Küsse unter dem Sternenhimmel

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Es ist immer das gleiche.
Wenn man sich auf etwas freut, vergeht die Zeit bis zu dem Ereignis richtig langsam und wenn dieser Tag kommt, vergeht er sehr schnell.
Anders herum verhält es sich genauso. Wenn etwas quälend langweilig ist, kommt einem eine Sekunde endlos vor und das Ende rückt in eine immer größere Entfernung.

Und genau so ergeht es mir.

Jeden Tag wird meine Vorfreude auf die bevorstehende Klassenfahrt größer, bis der Tag der Abfahrt endlich kommt.

Alle drei elften Klassen des Gymnasiums fahren gemeinsam eine Woche lang weg, was auch gleichzeitig unsere Abschlussfahrt ist. Nur leider ist das Thema der Reise ,Die deutsche Geschichte nach dem zweiten Weltkrieg.", sodass die gute Stimmung bei uns gleich gedämpft wurde. Aber die Freude auf viele lustige, gemeinsame Abenden - mit viel Alkohol für die anderen - siegte dann doch.

Ich freue mich genauso sehr auf den Trip wie meine Freunde.
Sie freuen sich am meisten darüber, dass wir so lange aufbleiben dürfen und es keine Zimmerkontrollen gibt. Gleich nach dieser Information haben sie sich zusammengesetzt und abgesprochen, wer welchen Alkohol mitbringen soll. Hochprozentigen Alkohol natürlich.

Meine Vorfreude hingegen bezieht sich auf etwas anderes.

Oder besser gesagt, jemand anderem.

Sein Name lautet Luca und er geht seit Anfang an in meine Parallelklasse.
Dadurch habe ich nur selten Unterricht mit ihm, ganze zwei Fächer um genau zu sein, nämlich Spanisch und Kunst. Das finde ich echt schade, denn ich würde gern wissen, wie er so in den anderen Fächern ist. In Spanisch meldet er sich ganz oft, sodass ich immer seine wunderschöne, spanische Aussprache hören kann. In Kunst hingegen spricht er nur kaum im Unterricht und behält sein künstlerisches Talent lieber für sich.

Was ich persönlich ziemlich schade finde.

Einmal habe ich ihm ein Kompliment wegen eines seiner gemalten Bilder gemacht und daraufhin hat er sich bei mir bedankt und mich ganz süß angelächelt.

Diesen Augenblick werde ich nie vergessen...

Jedenfalls sitze ich gerade im Bus neben meinem besten Freund, der sich lautstark mit unseren anderen Kumpels auf den Plätzen vor uns unterhält.

Mir soll es recht sein, denn so kann ich Luca ganz ungestört beobachten, welcher schräg vor mir und zwei Sitzreihen weiter gegen ein Fenster gelehnt dasitzt und per Kopfhörer irgendeinen Film auf seinem Tablet schaut.

Was er wohl für gerne für Filme schaut?

Mein bester Freund scheint wohl alles mit den anderen geklärt zu haben, denn er setzt sich wieder ordentlich hin blickt mich erwartungsvoll an.

,,Was hast du gefragt?", möchte ich von ihm wissen.

,,Ob du den Schnaps von deiner Alten eingepackt hast.", antwortet er mir schon leicht angenervt.

Ja, er kann sehr schnell sehr ungeduldig werden.

,,Habe ich. War doch so abgesprochen."
,,Trinken wir heute Abend 'ne Flasche?"
,,Weiß ich noch nicht. Erst mal möchte ich spazieren gehen.", sage ich ihm ehrlich und ich habe auch nicht sonderlich Lust, mich gleich am ersten Abend abzuschießen oder mich generell zu betrinken. Außerdem würde es ziemlich anstrengend werden, verkatert und mit fetten Kopfschmerzen durch Museen zu laufen und irgendwelche Arbeitsaufträge zu erledigen.

Er nickt mit dem Kopf. ,,Ah, verstehe. Hoffst, dass du mit Lara draußen allein sein kannst. Ich möchte dann aber jedes kleinste Detail wissen.", interpretiert er mal wieder vollkommen falsch.

,,Nein, das Thema hatten wir doch schon x-Mal. Deshalb kriegst du auch kein Detail zu hören."

,,Okay, dann eben nicht.", lässt er dann auch endlich mal das Thema auf sich beruhen.

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