Liebes Tagebuch | Teil 1

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Montag, den 10.8.18

Liebes Tagebuch,

verzeih mir bitte, dass ich Dir so lange nicht mehr geschrieben habe.

Ich habe Dir ja erzählt, dass wir in den Sommerferien bei meinen Großeltern, die an der Nordsee wohnen, sechs Wochen lang zu Besuch waren.
Leider fiel mir erst bei der Ankunft auf, dass ich Dich zu Hause auf dem Schreibtisch liegen gelassen habe.

Es war schlimm, Dir nicht jeden Abend von meinem Tag erzählt haben zu können, deshalb hole ich das jetzt schnell nach. Ich muss mich aber etwas beeilen, denn meine Mum ruft mich gleich, damit sie mich zur Schule fahren kann.

A propos Schule: ich habe mich die ganzen sechs Wochen lang gefragt, ob ich wohl ein[en] Kurs mit Nate zusammen haben werde. Wir mussten uns in der zehnten Klasse nämlich für bestimmte Fächerkombinationen einschreiben, aber leider habe ich keine Ahnung, welche Wahlpflichtfächer er gewählt hat.
Ich hoffe so sehr, dass wir mindestens ein Fach zusammen haben werden, sonst werde ich das Schuljahr nicht überstehen. Ihn nur in den Pausen sehen zu können.. und dann auch nur, wenn er nicht im Raum ist.

Diese Vorstellung gefällt mir nicht.

Andererseits ist es jedoch gut, dass er nicht meiner Klasse zugeteilt ist, denn jeden Tag mindestens eine Doppelstunde mit ihm zu haben, würde mich viel zu sehr ablenken...

Übrigens muss ich los, denn meine Mum ruft und ich möchte nicht schon am ersten Schultag zu spät kommen. Außerdem hängen die Listen mit der Kursbelegung der elften Klasse aus und die muss ich mir vorher unbedingt ansehen. Hab Dir ja erzählt, wieso.
Wünsch mir Glück. Ich berichte Dir heute Abend von dem Tag, entweder mit guter oder mit schlechter Laune.

Bis heute Abend, Elias

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Liebes Tagebuch,

wie es natürlich in meinem chaotischen Leben so ist, hatte ich vor der ersten Stunde keine Zeit mehr, auf den Zettel zu schauen. Wollte das dann nach der ersten Doppelstunde nachholen, aber rein zufällig hingen die dann nicht mehr da. Jetzt muss ich eine komplette Woche durchleben, bis ich herausfinden kann, welche Kurse wir zusammen haben werden.

Und was noch viel nervenaufreibender sein wird, ist es einen perfekten Sitzplatz in dem Raum zu bekommen, in welchem wir dann möglicherweise einen Kurs gemeinsam haben werden. Ich muss unbedingt irgendwo hinter Nate sitzen, damit ich ihn ganz zufällig sehen kann, wenn ich nach vorne schaue.

Das klingt echt traurig.
Und gruselig.

Egal, so lange er nicht hinter mir sitzt, ist alles in Ordnung, denn sonst fühle ich mich die ganze Zeit beobachtet und werde nervös, was ich in seiner Nähe schon genug bin.

Okay das waren jetzt genug Gedanken an ihn, aber morgen gibt es bestimmt etwas Neues zu erzählen.

Bis morgen, Elias

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Dienstag, den 11.08.18

Liebes Tagebuch,

ich glaube - nein, ich weiß - dass das heute der perfekte Tag war, denn es ist etwas mega schönes passiert. Ich hatte heute in der letzten Doppelstunde Chemie und bin nichtsahnend in den Raum hineingegangen und plötzlich saß er da in der vorletzten Reihe!
Aber da ich leider erst gegen Ende der Pause in den Raum kam, waren die hintersten Plätze alle belegt, sodass ich mich in die zweite Reihe setzen musste.

Bald darauf kam auch schon unsere Lehrerin herein und begann mit dem Unterricht. Und mit einem habe ich ganz sicherlich nicht gerechnet, ich meine, wir sind jetzt in der Oberstufe, wo man doch alt genug ist, um selbst entscheiden zu können, neben wem man sitzen möchte. Aber darüber dachte unsere Chemielehrerin anscheinend anders.

Nachdem sie ein paar einleitende Worte zum Ablauf des Schuljahres gesagt hat, meinte sie, dass sie selbst die Sitzordnung und damit auch den Partner für alle Experimente, bestimmt. Viele regte es natürlich sehr auf, aber mir war es relativ egal, denn ich verstehe mich mit allen aus diesem Kurs gut.

Jedenfalls nannte sie im Schnelldurchlauf die Namen der zukünftigen Banknachbarn und ganz am Ende rief sie Nate's und meinen Namen auf, was bedeutet, dass wir das ganze Schuljahr nebeneinander sitzen und experimentieren werden. Mein Herz fing an zu rasen, ich konnte es nicht glauben. Geschah das gerade wirklich? Hoffentlich passiert mir da nichts peinliches, denn du kennst mich ja: ich ziehe das Chaos förmlich an und vor allem, wenn er in meiner Nähe ist.

Ich habe Dir ja genug Beispiele aus dem letzten Schuljahr erzählt, zum Beispiel einmal in Englisch, als ich im Unterricht aufgestanden bin und auf Toilette gehen wollte. Dabei hat sich mein Fuß in einer Schlaufe meines Rucksackes verhakt, sodass ich nach vorne fiel und aus Reflex die Bücher auf dem Lehrertisch mitgezogen habe, auf denen der Kaffee unseres Englischlehrers draufstand, der sich natürlich auf den gesamten Lehrertisch und auf die Schulsachen einer Mitschülerin verteilte.
Zum Glück ist Essen und Trinken im Chemieraum verboten, sodass mir derart peinliches nicht passieren kann.

Das war so das meiste, was heute außer langweiligem Deutsch- und Geschichtsunterricht passiert ist, deshalb höre ich für heute auf, Dir zu schreiben und gehe ins Bett.

Bis morgen, Elias

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Montag, den 17.8.18

Liebes Tagebuch,

entschuldige, dass ich Dir nicht geschrieben habe, aber ich war sehr mit meinen Hausaufgaben beschäftigt.
Ja ich weiß, es ist gerade einmal eine Schulwoche vorbeigegangen, aber die elfte Klasse beansprucht sehr viel Zeit und ich glaube, dass es nicht weniger wird.
Eher im Gegenteil.
Deshalb werde ich Dir wahrscheinlich auch nicht mehr so oft schreiben können wie früher.

Dafür habe ich Dir etwas Neues zu berichten: Nate hat mich heute angelächelt, als ich an meinem Spint war, um meine Bücher für den nächsten Unterricht zu holen.

Ich war von seinem Lächeln so hin und weg, dass ich alles um mich herum vergessen hatte. Ich kann mich auch gar nicht mehr daran erinnern, ob ich zurückgelächelt habe. Oh man. Aber dadurch hat sich meine Laune erheblich gebessert, die am Tiefpunkt war, als wir heute früh erfahren haben, dass nun auch bald die erste Arbeit anstehen wird. Ich meine, hallo? Wir gehen gerade mal seit einer Woche wieder zur Schule. Aber wenn sie unbedingt Lust darauf hat, 21 Arbeiten zu korrigieren, soll sie es eben machen.

Ich freue mich schon sehr auf Chemie morgen, weil ich da wieder neben ihm sitze. Hoffentlich geht erneut alles gut und vielleicht experimentieren wir auch.
Ich gehe jetzt aber erst einmal schlafen, denn der Tag war doch ganz schön anstrengend.

Aber ich schreibe Dir auf jeden Fall morgen wieder.

Elias

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A/N
Mir ist es wirklich mal passiert, dass ich die Kaffeetasse einer Lehrerin umgekippt habe und sich daraufhin alles auf die Schulbücher verteilt hat. Seit dem setze ich mich nicht mehr auf den Platz direkt vor dem Lehrertisch. Und ja, mir war das genauso peinlich wie oben beschrieben😂

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