Am nächsten Tag hat mich Sebastian schon am frühen Vormittag von meinem Zimmer abgeholt und in einen Besprechungsraum gebracht, in welchem schon Noah, Stephen und Robert auf uns warteten. Auf dem Weg dorthin fiel mir wieder ein was mir gestern Stephen erzählt hatte, wie verbissen Sebastian an den einzelnen Hinweisen dran blieb und wie lange er suchte, bis er endlich entweder etwas herausfindet oder schlussendlich doch einsehen muss, dass die Spur in eine Sackgasse führte. Als wir so schweigend dahin liefen, beobachtete ich ihn vermeintlich unauffällig aus den Augenwinkeln. Er war also bevor er zu den Tutorea kam Psychologe. Wie lange dauerte das Studium? Drei Jahre, also 6 Semester Bachelor und dann noch 4 Semster Master? Hmm, sagen wir mal die Ausbildung dauert 5 Jahre und er hat mich 18 seinen Abschluss gemacht, dann müsste er mit 23 fertig gewesen sein. Aber wie lange hat er gearbeitet bevor er zu den Tutorea gekommen ist? Ich hätte ihn ja eigentlich auf 24 Jahre geschätzt, liegt aber wahrscheinlich daran, dass Männer ohne Bart immer etwas jünger aussehen. Seine zersausten blonden Haare und die blauen Augen trugen aber sicherlich auch ihren Teil dazu bei. Also ich weiß nicht wie es euch geht, aber irgendwie finde ich, dass blonde Haare Männer auch jünger wirken lassen. Aber zurück zum eigentlichen Thema.
Schon als ich den Raum betrat konnte ich eine deutliche Anspannung zwischen den beiden Leitern der Organisation spüren, welche sich gegenüber saßen und es zudem tunlichst vermieden sich gegenseitig anzusehen. Robert welcher neben Noah saß warf Sebastian einen genervten Blick zu und verdrehte die Augen, woraufhin Sebastian leise seufzte und auch seine Laune schlagartig schlechter zu werden schien. Okay, was genau hatte ich hier verpasst? Heute morgen beim Frühstück hatten die vier noch wie die besten Freunde an einem Tisch gesessen und gemeinsam gegessen. Noah und Stephen haben mir da dann auch erklärt, dass sie heute eine Besprechung zu viert hatten, darüber wie es nun weiter gehen sollte und zu der ich auch eingeladen war. Da ich mich sowieso nicht getraut hätte nein zu sagen, willigte ich ein und bekam dann noch die Info, dass mich Sebastian später abholen kommen würde. Nun sahen die vier mehr als wie das Gegenteil von besten Freunden aus und irritiert blickte ich zwischen den Männern hin und her, während sich Sebastian neben Stephen setzte und mir nur der Platz an der Stirnseite des Tisches blieb. Na toll, das war aber auch der schlimmste Platz überhaupt. Leise setzte ich mich, kein Wort sagend und wartete darauf, dass jemand anderes das Gespräch oder was auch immer die vier jetzt vor hatten, eröffnete. Für ein paar Atemzüge blieb es noch leise, bevor sich schlussendlich Robert aller erbarmte und zu reden begann: „Also, wer von euch beiden will jetzt mal erklären, warum wir uns hier getroffen haben und das ohne gleich seine eigene Meinung da rein zu bringen, sondern sachlich und neutral bleibend?" Noch immer vermieden Noah und Stephen Blickkontakt, woraufhin ich einen unsicheren Blick zu Robert warf, welcher als Antwort nur erneut die Augen verdrehte. Schlussendlich ergriff Stephen das Wort, nach weiteren Sekunden unangenehmen Schweigens: „Also, da wir schon jede einzelne Spur die wir gefunden haben, erfolglos verfolgt hatten und auch unsere jüngsten Ideen alle im Sand verlaufen sind, können wir uns wohl alle einig sein, dass wir mit unserem Latein am Ende sind und wirklich keinen Plan haben, wie wir in diesem Fall weiter agieren sollten." Stephen machte eine kurze Pause, in der er Noah abwartend ansah, wahrscheinlich um von ihm das Besagte bestätigen zu lassen. Dieser warf ihm nur einen knappen bissigen Blick zu, woraufhin Stephen die Augen verdrehte und mit leicht gereiztem Unterton in der Stimme weiter sprach. Was in Gottes Namen hatte die zwei oder vier Männer so zum Streiten gebracht, dass sie augenscheinlich nicht einmal noch normal miteinander reden konnten? „Deswegen sind wir schlussendlich zu dem Entschluss gekommen, dass wir uns bei anderen Organisationen Hilfe holen sollten und die nächste Wahl sind hierbei natürlich die Kingsman." Noch bevor er den Satz zu Ende gesprochen hatte, wusste ich genau auf was er hinaus wollte und ich musste mich zusammenreißen um nicht einen missmutigen Kommentar abzugeben. Meine Mimik musste jedoch mehr als Bände sprechen und deutlich zeigen, dass ich überhaupt kein Freund von dieser Idee war oder Lust darauf hatte einen einzigen der Kingsman noch einmal in meinem Leben zu begegnen. Meine Mundwinkel zogen sich sofort nach unten und ich hatte direkt Mühe, eine halbwegs neutrale Miene aufzusetzen. Weniger gut beherrschen konnte sich Noah, welcher sarkastisch zu klatschen begann und sofort mit triefendem Sarkasmus in der Stimme entgegnete: „Gute Idee! Fragen wir die egoistischen Idioten von Kingsman, bei denen wir uns wissentlich ins System gehackt haben und Informationen geklaut haben, ob sie uns nicht vielleicht noch all die anderen Informationen geben könnten, die wir eventuell übersehen haben, damit wir uns den Aufwand nicht noch einmal machen müssen. Oder noch besser, fragen wir sie doch einfach gleich um Unterstützung, weil die uns ja sicherlich sofort mit vollster Begeisterung zur Seite stehen, immerhin würden die sicherlich nichts lieber tun als uns Agents zu schicken, damit diese vielleicht auch noch ihr Leben dafür riskierten, unsere Leute zu retten. Ja ich bin mir sicher, dass Arthur ganz begeistert von dieser Idee ist, wo er uns doch seit Jahren nicht schon los werden möchte, damit die Kingsman die einzige Geheimorganisation ist, die hier in Großbritannien agiert. Die waren sowieso schon immer ganz begeistert davon mit anderen gemeinsame Sache zu machen, weil die ja überhaupt nicht nur an sich denken und im Falle des Falles nicht ihren eigenen Arsch retten sondern immer darauf achten, dass sie die beste Entscheidung für das Team treffen. Ich bin mir auch zu hundert Prozent sicher, dass sie wenn sie bei uns sind nicht versuchen dadurch auch an Informationen über uns oder unsere Fälle zu kommen. Nein, das würden die nicht machen, nicht unsere ehrlichsten und allerbesten Freunde dieser Welt. Die doch nicht, denen können wir unser Leben anvertrauen, da haben wir ja überhaupt nichts zu befürchten, nein gar nicht. Sag mal, bist du eigentlich komplett bescheuert? Und wo oder wann zur Hölle sind WIR zu diesem Entschluss gekommen? Ich kann mich nicht erinnern, dass ich dem jemals zugestimmt hätte." Leicht entsetzt blickte ich Noah an und brauchte einen Moment bis mir klar wurde, dass er das alles gerade tatsächlich gesagt und ich mir das nicht irgendwie eingebildet hatte. Wow, also...WOW. Ich dachte ja, dass ich eine Abneigung gegenüber den Kingsman hatte und nicht ihr allergrößter Fan war aber Noah schien mich noch über längen zu Übertreffen, wenn ich mich da mal aus dem Fenster lehnen darf. Was in aller Welt war passiert, dass er so giftig auf die andere Geheimorganisation reagierte? „Gott, du bist schlimmer als jedes kleine Kind! Nur weil du deine Kindergartengeschichten mit den Kingsman nicht endlich mal in Ruhe begraben lassen kannst, heißt das nicht, dass wir nicht normal mit ihnen zusammenarbeiten können. Werd doch mal erwachsen! Wirfst denen vor, dass die nicht an ihr Team denken und selber kannst du deine persönlichen Probleme mit ihnen nicht begraben lassen und dran denken was unsrer Organisation am meisten helfen würde!", rief Stephen lauthals seinem Kollegen über den Tisch entgegen, wobei ich leicht zusammen zuckte und nun ihn geschockt anblickte. Was ging hier ab? Sind die jetzt alle bescheuert geworden? Mir war schon klar, dass sie in einer beschissenen Situation und auf den Tod gereizt waren. Ja ihre Agents wurden entführt und getötet, ja sie haben keinen einzigen Anhaltspunkt und wissen nicht mehr weiter, aber sich gegenseitig anschreien war doch nun auch wieder keine Lösung. „Meine persönlichen Probleme? Du bekommst gleich persönliche Probleme mit mir wenn du mich hier weiter so hinstellst, als würde ich nicht das Beste für unsere Organisation wollen!", schrie nun wieder Noah durch den Raum, woraufhin mir für einen Moment der Mund offen blieb. Drohten die sich jetzt auch noch gegenseitig? „Ja anscheinend bist du entweder zu blöd oder zu blind um zu sehen, was für unsere Leute das Beste ist. Wir haben keine Anhaltspunkte mehr und wenn du zu dumm bist um das zu merken und zu eitel um andere um Hilfe zu fragen, dann kannst du mir auch einfach nur mehr Leid tun! Und trau dich ja nicht mir noch einmal zu drohen sonst siehst du ziemlich schnell, was du davon hast!", giftete Stephen Noah an, welcher die Hände zu Fäuste ballte und einen Moment die Lippen zusammenbiss, woraufhin ich mir nicht ganz sicher war, ob er gleich zuschlagen oder sonst etwas passieren würde. Hilfesuchend blickte ich zu Sebastian, welcher den Kopf auf ein Hand gestützt den beiden unbeeindruckt beim Streiten zu sah. Auch Robert saß vergleichsmäßig ruhig in seinem Stuhl und schien auch einfach nur darauf zu warten, dass die beiden fertig werden würden. War ich hier die einzige, die sich mehr als nur unwohl fühlte und sich nicht sicher war, ob die beiden sich gleich gegenseitig eine rein hauten?
„Ich soll dumm sein? Du bist doch selber total verblendet mit deiner ‚Ach die Welt ist ja so schön und jeder hilft sich gegenseitig und lässt niemanden im Stich.'-Einstellung. Werd doch selber mal erwachsen und sieh mal ein, dass nicht jeder der auf Gut-Mensch tut auch dahinter steht. Glaubst du allen Ernstes die Kingsman würden uns in irgendeiner Hinsicht helfen. Als hätten wir die nicht schon um viel weniger gefragt in der Vergangenheit und noch nie eine Antwort von denen bekommen. Du bist selber einfach nur zu blöd und blind zum Merken, dass sie nicht zu unseren Freunden oder Verbündeten gehören!" Stephen beugte sich bedrohlich über den Tisch, woraufhin ich sicherheitshalber auf meinem Stuhl leicht zurück wich: „Zu deiner Information: ich bin weder blind noch blöd und deinen Scheiß mit der Einstellung kannst du dir sonst wo hin schieben. Im Gegenteil zu dir weiß ich einfach nur, dass man sich unter den Organisationen aufeinander verlassen kann, wenn es wirklich brenzlig wird. Und außerdem wäre es sowieso unsere Pflicht die Kingsman über Ryan zu informieren, immerhin hatte er es früher auf sie abgesehen und wer weiß ob er in naher Zukunft nicht auch noch einmal plant auf sie jagt zu machen. Also komm verdammt noch einmal von deinem hohen Ross runter und sieh doch einfach mal ein, dass wir auch nicht unfehlbar sind und auch mal auf die Hilfe der Kingsman angewiesen sind!" „Auf deren Hilfe können wir in diesem Fall gut und gerne verzichten! Die Idioten hatten mit Ryan schon einmal zu tun und was haben sie geschafft? Genau gar nichts. Die haben weder den Maulwurf in ihren eigenen Reihen gefunden, noch geschafft sich als superspitzenklasse Agents gegen Ryan und seine Leute zu wehren. Wäre Chloé nicht zufällig bei ihnen eingesperrt gewesen weil sie kein Zuhause hatte, wären diese Volldeppen heute alle tot. Die haben es einzig und allein ihr zu verdanken, dass die heute noch leben. Wären sie alleine gewesen würden sie jetzt wahrscheinlich alle das Gras von unten wachsen sehen!", warf Noah seinem Kollegen spöttisch entgegen welcher merklich das Kiefer zusammenbiss um wahrscheinlich nicht vollkommen auszuflippen. Eigentlich sollte ich mich von Noah geehrt fühlen, immerhin hatte er gerade noch gesagt, ich sei der einzige Grund warum die Organisation Kingsman überhaupt noch bestand, doch ich hatte ihm überhaupt nicht richtig zugehört. Ich war mit meinen Gedanken noch bei einer Aussage von Stephen, welche er vor einigen Sekunden seinem Kollegen ins Gesicht schrie.
Die Frage ist nicht, ob er in naher Zukunft noch vor hatte, sich erneut die Kingsman als Ziel zu suchen, die Frage war viel eher, ob er nicht auch schon von ihnen Leute entführt hatte. Wenn er es schaffte die Agenten der Tutorea Libertatem zu entführen, gelang ihm das sicherlich auch bei den anderen. Dort hatten sie doch auch sicherlich leichteres Spiel, oder? Wenn einer der Agents im Ausland agierte, weit weg von Großbritannien, wären sie doch viel leichtere Beute. Sie waren zwar meistens zu zweit unterwegs, aber in Großbritannien hatte man jedenfalls die Chance halbwegs schnell vor Ort zu sein, sollte etwas passieren. Komm erst mal von London zum Beispiel nach Japan, das dauerte Stunden. Bis dahin hatten die Angreifer genug Zeit um die Agents zu entführen und zudem jegliche Spuren zu verwischen oder gar falsche zu legen. „Was wenn sie das schon haben?", sagte ich nachdenklich vor mich hin, weiter in Gedanken versunken. „Wer hat was getan?", fragte mich Sebastian und riss mich dabei aus meinen Überlegungen heraus. Irritiert blickte ich ihn für eine Sekunde an, ehe ich bemerkte, dass sich auch die anderen drei Männer mir zugewandt haben. „Wie ‚wer hat was getan'?", wollte nun Noah wissen und blickte zwischen Sebastian und mir hin und her. „Was wenn die Kingsman selber schon längst erneut Opfer geworden sind. Vielleicht verschwinden von ihnen auch schon die ganze Zeit Mitarbeiter.", warf ich in den Raum, woraufhin sich Noah und Stephen ansahen. „Daran hab ich noch gar nicht gedacht. Vielleicht sind wir ja gar nicht die einzigen die Opfer der Entführungen geworden sind.", meinte Stephen woraufhin Noah die Stirn runzelte. „Was soll es bringen, von mehreren Organisationen Leute zu entführen? Damit lenkt man doch nur viel zu viel Aufmerksamkeit auf sich. Desto mehr Organisationen man sich als Ziel nimmt, desto mehr Leute suchen dich und jeder findet andere Hinweise. Da fliegt man viel zu schnell auf!", erwiderte dieser und blickte seinen Kollegen nachdenklich an. Die angespannte Situation von gerade eben schien sich von einem Moment auf den anderen verflüchtigt zu haben und ich wollte gerade erleichtert aufatmen, als Stephen den nächsten Vogel abschoss. „Nicht wenn von jeder Organisation so arrogante Leiter wie dich haben, die einfach nicht mal zugeben können, dass sie in einer Sackgasse stecken und sich Hilfe holen sollten. Wenn sich keiner Hilfe sucht wird auch keiner gegenseitige Hinweise austauschen können und so würde wieder genauer keiner etwas erreichen." Sofort blitzte wieder die Wut in Noahs Augen auf und befürchtete gerade, dass es jetzt erst so richtig los gehen würde, als Robert sich plötzlich zu Wort meldete: „Ja und wenn die anderen Organisationen auch die zwei größten Starrköpfe der Welt als Leiter haben, die einfach gemeinsam zu blöd sind um irgendetwas zu erreichen springen die Agents sowieso alle vorher freiwillig vor einen Zug bevor überhaupt noch irgendjemand entführt werden kann. Also ehrlich seit ihr beide eigentlich komplett hängen geblieben oder seit ihr ein paar mal zu heftig gegen die Wand gelaufen. Ihr seit doch beide einfach gleich blöd." Überrascht blickte ich den Mann neben mir stumm an und wusste nicht was ich darauf antworten sollte. „Der eine ist zu dumm um sich Hilfe zu holen und der andere zu dumm um zu sehen, dass man den Leuten von denen man sich Hilfe holt nicht blind vertrauen darf. Die Kombi des Jahrhunderts. Da kannst du dich wirklich nur noch vor den nächsten Zug werfen.", fügte Sebastian noch hinzu und ich hoffte einfach mal inständig, dass nicht einer von denen noch auf die Idee kam, dass ich auch meinen Senf dazu geben sollte. Denn ich hielt mich bei dem Ganzen hier wohlwissend schön raus, das sollen die hier schön unter sich ausmachen. „Wer hat euch eigentlich um eure Meinung gefragt?", meldete sich Stephen genervt zu Wort und blickte die beiden Mitarbeiter missbilligend an. „Ich würde mich hier nicht so aufspielen, wenn ich erst seit ein paar Wochen hier sein würde.", fügte Noah hinzu und sah seinen Kollegen über die Aussage des jüngsten Mitgliedes empört an. „Ja bei so viel Blödheit auf einem Haufen ist halt irgendwann auch einmal genug.", gab Robert den beiden als Antwort und sah die beiden dann mit einem Gesichtsausdruck an, der mich persönlich aufs Blut provozieren würde. „Ja jetzt im Nachhinein hätte ich mir das besser noch einmal genauer überlegen sollen. Da hat ja jede einzelne Persönlichkeit eines Schizophrenen, auch wenn es ein achtjähriges Kind ist, mehr Grips als ihr zwei zusammen.", entgegnete nun auch Stephen mit gelangweiltem Blick. Langsam begann ich leicht zu schwitzen und wünschte mir gerade nichts mehr als beim Frühstück abgesagt zu haben. Die ganze Situation hier war für mich mehr als nur irgendwie unangenehm und am liebsten würde ich einfach ganz schnell den Raum verlassen, jedoch traute ich mich nicht auch nur den kleinen Finger zu bewegen. Ich wollte auf keinem Fall die Aufmerksamkeit der vier Herren auf mich lenken und damit Teil dieses testosterongeladenen Streites zu werden. Ich hielt mich hier, wie schon gesagt, schön heraus und hoffte einfach dass ich bald wieder gehen konnte. Zu meinem Entsetzen drehte sich Robert zu mir und ich wollte gerade abwehrend mit dem Kopf schütteln um ihm zu signalisieren, dass ich nicht in das, sagen wir mal Gespräch, mit eingebunden werden wollte, als er mir auch schon eine Frage stellte: „Du warst Teil der Kingsman. Wem würdest du wie weit vertrauen?" „Die Frage ist eher ob sie überhaupt noch irgendjemanden traut. Sie ist ja ausgestiegen und das wird wahrscheinlich auch seinen Grund haben.", entgegnete Noah, bevor ich auch irgendetwas erwidern konnte. Wieder einmal musste ich mich bei dem Wort ‚ausgestiegen' zusammenreißen um nicht wütend zu werden oder mich zu rechtfertigen, jedoch musste ich Noah insgeheim recht geben.Vertraute ich überhaupt noch jemanden von den Kingsman, nach allem was passiert war? Gab es noch jemanden, den ich um Hilfe bitten würde, wenn ich einfach nicht mehr weiter wissen würde? Wer wäre meine letzte Instanz bei den Kingsman, die letzte Person in die ich noch den Glauben hätte, dass sie mir helfen würde, wenn ich sie so dringend brauchte?
Natürlich gab es jemanden bei den Kingsman, dem ich nach wie vor sehr viel, wenn auch nicht mein Leben, anvertrauen würde. Eine Person hat es gegeben, die mich von Anfang an unterstützt hatte und nie den Glauben an mich verloren hatte. Jemanden den ich immer hätte fragen können, wenn ich Hilfe gebraucht hätte und nicht mehr weiter wusste. Jemanden der mich und meine Probleme immer ernst genommen hätte.
Aber würde ich dieser Person nun immer noch vertrauen können? Hatte sie wirklich bis zum Schluss an mich geglaubt oder kurz vor Ende doch noch die Hoffnung aufgegeben, wie die anderen. Vor allem nach dem was nach meinem Austritt passiert war, trotz dem Kodex der Kingsman, war ich mir nicht sicher, ob ich ihr nicht auch schon mehr als nur egal war.
Ich wusste es selber nicht. Vertrauen hatte ich auf jeden Fall in diese Person bis zu meiner letzten Minute bei den Kingsman gehabt.
Insgeheim war die Frage aber nicht, ob ich noch irgendjemanden von den Kingsman vertrauen würde. Wir wussten alle in diesem Raum, dass die eigentliche Frage war: Konnten die Tutorea Libertatem auf die Kingsman vertrauen oder mussten sie befürchten sich selber eine Falle zu stellen, wenn sie die andere Geheimorganisation nach Hilfe baten?
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Tutorea Libertatem
ActionVieles hatte sich in den letzten Monaten für Chloé verändert. Die Zeit voller Gefahr und Action war vorbei, wich einem normalen, ruhigen Leben. Doch leider holt die Vergangenheit die junge Frau schneller ein, als ihr lieb war. Fortsetzung von 'King...