Geschenkte Küsschen

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,,Ich fand die Nacht wunderschön.", hauche ich in die Dunkelheit und sehe zu Jonas hinüber, der auf dem Beifahrersitz meines Autos sitzt.

Ein paar Sekunden lang starre ich ihn an, während er schweigend aus dem Fenster sieht.

,,Und du?", traue ich mich dann zu fragen, als ich merke, das ich sonst keine Antwort mehr bekommen würde.

,,Ja, auch.", erwidert er nur knapp.

Okay? Warum ist er jetzt so abweisend zu mir?

Genau das frage ich ihn auch und bekomme erst nur ein knappes Schulterzucken als Antwort, bevor er mich plötzlich eindringlich anstarrt, sodass mir ganz heiß wird.

,,Okay.... du bist wahrscheinlich müde. Wir sollten besser wieder zurück ins Internat gehen.", schlage ich vor und will schon aussteigen, als er plötzlich seine Hand auf meinen Oberschenkel legt.

,,Warte.", flüstert Jonas uns stumm lasse ich mich wieder in den Sitz fallen und mache die Autotür wieder zu.

,,Ich wollte nur sagen, dass ich... also mir hat der Abend auch gut gefallen und es hat echt Spaß gemacht. Wir haben so viele verschiedene Dinge gemacht, die ich nicht mal in einen Monat schaffen würde und deshalb denke ich, dass das einer der schönsten Geburstage war, die ich je erlebt habe."

,,Das hoffe ich, denn es ist schon etwas besonderes, denn man achtzehn Jahre alt wird."

,,Jedenfalls", spricht er weiter, ohne auf meinen Satz einzugehen, ,,hätte ich nie gedacht, dass es so gut tut, einfach mal stundenlang mit jemanden zu reden. Vor allem mit dir, weil ich immer angenommen habe, dass wir uns die ganze Zeit nur gegenseitig ärgern würden. Aber unser Gespräch heute war so tiefgreifend und ich habe das Gefühl, dass ich heute so viel über dich gelernt habe, wie in den ganzen sechzehn Wochen nicht, die wir uns nun schon kennen."

,,Also - ", will ich schon protestieren, aber er schüttelt nur energisch den Kopf.

,,Nein, bitte lass mich ausreden, bevor ich keinen Mut mehr habe und der Zauber der Nacht verflogen ist. Gott, hört sich das kitschig an, aber mit dir... mit dir ist mir das gar nicht peinlich. Klingt das dumm? Nein, antworte lieber nicht. Ähm... jedenfalls wollte ich sagen, dass es heute echt schön war. Das habe ich schon gesagt, oder? Man, bin ich durcheinander."

Leicht lächel ich ihn an, weil ich seine Unsicherheit zu niedlich finde und schaue dann hinunter auf seine Hand, die immernoch locker auf meinem Oberschenkel liegt.

Vorsichtig schiebe ich meine Hand unter seine und ich bin überglücklich, als er sie nicht wegzieht.

,,Wo war ich stehengeblieben? Genau. Wir können uns so viel necken und nehmen uns das nicht übel. Also wir sind vollkommen auf einer Wellenlänge und ich finde deinen Humor klasse. Aber wenn man dann wirklich Redebedarf hat, hast du immer ein offenes Ohr und hörst ganz geduldig zu, egal welchen Schwachsinn man faselt.
Was ich dir damit sagen will: du hast so viele Facetten an dir. Du bist wahnsinnig lustig, tollpatschig und verpeilt und nimmst dich selbst nicht so ernst, weshalb du auch über dich lachen kannst. Glaub mir, das können nicht viele Leute. Du bist zielstrebig und setzt alles daran, es jeden so gut es geht recht zu machen, aber wenn dann etwas schief geht, willst du aufgeben. Dann sitzt du ganz ruhig da uns beobachtest die Menschen um dich herum, um dir ins Gedächtnis zu rufen, wofür es sich lohnt, weiter zu kämpfen."

Ich bin völlig sprachlos. Woher weiß er das alles?

Und vor allem bringt er das so gut auf den Punkt, dass ich fast das Gefühl habe, er kennt mich besser als ich selbst.

Kurz räuspert sich Jonas, bevor er sanft meine Hand drückt.

,,Am Anfang warst du total schüchtern und ruhig und hast kaum mit einen von uns ein Wort gewechselt, bis dann der Freitag kam, wo wir den Raum putzen mussten. Da bist du zun ersten Mal aus dir herausgekommen und hast gelacht, sodass alle anderen mitlachen mussten, weil das echt ansteckend war. Da sind mir auch zum ersten Mal deine Grübchen aufgefallen und deine Augen haben gestrahlt und nicht nur die Unsicherheit ausgestrahlt, die ich sonst immer nur gekannt habe. Und da wusste ich, dass du eine sehr interessante Person bist und jemand ganz Besonderes. Seit dem habe ich mir jeden Tag gewünscht, dass du deine Schüchternheit ablegst, damit ich wieder dieses Lachen sehen kann. Und je länger wir dann gemeinsam Unterricht hatten, desto mehr solcher Momente gab es."

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