sich in meiner Magengegend breit gemacht hatte verschlimmerte sich deutlich und augenblicklich begann ich damit, mit dem Ring an meiner Hand zu spielen. Hektisch drehte ich ihn um meinen Finger und hatte größte Mühe, meine Atmung leise und ruhig zu halten, wobei ich das Gefühl hatte gerade einen Marathon gelaufen zu sein. Es kam mir vor als würde alles um mich herum verschwimmen. Der Raum, Stephen und die kleinen Monitore........., meine Aufmerksamkeit lag einzig und allein auf dem großen Bildschirm und dem Mann, der dort zu sehen war. Bis jetzt hatte er den Kopf gesenkt gehalten und man hätte sich noch einreden können, dass es sich um jemand anderes halten würde, aber nun hob der Mann seinen Blich und sah für einen Moment direkt in die Kamera. Erschrocken wich ich einen Schritt zurück, die Atmung stockend, starr in die stechenden Augen des Mannes blickend. Ein kurzes Grinsen huschte über dessen Lippen, eher er sich wieder von er Kamera abwandte und den Blick zurück auf den Tisch richtete. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich bekam das Gefühl nicht los, dass Ryan genau wusste, dass ich mir die Aufnahmen ansehen würde. In meinem Kopf pflanzte sich der Gedanke ein, dass sein typisches überheblich gerissene Grinsen nur mir galt, als würde er genau wissen, dass ich in diesem Moment hier stehen würde, bei dem Versuch den Tutorea Libertatem zu helfen und dabei fast vor Panik zu hyperventilieren beginnen würde. Urplötzlich begann ich zu schwitzen, mein ganzer Körper fühlte sich an als würde unter der Haut das Blut zu kochen beginnen und nervös fuhr ich mir durch die Haare, sie zu einem Zopf nach hinten hebend, um so eventuell der Hitze zu entkommen und meinem Nacken die kalte Raumluft gebend. Wie zu erwarten half sich das aber gar nichts und mein Herzschlag wurde gefühlt immer schneller, während auch meine Atmung schwerer wurde. Ein taubes Gefühl machte sich in mir breit und das einzige was ich hörte, war mein Herzschlag und das rauschen von Blut in meinen Ohren, begleitet von einem penetranten Tinnitus.

Im nächsten Moment war ich wieder zurück in dem Bunker, das Bild des Videoraums vor mir verschwamm und ich konnte deutlich Ryan vor mir stehen sehen. In der einen Hand locker sein blutiges Messer schwingen, welches zuvor meinen Arm aufgeschnitten hatte, in der anderen die Zigarre, an welcher er genüsslich zog. Ich fühlte die Lehne des Stuhls an meinem Rücken und die Fesseln an Händen und Beinen die mich an diesen banden. Es gab keine Möglichkeit von ihm zu fliehen, ich war ihm ausgeliefert und konnte nur abwarten, bis er mich ein weiteres Mal verletzt und dabei den größten Spaß seines Lebens hatte. Ryan blies mir den Rauch seiner Zigarre direkt ins Gesicht, lachte höhnisch und zog ein weiteres Mal daran, ehe er sich auf den Boden vor mich hockte und mich penibel betrachtete. Automatisch wandte ich meinen Blick von ihm ab, drehte den Kopf zur Seite und spürte dabei den stechenden Schmerz der Brandwunde welche er mir mit seiner Zigarre an der Schläfe zugefügt hatte. Blitzartig schnellte sein Arm nach vorne und packte mich schmerzlichst am Kiefer, um meinen Blick zurück zu ihm zu drehen, woraufhin er zu sprechen begann: „Na Kleines, wie wäre es mit ein paar Fragen? Ich bin mir sicher wir werden eine Menge Spaß haben!"

Eine Berührung an meiner Schulter riss mich aus meiner Trance und erschrocken zuckte ich zurück, die Hand von meinem Körper weg schlagend und einen Schritt nach hinten taumeln. „Miss Featherstone, alles ok? Wollen Sie sich setzen? Brauchen Sie vielleicht ein Glas Wasser oder etwas anderes zu trinken?" Ich brauchte eine Sekunde, in der ich mich irritiert und mit immer noch rasendem Herzen kurz umblickte, dabei feststellend, dass ich immer noch bei den Tutorea Libertatem war und nicht in dem Bunker. Nicht bei Ryan. „Was war das?", fragte ich leise hauchend, nachdem ich ein paar Mal tief durchgeatmet hatte. „Eine Panikattacke.", antwortete Sebastian leise, darauf bedacht ruhig zu sprechen und mich nicht noch mehr zu erschrecken. Verwirrt blickte ich ihn an und fragte mich wie er so plötzlich neben mir stehen konnte. War er nicht gerade eben noch auf dem Stuhl gesessen? Nun stand er, leicht zu mir herunter gebeugt und seine rechte Hand in der Luft schwebend, wo ich sie weg geschlafen hatte, vor mir und betrachtete mich besorgt. „Wir bringen Sie am besten zurück zu Ihrem Zimmer oder vielleicht zur Krankenstation.", meinte der Mann und legte dann in Zeitlupe seine Hand zurück an meine Schulter, auf ein Zeichen achtend, dass ich sie eventuell erneut weg schlagen konnte. Ich spürte wie sich mein Puls begann zu verlangsamen und nach einigen weiteren Sekunden, in denen ich tief durchatmete und kein weiteres Wort gesagt hatte, fühlte ich mich wieder halbwegs normal. Die Hitze hatte meinen Körper verlassen, ich spürte wie sich der leichte Schweißfilm der sich gebildet hatte, nun abkühlte und für einen Moment wurde mir so kalt, dass ich eine Gänsehaut bekam. Übel war mir trotzdem immer noch und ein leichter Schwindel ließ mich froh sein, dass Sebastian seine Hand mittlerweile an meinem Rücken hatte. Wer wusste ob ich nicht vielleicht doch noch im nächsten Augenblick umkippen würde. „Nein, es geht schon. Das war nur...der erste Schock.", antwortete ich mit leicht zittriger Stimme, woraufhin ich mich kurz räusperte, wissend dass dies kaum etwas helfen würde. „Ich würde es für eine bessere Idee halten Sie bei der Krankenschwester vorbei zu schicken.", versuchte mir Sebastian einzureden, welcher sich wohl auch nicht ganz sicher war, ob ich nicht doch noch ohnmächtig werden würde. Leicht schüttelte ich den Kopf, meinen Blick auf den Mann richtend: „Nein, wirklich. Alles ok." Richtig überzeugend klang das nicht, was sich auch in der nach wie vor besorgten Mimik von meinem Gegenüber widerspiegelte. „Na gut, ich kann Sie nicht dazu zwingen, auch wenn ich Ihnen kein Wort glaube.", erwiderte Sebastian seufzend, wohl wissend, dass es überhaupt nicht ‚ok' war, „Setzen Sie sich aber bitte jedenfalls auf den Stuhl." Auch wenn er mich darum gebeten hatte, war mir mehr als nur klar, dass es als Aufforderung gemeint war und so ging ich dieser nach und nahm auf dem Sessel, auf welchem er gerade selber noch gesessen hatte, Platz.
„Hier können Sie vorspulen, dort dann wieder in normaler Geschwindigkeit abspielen und mit dem Knopf halten Sie das Bild an.", erklärte mir Sebastian und zeigte jeweils auf besagte Knöpfe. Kurz nickte ich und atmete kaum merklich noch einmal tief ein und aus, ehe ich meinen Blick erneut auf den Monitor richtete.

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