» Kapitel 2 «

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Connor war es leid, mit konservativen alten Männern über seine Reformen zu sprechen. Das wurde ihm mit jeder Sitzung mehr und mehr bewusst. Seit drei Monaten versuchte er unentwegt, sie von seinen Plänen bezüglich eines fortschrittlicheren, besseren Ashbrooks zu überzeugen.

Erfolg hatte er damit bisher keinen gehabt.

Und es sah auch nicht danach aus, als würde sich heute etwas daran ändern.

Er lehnte sich in seinem unbequemen Stuhl zurück und ließ seinen Blick über die Ratsmitglieder schweifen. Er hatte Unterstützer, natürlich hatte er die, aber dabei handelte es sich um jüngere Männer und Speichellecker, die sich bei ihm gutstellen wollten. Doch die alten Ratsmitglieder, Männer, die Taron Ardens Herrschaft miterlebt hatten, ließen sich mit nichts überzeugen. Sie hielten das System, wie es seit Jahrhunderten existierte, für unabänderlich und einzig richtig.

Einer dieser Männer, ein besonders harter Brocken, meldete sich zu Wort. Seine moosgrüne Robe schimmerte im Licht der Fackeln, als er aufstand und sprach: »Ich verstehe nach wie vor nicht, warum wir überhaupt in Erwägung ziehen, die Todesstrafe abzuschaffen.«

Connor blieb äußerlich ruhig. Er hatte diese Diskussion schon so oft geführt, dass man meinen könnte, seine Gesprächspartner hätten endlich begriffen, was er damit erreichen wollte. Offenkundig war dem allerdings nicht so. Er unterdrückte ein Seufzen, als er antwortete: »Weil in den letzten Jahren unzählige Menschen unschuldig hingerichtet worden sind. Damit muss Schluss sein. Genauso wie mit der Voreingenommenheit und den unbegründeten Vorurteilen der Magie gegenüber. Ich finde, dass es ein guter Anfang wäre, das Podest auf dem Marktplatz, auf dem die wöchentlichen Hinrichtungen stattfanden, dem Erdboden gleichzumachen.« Davon träumte er schon, seit er Margaret hatte brennen sehen. Seinetwegen. Er würde dem Spuk ein Ende bereiten.

»Das ist keine Lösung«, mischte sich ein anderer der alten Männer ein.
»Wenn es keine Hinrichtungen mehr gibt, wird das Land in Chaos versinken. Was machen wir dann mit den tatsächlichen Verbrechern? Sie bis in alle Ewigkeit einsperren?« Er lachte.

Theodore, einer von Connors engsten Vertrauten, ergriff daraufhin das Wort und erhob sich von seinem Stuhl. »Was wäre daran so verkehrt? Anstatt sie für ihre Verbrechen umzubringen, könnten wir sie als kostenlose Arbeitskräfte nutzen. Ihnen nur das Nötigste zum Leben geben und für uns arbeiten lassen. Wir könnten spezielle Wachen ausbilden, die dafür verantwortlich sein würden, dafür zu sorgen, dass alles nach Plan läuft und keiner der Gefangenen flieht. Wovon profitieren wir mehr? Von kostenlosen Arbeitern oder von verkohlten Leichenbergen?« Damit setzte er sich wieder.

Connor nickte zufrieden. Theodore war ein kluger Mann. Ein praktisch veranlagter Mann, der stets wusste, was er tat. Und zu alledem einer seiner fähigsten Kämpfer. Er hatte vor, ihn nach seiner Krönung zu seiner rechten Hand zu ernennen. Niemandem sonst vertraute Connor voll und ganz. Mit Ausnahme von Olivia, nein, Alexandra. Aber die wollte vom Thron und ihm selbst nichts wissen. Was ihn beschäftigte. Mehr, als er es sich gegenüber eingestand. Und er hoffte, dass sie der Zeremonie beiwohnen würde, die es ohne sie gar nicht geben würde. Sie musste einfach kommen.

»Das klingt annehmbar«, sagte der Mann nachdenklich und murmelte seinem Nebensitzer etwas zu. Der nickte zustimmend. »Aber es wird dauern, das umzusetzen.«

»Sicher«, Connor erhob sich, um das Treffen zu beenden. »Ich gebe Euch Zeit bis zu meiner Krönungszeremonie in einer Woche. Das Erste, was ich tun werde, sobald ich König bin, ist es, das Hinrichtungspodest dem Erdboden gleichzumachen. Danke für Euer Kommen, meine Herren.«

Das war das Stichwort, das Bewegung in die Runde kommen ließ. Sämtliche Ratsmitglieder standen auf und wandten sich mit einer kleinen Verbeugung zum Gehen. Connors Leibwächter geleiteten sie zur Tür, Soldat George war darunter. Ihm hatte Connor ebenfalls vieles zu verdanken, unter anderem, dass er seine ehemalige Geliebte geschützt hatte, wo es ihm nur möglich war. Ob nun vor Fitzpatrick oder vor Cassandra, dieser junge Mann hatte Stärke bewiesen und Loyalität. Daran fehlte es den Männern heutzutage zu oft.

REBORN TO RISE (Band 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt