Tony schrie auf vor Schmerzen. “Das soll helfen?”, fauchte er den alten Mann zornig an. Er sass auf einem Bett in einer kleinen Hütte neben dem Lashisee. Er konnte sich gerade noch dorthin retten, das Mofa abschalten und dem Chinesen, der sich als Yû vorgestellt hatte den Namen des Mönchs sagen. Dieser zog ihn in das Haus und begann, ihn zu verarzten. Nachdem Tony eine Tablette zu sich nahm, sagte ihm Yû, er solle sich auf sein Bett setzen. Dann begann der Alte, eine Salbe auf seinem Bizeps zu verteilten. Sie brannte auf dem Arm, Tony hatte noch nie solche Schmerzen gespürt. “Natürlich hilft das.”, sagte Yû, “Ich weiss, was ich tue. Du musst mir vertrauen, mein Sohn”. Er sprach in eine tiefen, angenehmen Stimme, die auch zu seinem sonstigen Erscheinungsbild passte. Er hatte einen langen, grauen Bart, braune, trübe Augen, die schon vieles gesehen haben. Auf seinem kleinen Kopf thronte ein spitzer Strohhut, den er selber hergestellt hatte, in der Hütte hatte es noch mehr von diesen traditionellen chinesischen Hüten, die er neben seinem Fischfang auf dem Markt verkaufen konnte. Er lief gebückt, er hatte wahrscheinlich schon seit längerem Rückenprobleme, wenn er sich so bewegte. “Was hast du eigentlich gemacht? Normalerweise wacht man nicht einfach so mit einem Kronleuchter im Arm auf”, Yû sah Tony vergnügt an. “Nein, so normal ist das nicht”, begann Tony, während er überlegte, wie viel er dem Fischer erzählen sollte. “Ich habe mir halt viele Feinde gemacht”, begann Tony, “Und naja, die mögen mich nicht wirklich.” “Ja, das sieht man.” Der Mann inspizierte Tonys Arm genau. “Du solltest in nächster Zeit keine solche Aktion machen, wenn dir dein Bizeps lieb ist.” Yû stand auf und ging auf die andere Seite der Hütte, in der die kleine Küche war. Er öffnete einige Schränke, bevor er fand, was er suchte. In einem der oberen Regale waren zwei Dosen, Tony konnte auf die Entfernung nicht sagen, was es war. Yû öffnete eine der Dosen und schöpfte den Inhalt in eine der dreckigen Schüsseln. Mit der zweiten tat er genau das gleiche, nur, dass er dafür eine saubere Schüssel nahm. Er brachte beide Schüsseln, die jetzt voll mit dem Essen, eine Art Gemüseauflauf war zurück zu dem Bett auf dem Tony sass. “Welches willst du?”, sagte der Alte mit einem Lächeln und streckte ihm beide Schüsseln hin. Tony dachte, es wäre eine Art Prüfung uns nah deshalb, aber auch aus Anstand die Dreckige der Beiden. Mit einem zufriedenen Blick setzte sich Yû wieder hin und begann zu essen. Tony tat es ihm nach einigen Sekunden gleich und ass den ganzen Auflauf in wenigen Augenblicken. “Leg dich hin, du darfst als Belohnung auf dem Bett schlafen”, sagte der Alte und räumte die Teller weg. Dankbar nahm Tony das Angebot an und legte sich hin. Er konnte nicht schnell einschlafen, was ihm sonst immer gelang, er dachte darüber nach, was er seit dem Attentat vor drei Jahren gemacht hatte. Nach Janes Beerdigung, an der nur ihre Eltern und Tony kamen, ist Tony nach China gezogen, um der Spur der Attentäter zu finden. angefangen hatte er in Peking, bis er schlussendlich hierher, in Lijiang, einer kleinen Stadt im Norden Chinas und 2’400 Meter über dem Meer gelandet war. Er konnte einige Leute finden, die von denselben Masken, die ihm nicht mehr aus dem Kopf gingen berichtete. So wie es sich herausstellte, war es ein geplanter Angriff der Qūzhújiàn gewesen, eine Organisation von gläubigen Chinesen, die denken, dass sie die einzige Kultur auf dem ganzen Planeten sein dürfen. Tony war bereits in einem dieser Angriffe von Qūzhújiàn verwickelt gewesen, es war ein Anschlag auf ein italienisches Restaurant in Tokio gewesen. Er konnte eine Bombe, die die Terroristen dort versteckt hatten ausfindig machen und aus der Stadt bringen. In der Nähe einer Tankstelle explodierte sie dann, nach Zeugenberichten wurde Tony dort getötet. Er konnte sich allerdings retten und er hoffte, dass bei der Explosion niemand umgekommen war. Nachdem er eine knappe Viertelstunde auf dem Bett meditiert hatte, um seine Wut auf die Organisation abzuschütteln konnte er endlich einschlafen.
“Tony?”, flüsterte Yû leise.
“Tony!”, sagte er jetzt mit lauter, kräftiger Stimme, dazu schüttelte er ihn, bis er aufwachte. Mühselig setzte sich Tony auf und streckte sich. “Was ist?”, fragte er in fliessendem Mandarin. “Du musst los. Du musst meine Fische auf dem Markt verkaufen.”, er deutete auf einen Haufen Fische, die noch nass waren. “Wann hast du die gefangen? Heute?”, fragte Tony ungläubig. Yû nickte langsam. Tony stand auf und ging zu den Fischen. Er ging nach draussen und setzte sich mit Yûs Fang auf das gestohlene Mofa. Er gab Gas und düste in die Stadt davon.
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Qūzhújiàn
ActionAnthony Davies will mit seiner Freundin eigentlich nur in Miami seinen Urlaub geniessen, aber eine unheimliche chinesische Terrororganisation macht ihm diesen Plan zunichte. Als Rachefeldzug verfolgt Tony die Spur ubd landet in einem kleinen Bergdor...