Ich war froh als wir uns wieder zu den Autos begaben um weiter zu fahren, denn so musste ich mich auf die Straße konzentrieren und konnte mir nicht weiter darüber meinen Kopf zerbrechen, dass all die Kingsman ihren eigenen Hund erschossen hätten. Ich sah die Männer jetzt alle in einem ganz anderen Licht und es verwunderte mich nun noch weniger, dass Arthur auch Independence sofort hätte töten wollen. „Einfach nur krank!", flüsterte ich erneut vor mich hin und schüttelte leicht den Kopf, als meine Gedanken von der Fahrbahn wieder zu dem Schock zurück wanderten. Wir waren nun schon seit weiteren 2 ½ Stunden auf der Fahrt und seit einer guten dreiviertel Stunde auf Landstraßen und Schleichwegen unterwegs. Mittlerweile war ich auch ziemlich froh, dass wir den kleinen Zwischenstopp gemacht hatten, denn ansonsten würde mir kräftig der Magen knurren und auch Adam und Castiel würden sicherlich Durst haben und auch aufs Klo müssen.
Vor mir fuhr Robert, wobei ich mir nicht genau sicher war, was der Mann gerade aufführte. Mit der rechten Hand fuchtelte er immer wieder in der Luft herum und am Anfang dachte ich, er würde mir irgendetwas deuten wollen, aber da ich nichts an meinem Fahrverhalten änderte und er auch nicht stehen blieb oder sonstiges, ging ich davon aus, dass ich nicht gemeint war. Wer weiß, vielleicht hatte er Musik aufgedreht und bewegte seine Hand dazu im Takt, wobei ich mir da auch nicht genau vorstellen konnte, was für einen Rhythmus das Lied genau haben sollte. „Ohne Witz, was macht der da vorne?", fragte ich mich laut selber und musste mich wirklich zusammenreißen, um auch mal wieder auf die Straße und nicht nur in das Auto vor mir zu blicken. Einen kurzen Blick in den Rückspiegel, um zu überprüfen ob Noah auch so wild gestikulierte, konnte ich mir jedoch nicht verkneifen. Der Mann in dem Wagen hinter mir saß ganz entspannt, mit einem Arm am Fenster abgestützt im Auto und schien schon fast gelangweilt. Okay, ich konnte also davon ausgehen, dass Robert nicht mich meinte, mit seinen Bewegungen, denn ansonsten hätte er wahrscheinlich schon längst Noah angerufen und dem gesagt er solle mich mal bitte mit der Lichthupe anblinken. Irritiert blickte ich wieder nach vorne und versuchte mich nicht allzu sehr von dem Wagen vor mir ablenken zu lassen und dem was darin auch gerade immer passierte. Als wir um die nächste Kurve bogen konnte ich durch all die Baumwipfel hindurch für einen kurzen Moment ein schwarzes Dach durchblitzen sehen. Das musste das Außenquartier sein, von dem mir die beiden vorhin beim Essen noch genaueres erzählt hatten. Es lag zwar mitten im Wald, war aber ein riesiges Anwesen, welches durch angepflanzte Bäume und durch ein stellenweise begrüntes und bepflanztes Dach getarnt wurde. Hauseigene Generatoren die sich im Keller befanden versorgten das Gebäude mit dem nötigen Strom. Und die dazugehörigen Alarmanlagen, Kameras und was sie sonst noch alles in dem Wald einige hundert Meter um das Gebäude herum verstreut installiert hatten auch. Alles in allem war dieses Quartier mindestens genauso sicher, wenn nicht sogar noch sicherer als das Hauptquartier in London selbst.
Gute zehn Minuten später kam das Gebäude auch schon in Sichtweite und neugierig beugte ich mich hinter dem Lenkrad nach Vorne um einen besseren Blick darauf zu bekommen. Erstaunt stellte ich fest, dass das Gebäude zwar einen dunkelbeigen Grundstrich hatte, an einigen Stellen der Mauer waren jedoch Büsche und Bäume so detailliert und realitätsgetreu aufgemalt, dass man direkt zwei mal hinsehen musste um sich sicher zu sein, dass es sich nur um Malereien handelte. Ich musste nicht lange darüber nachdenken, für was das gut sein sollte. Durch das großteils begrünte und bepflanzte Dach war das Gebäude von oben halbwegs schlecht zu erkennen, jedenfalls konnte man leicht darüber sehen, wenn man nicht gerade halbwegs nahe daran vorbei flog. Und dank der angemalten Hauswände schützte man sich auch ein bisschen vor den Beobachtern am Boden, wenn auch wahrscheinlich nicht ganz so erfolgreich wie das begrünte Dach. „Gar nicht mal so schlecht die Idee!", sagte ich anerkennend und fuhr dann hinter Robert zwischen zwei Bäumen hindurch. Für einen Moment dachte ich, den roten Lichtschranken eines Lasers aus den Augenwinkeln zu erkennen, entschied mich aber dafür dass das pure Einbildung gewesen sein musste. Nach weiteren drei Minuten Fahrt hatten wir es dann auch schließlich den nun geschotterten, serpentinenartigen Weg hinauf zu dem Gebäude geschafft. Vorsichtig parkte ich mich neben Robert, direkt vor einer Mauer mit aufgemaltem Busch. Na gut, zugegebenermaßen konnte man von der Nähe aus deutlich erkennen, dass es nur Bemalung war, aber von Weitem sah es tatsächlich recht realistisch aus. Nachdem ich den Motor abgestellt und die Handbremse angezogen hatte, öffnete ich die Autotür und stieg aus, während Noah seinen Wagen auf Roberts anderer Seite zum Stehen brachte.
„Sie können die Hunde draußen ruhig frei herum laufen lassen. Also wir haben keine Landminen oder sonstiges hier irgendwo ausgestreut oder versteckt. Wir haben das Gebiet zwar abgesichert, aber es laufen ständig wilde Tiere hier herum, als wie dass wir jetzt Sprengstoffe oder so verteilt hätten. Wir haben ja nicht vor hier jemanden in die Luft zu jagen.", erklärte mir Robert, als er sah, dass ich nach den Leinen griff um die beiden eben nicht frei hier laufen zu lassen. „Also davon wäre ich jetzt auch nicht gerade ausgegangen.", antwortete ich dem Mann, „Das wäre ja doch etwas...erschreckend, wenn Sie hier nach Belieben Minen verteilen." „Eben.", war Noahs einziger Kommentar dazu, als er den Kofferraum zuschlug, nachdem er seine Reisetasche herausgehoben hatte. Kurzerhand verstaute ich die Leinen in meiner Arbeitstasche, welche ich schulterte und schlug dann die Beifahrertür zu. Mit einem Griff öffnete ich die dahinter liegende Tür und hob vorsichtig den Koffer aus dem Auto. Gott im Himmel, was hatte ich eigentlich alles dabei, dass der so schwer war. „Sie können Ihn ruhig gleich drinnen in der Halle bei den anderen Sachen stehen lassen. Die werden dann auf die Zimmer gebracht. Unsere Leute werden schon erkennen, dass der Koffer zu Ihnen gehört.", sagte Robert und erst jetzt fiel mir auf, dass er die gleiche Reisetasche wie Noah hatte. Bei genauerem hinsehen sah ich dann auch den weißen Schriftzug mit dem Namen der Männer, welcher auf der Seite der schwarzen Tasche eingenäht war. Robert Barks, stand auf seiner geschrieben. Ha lustig, der Mann hatte den gleichen Nachnamen wie der Zeichner von den Entenhausen Comicbüchern. „Okay, vielen Dank!", antwortete ich kurz angebunden und rollte dann den Koffer nach hinten zum Kofferraum. Einen Blick durch die Heckscheibe werfend sah ich Castiel wild von einem Fenster zum nächsten blickend, anscheinend konnte er es nicht abwarten nach draußen zu kommen. „Here you go!", sagte ich leise, bevor ich den Kofferraum öffnete. Ohne, dass er ganz offen war, zwängte sich der Berner Sennenhund schon hindurch und sprang aus dem Wagen. Sofort senkte er seinen Kopf und begann am Boden herum zu schnüffeln. Adam hingegen betrachtete die neue Umgebung erst einmal von dem sicheren Kofferraum aus, bevor auch er sich dazu entschied heraus zu springen. Vorsichtig blickte er sich um, ehe er es Cas gleich machte und die Nase auf den Boden drückte. „Bleiben die Autos hier stehen?", fragte ich die beiden Männer, welche den Kopf schüttelten. „Nein, die werden nachher noch umgeparkt. Wenn Sie uns so weit vertrauen, dass wir ihr Auto nicht klauen oder zu Schrott fahren, können Sie uns den Autoschlüssel geben, dann kümmert sich darum auch später jemand.", sagte Noah mit einem Lächeln, woraufhin ich mich zusammenreißen musste um weder einen blöden Kommentar abzugeben, noch die Augen zu verdrehen. An Evans ist auch ein Comedian verloren gegangen. Kurzerhand warf ich den Kofferraum zu, verschloss das Auto und reichte dem Mann dann den Autoschlüssel: „So viel Vertrauen sollte gerade noch möglich sein!" Naja, so ganz konnte auch ich mich nicht beherrschen. „Mal sehen, ob Sie da die richtige Entscheidung getroffen haben!", sagte Robert mit gespielt skeptischen Blick. „Jetzt ist es eh zu spät!", entgegnete Noah während er sich die Schlüssel schnappte und in die Hosentasche schob, wo auch schon sein eigener war. Na hoffentlich sah ich mein Auto unversehrt und in einem Stück wieder. „Folgen Sie uns, wir führen Sie mal 'rum!",sagte Robert, ehe er sich seine Reisetasche schnappte und auf die Eingangstür zu marschierte. Mit einem kurzen Pfiff wendeten sich Castiel und Adam von ihrer Erkundungstour ab und kamen auf mich zu. Zufrieden mit den beiden griff ich nach meinem Koffer und rollte dann hinter Robert her, Noah mir folgend. „Adam wird gleich einen ziemlichen Schock bekommen.", meinte er und ich glaubte tatsächlich ehrliche Besorgnis in seiner Stimme zu hören. Ja, das habe ich mir auch schon gedacht, aber da musste er nun mal durch. Und es wäre für ihn noch schlimmer gewesen, wenn ich ihn zu Anthony oder sonst jemanden abgeschoben hätte, während Castiel und ich hierher gefahren wären. „Wer weiß, manchmal hat eine Schocktherapie auch schon einiges zur Besserung beigetragen.", entgegnete ich, nachdenklich den Hund betrachtend, „Solange er nicht irgendwie ausflippt ist ja alles ok. Ihn von einer größerern Gruppe fremder Leute fern zu halten, werde ich doch hoffentlich noch irgendwie schaffen." „Wir können sicherlich ein Gehege oder dergleichen aufstellen lassen, damit Sie die zwei auch mal ohne Bedenken draußen herum laufen lassen können.", bot mir Noah an, woraufhin ich leicht rot wurde. Eigentlich passt es mir ganz und gar nicht, wenn ich anderen Leuten Umstände machte, jedoch wäre es für die Hunde mehr als nur ein gutes Angebot. So musste ich nicht immer gemeinsam mit Ihnen raus und ständig aufpassen, dass sie nicht vielleicht doch weiter in den Wald hinein liefen, als es mir recht war. „Wenn es für Sie keine unnötigen Umstände macht. Ich möchte hier wirklich nicht mit irgendwelchen Sonderwünschen ankommen.", erwiderte ich und blickte etwas verunsichert den Mann an. „Keine Sorge, ich würde es Ihnen nicht anbieten, wenn es Umstände machen würde. Außerdem sind wir ja froh, dass Sie hier sind!" Naja, wer wusste schon, ob ich überhaupt irgendwie eine Hilfe für die Männer sein würde. Immerhin wusste ich nicht mehr als Sie.
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Tutorea Libertatem
ActionVieles hatte sich in den letzten Monaten für Chloé verändert. Die Zeit voller Gefahr und Action war vorbei, wich einem normalen, ruhigen Leben. Doch leider holt die Vergangenheit die junge Frau schneller ein, als ihr lieb war. Fortsetzung von 'King...