» Kapitel 8 «

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Gewidmet an den talentiertesten Schriftsteller, den ich kenne The_Latte_Owl

Die Festlichkeiten fanden im Ballsaal statt, der sich seit meiner Hochzeit mit dem ehemaligen König Taron Arden in vielerlei Hinsicht verändert hatte. Das prunkvolle Gold war durch Marmor und weniger edle Materialien ersetzt worden, die roten Farben Tarons durch die Blauen Connors. Sogar die Wachen hatten sich geändert, Connor musste sich um diejenigen, die dem Offizier loyal ergeben waren, gekümmert haben, wie auch immer das ausgehen haben mochte.

Der Boden war so blitzblank poliert, dass ich mein Spiegelbild in allen Details darin betrachten konnte, während ich innerlich beherzt dagegen ankämpfte, mich in düsteren und ebenso erdrückenden Erinnerungen an Olivia, das Mädchen, dessen Namen ich trug, bevor ich mir all meiner Fähigkeiten und meiner wahrhaftigen Herkunft bewusst war, zu verlieren, umzukehren und blindlings aus dem Saal flüchten.

»...und so frage ich Euch, Olivia Capshaw, ob Ihr den hier anwesenden Taron Arden zu Eurem Ehemann nehmen wollt und ihm ewige Treue schwört.«

Ich konnte Maxwell Lewis' Stimme in meinem Kopf hören, so deutlich, dass ich mich unwillkürlich umsah, weil ich glaubte, ihn hinter mir entdecken zu können. Ich war mir nicht sicher, was mich im Moment am meisten verunsicherte. Wieder an diesem verfluchten Ort zu sein, an dem ich erfuhr, dass meine Zofe meinetwegen in Gefangenschaft war und ich Taron tatsächlich heiraten würde oder die Tatsache, dass mir vor einer knappen halben Stunde ein Dämon gedroht hatte, ein Feind, der dem tyrannischen König, vor dem ich einst eine solche Angst gehabt hatte, haushoch überlegen war.

Jedes Mal, wenn ich glaubte, meine Situation könnte nicht noch schlimmer werden, geschah etwas, das mich um Meilen zurückwarf.

Und das fühlte sich gerade wie etwas an, das ich nicht würde ertragen können.

Ich konnte bereits meine Begleiter sehen, Cyryl, Camilla, Moyra und Yasarah. Neben Camilla war ein Platz frei, der für mich reserviert war. Moyra blickte sich immer wieder um, sie schien mich zu suchen, wurde dabei allerdings von den vielen Eindrücken abgelenkt, die mich damals ebenfalls in ihren Bann gezogen hatten. Die Musiker, das Buffet, all die schönen Menschen.

Heute allerdings war ich nicht mehr das Mädchen vondamals.

An einer Sache hatte sich jedoch bis jetzt nichts geändert: Ich wünschte mir nichts mehr als von hier zu verschwinden.

Deshalb wandte ich mich um, glücklich darüber, dass mich noch niemand entdeckt hatte und steuerte die weit geöffneten Saaltüren an. Sobald ich hier raus war, würde es mir besser gehen, das wusste ich.

Nur kurz durchatmen. Nur, um mich wieder unter Kontrolle zu-

»Alexandra!«

Urplötzlich befand ich mich in jemandes Armen.

Ich blickte verwirrt hoch und stieß einen überraschten Laut aus.
»George!«

Er drückte mich fest an sich. »Es ist ewig her, dass ich dich das letzte Mal gesehen habe.«

Ich lächelte, konnte nicht anders. Trotz einiger ungünstiger Vorkommnisse war mir George seit jeher ein guter Freund gewesen. Es tat gut, ihn wiederzusehen, eines der wenigen guten Dinge, die mir in diesem Schloss widerfahren waren.

Schließlich ließ er von mir ab und entschuldigte sich verlegen. »Tut mir leid, ich hätte dich nicht so überfallen dürfen.« Er lächelte schief, während seine Wangen rot wurden. Ich erkannte voller Staunen, dass er immer noch derselbe warmherzige Junge von damals war. Erwachsener nun und noch attraktiver, aber alles in allem hatte er sich nicht verändert.

REBORN TO RISE (Band 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt