Der Besucher

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Nichtsahnend sitze ich auf dem unteren Bett des Etagenbettes und höre per Kopfhörer meine Musik, da ist schon fast Mitternacht ist und ich niemanden wecken will.

Ich meine, um diese Uhrzeit schlafen schon alle, vor allem, weil wir morgen wieder in die Schule müssen.

Doch dann klopft plötzlich jemand leise und zaghaft an meine Tür, sodass ich es erst nicht gehört habe.

Missmutig erhebe ich mich aus dem warmen Bett und schließe die Tür auf.

Und es steht niemand geringeres als mein Schwarm vor der Tür.

Oh mein Gott.

Nervös fährt er sich durch sein weiches, blondes Haar, während ich mit verschränkten Armen vor ihm stehe und ungeduldig auf eine Erklärung warte. Ich meine, es ist mitten in der Nacht.

,,Darf ich reinkommen?", fragt er mich leise und ergeben nicke ich und trete zur Seite, sodass er in warmen raum eintreten kann. Weiterhin ohne ein Wort zu sagen, lasse ich mich wieder auf mein Bett plumpsen (und sehe dabei wahrscheinlich so sexy aus wie ein Sack Kartoffeln), während er sich ungefragt gegenüber von mir fallen lässt, sodass ich meine Beine einziehen muss, damit er noch Platz auf dem kleinen Bett hat.

,,Was machst du hier?", komme ich direkt auf das Thema und kaum merklich zuckt er zusammen.

,,Ich... ähm... wollte mich eigentlich nur für das Geschenk bedanken."

Stimmt, dass habe ich noch gar nicht erwähnt.

Mein Schwarm hatte heute Geburtstag und uns zur Feier des Tages zum Abendessen eingeladen, was ich echt supersüß von ihm fand. Ich habe mich aber auch echt schlecht gefühlt, weil ich kein Geschenk hatte, also bin ich kurzerhand in der Mittagspause einkaufen gegangen und habe ihn eine XXL-Milkaschokolade, sowie Duschzeug und Deo und eine Packung Ferrero Küsschen gekauft.

Ich hätte ehrlich gesagt auch nicht gedacht, dass ich mich trauen würde, ihm Ferrero Küsschen zu schenken. Ich meine, er kann ja sonst was darüber denken. Also auf das Wort Küsschen bezogen.

Jedenfalls habe ich ihn und unsere Freunde dann wieder ins Internat gefahren und während die anderen beiden schon ins Haus gegangen sind, habe ich ihn kurz aufgehalten und ihm mein kleines Geschenk gegeben.

Er konnte es gar nicht fassen, dass ich ihm wirklich noch etwas gekauft habe und hat sich ganz oft bedankt und gerade als er gehen wollte, lag mir sein Name schon auf den Lippen, aber ich konnte ihn nicht aussprechen.

Am Ende hätte ich noch irgendeinen Blödsinn gestammelt.

,,Das hast du doch schon.", antworte ich ihm. Ich meine, man kann es auch echt übertreiben und so toll sah es nun wirklich nicht aus, weil es nicht mal richtig verpackt war und nur notdürftig mit Klebeband zusammengehalten wurde.

Ja, auch ich als schwuler Junge kann Geschenke nicht hübsch verpacken. Außerdem hatte ich nur eine halbe Stunde Pause und somit nur eine halbe Stunde Zeit dafür.

,,Nein, ich freue mich wirklich, weil das Dinge sind, die man wirklich braucht und nicht irgendwelcher Schrott, der am Ende bloß rumsteht. Außerdem liebe ich Ferrero Küsschen."

Ähm... alles klar. Wie gesagt, es ist echt nichts Besonderes. Aber warum sollte ich noch mehr darauf herumreiten und mich permanent wiederholen?

,,Und außerdem kann ich dann an dich denken, wenn ich meinen Körper mit dem Duschgel einreibe, dass du mir geschenkt hast."

Blitzartig schießt mein Blick in die Höhe und ich sehe ihn völlig geschockt an. Wie kann er so etwas so leicht über die Lippen bringen? Und vor allem, wie kommt er jetzt auf so etwas?

,,Äh...", ist der geistreiche Kommentar, der mir dazu einfällt und er sieht mich einfach neutral an, als würde er jeden dauernd so einen Spruch bringen.

Was ich mir bei ihm leider zu gut vorstellen kann.

,,Ja... also eigentlich bin ich nur gekommen, um mich nochmal bei dir zu bedanken und da ich das ja jetzt getan habe... naja, ich glaube, ich gehe dann wohl besser.", sagt er plötzlich ganz schüchtern und erhebt sich von dem Bett.

Ich stehe ebenfalls auf, sodass wir uns plötzlich ganz nah gegenüber stehen. Er ist mit dem Rücken gegen die Tür gepresst, während ich direkt vor ihm bin.

Langsam tastet er hinter sich nach der Türklinke und drückt diese leise herunter.

Keine zwei Sekunden später steht er draußen auf dem Gang und winkt mir kurz zu, bevor er sich auf den Weg zu seinem eigenen Zimmer macht.

Doch kurz bevor er seine Tür aufschließen kann, halte ich ihn auf.

,,Warte.", hauche ich über den nun dunklen, verlassenen Gang zu ihm herüber.

Boyxboy OneShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt