Kapitel 5 - 觀察者

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Seit drei Stunden lag Tony nun schon unbewegt auf dem Dach eines kleinen Restaurants, versteckt hinter den goldenen glänzenden Drachenstatuen, welche auf dem Dach thronten und mittlerweile in der untergehenden Sonne funkelten. Es dämmerte bereits er beobachtete regungslos das benachbarte Haus, in welchem die beiden Schlägertypen hineingegangen waren. Ab und zu sah er durch die kleinen Fenster etwas aufblinken, wahrscheinlich ein Computer oder ein sonstiges technisches Gerät. Menschen, oder sogar welche mit der furchterregenden Dämonsmaske sah er keine. Es war verdächtig ruhig geworden, auf der Strasse waren so gut wie keine Menschen mehr unterwegs. Nur noch ein Bettler, der in einer kleinen Seitengasse versuchte einzuschlafen, war dem Dach zu erkennen. Bereits schon zum dreizehnten mal schraubte Tony seine Glock Semi Pistol auseinander und legte sie wieder zusammen. Mittlerweile war er schneller geworden, er schätzte seine Bestzeit auf ungefähr fünfundzwanzig Sekunden. Ausserdem überprüfte er jedes mal die Munition nach, er hatte nur noch acht Schüsse übrig. Diese 9 Millimeter Patronen waren hier sehr schwer zu bekommen, aber Tony wechselte seine Waffe nicht, da er sich auf diese Pistole verlassen konnte. Tony wollte gerade die Hoffnung aufgeben, als plötzlich ein leicht bewaffneter Chinese aus dem Haus ging. Schnell schätzte Tony den Mann ein, er war mitte dreißig, hatte dichtes, schwarzes Haar und trug ein Stirnband. Er schien sehr viel Sport zu machen, seiner Statur nach zu beurteilen. Er war ein kleiner, aber sehr muskulöser Mann, bewaffnet mit einer unnatürlich kleinen Sniper, wahrscheinlich war es ein modifiziertes Modell, für ihn angefertigt. Seiner Art wie er über die Strasse lief konnte Tony erkennen, dass er höchstwahrscheinlich eine lange Zeit beim chinesischen Militär verbracht hatte. Tony schlich sich näher an die Dachkante, um ihn noch genauer zu beurteilen. Erst jetzt, als er über den Rand in den ungefähr fünf Meter hohen Abstand spähte, konnte er die Narbe auf dem Gesicht erkennen. Es war ein schauriger Anblick, da seine Narbe die Hälfte seines Gesichts einnahm. Der Mann betrat das Restaurant unter Tony, das mittlerweile geschlossen hatte und dunkel war. Tony machte sich Sorgen über den Mann, was wenn er den Auftrag bekommen hatte, hier auf dem Dach Wache zu stehen. Eine Waffe mit der er die ganze Strasse bewachen könnte, hatte er zumindest. Vorsichtshalber begab sich Tony hinter eine der zwei goldenen Statuen und spähte aus seinem Versteck zu der Tür. Etwas, dass er in den letzten drei Jahren gelernt hatte war, dass man sich nicht nur auf die Augen verlassen kann. Vor allem bei dieser Dunkelheit sollte man immer die Ohren gespitzt haben und auf jedes winzige Detail achten. Doch er hörte nur die Stille der Nacht. Gerade als Tony aus seinem Versteck kommen wollte, um wieder einen guten Überblick auf die Strasse zu haben, hörte er, wie die Tür vorsichtig aufging. Sofort sprang Tony wieder hinter die Statue. Er hörte hastige Schritte, die in seine Richtung kamen. Um zu vermeiden, dass der Mann ihn entdeckt, drückte er sich ganz fest an den goldenen Drachen. In dieser Position verharrt blieb er, bis er hörte, dass eine Waffe, offenbar die modifizierte Sniper aufgestellt wurde. Dann erhob er sich wieder und trat aus dem Schatten der Statue aus. Der Mann war mit seiner Waffe nur auf die Strasse fokussiert und bemerkte die lautlosen Bewegungen, als Tony auf ihn zu schlich gar nicht. Erst, als Tony ihm eine Waffe an den Hals hielt, schrack er leicht auf. “Zàoyīn nǐ sǐle”, flüsterte Tony in das Ohr des Schützen. ‘Ein Mucks und du bist tot’, lautet die Übersetzung von Tonys Lieblingssatz, den er schon so häufig bisher verwendet hatte. Der Mann verhielt sich zuerst so, als würde er den Befehl befolgen und stand langsam auf, während er sich zu Tony umdrehte. Mit zusammengepressten Lippen streckte er die Hände nach oben, um zu zeigen, dass er unbewaffnet war. Zufrieden zielte Tony jetzt nicht mehr auf den Kopf sondern auf seinen muskulösen Oberkörper. Dann gab es einen Knall. Tony schaute sich erschrocken um, um die Ursache des Geräusches herauszufinden und sah im Augenwinkel, dass jemand auf der Strasse umgefallen war. Beruhigt dass es kein Schuss war, drehte er sich wieder zu dem Mann um, doch dieser hatte sich in der kurzen Zeit, in der Tony auf das Geräusch fokussiert war bewegt. Jetzt stand er in klassischer chinesischer Kampfposition vor Tony und schlug ihm mit einer ruckartigen Handbewegung die Pistole aus der Hand. Diese flog noch einige Meter über Boden und blieb kurz vor der Dachkante stehen. Tony machte einen Hechtsprung in Richtung des Abgrunds, doch er wurde in der Luft von dem Mann abgefangen. Beide prallten hart auf dem Boden auf. Sie waren in der Nähe der Pistole gelandet und der Chinese streckte seine Hand nach der Waffe aus. Tony rappelte sich schnell wieder auf und kickte dem Mann die rechte Hand weg. Dabei traf er allerdings auch die Glock Semi Pistol. Er streckte sich, um sie noch in der Luft aufzufangen, doch diese flog über die Kante in den fünf Meter hohen Abgrund. Ein Sturz aus dieser Entfernung war zwar nicht tödlich, konnte aber schlimme Verletzungen hinzufügen. Tony wollte nichts riskieren und ging mit geballten Fäusten auf den Chinesen zu, der mittlerweile wieder aufgestanden ist. Plötzlich kam ihm wieder die Waffe des Schützen in den Sinn, er schaute sich suchend um und sah sie einsatzbereit auf der anderen Seite des kleinen Daches. Zuerst vorsichtig, dann immer schneller werdend ging er immer noch kampfbereit auf die Waffe zu. Als er angekommen war, stürzte sich der Chinese auf ihn, um zu verhindern, dass er die Sniper bekam. Tony bekam einen harten Schlag gegen die Rippen, bevor er sich sammelte und zurückschlug. Der Angreifer bewegt sich sehr schnell, weswegen es für Tony fast unmöglich war ihn zu treffen. Er versuchte, den Schützen soweit wie möglich von der Waffe wegzubringen. Mit einem gezielten Schlag gegen den Unterkiefer konnte Tony ihn für einige Sekunden von sich fernhalten. In dieser Zeit sprintete er zu der Sniper und nahm sie vom Boden auf. Der Chinese hatte sich mittlerweile wieder erholt und rannte nun auf Tony zu. Dieser überlegte nicht lange, zielte mit der Waffe und drückte ab. Ein leises Husten ertönte, als die Kugel durch den Schalldämpfer aus der Sniper schoss. Auf der Stirn des Angreifers war nun ein tiefes, rotes Loch. Noch bevor er auf dem Boden aufschlug, war er tot. Mittlerweile war es dunkel geworden und der Mond erhellte die ganze Strasse mitsamt den Häusern. Zufrieden lud Tony die Waffe nach und er sah, dass sie nur noch drei Schüsse hatte. Er war sich das töten gewöhnt, es machte ihm nichts mehr aus, ein Leben mit einem Schuss zu beenden. Den Leichnam liess er oben stehen, er machte sich nicht einmal die Mühe, ihn zu verstecken, da dort oben eh niemand nachschauen würde. Nur das Messer, das der Chinese noch bei sich trug und ein Rückenhalterung für die Sniper nahm er mit. Ohne grosse Vorsicht verliess er das Dach über eine Leiter und landete wieder auf der Strasse. Er sammelte seine Pistole auf, die trotz des hohen Sturzes nicht beschädigt war. Er überquerte mit den zwei Waffen die Strasse, wenn ihn jemanden sehen würde, war alles für nichts. Er beeilte sich deshalb sehr. Beim übergegenliegenden Haus angekommen, sah er durch das Fenster. Es war immer noch stockdunkel in diesem Zimmer. Tony beschloss, durch den Hintereingang in das Haus zu steigen. Ohne ein Geräusch zu machen, sah er sich mit hilfe des Mondlichts im Haus um. Es schien so, als ob es einfach ein normales Einfamilienhaus war. Es hatte eine verhältnismässig gute Küche, ein bequemausgestattetes Wohnzimmer mit Fernseher und sogar ein kleines Bad, was in dieser Gegend von Lijiang eher ungewöhnlich war. Da Tony keine Taschenlampe bei sich trug und es wahrscheinlich zu auffällig wäre, wenn er einfach das Licht anmachen würde, entschloss er, dem einzigen Licht zu folgen, das er bisher bemerkt hatte. Es gab eine Holztür, aus der ein schwaches Licht fiel. Ohne zu zögern öffnete Tony sie und erblickte eine Treppe die nach unten führte. Hier war die Anlage viel moderner, die Treppe, so wie die Wände waren aus Stahl. Langsam wurde er nervös, er hatte das Gefühl, dass es kein zurück mehr gab Er befestigte die Sniper an der Halterung, die er eben von dem Schützen abgenommen hatte. Wenn da unten auch wieder ein bewaffneter Mann war, musste Tony sich geschlagen geben. Obwohl er den letzten Kampf gewonnen hatte. war er nicht mehr in der Verfassungen, jemanden mit den Händen zu bekämpfen. Er zückte seine Glock und mit acht Schuss übrig ging er die Treppe runter.

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