Hermines POV
Nachdem ich auf sein Verschwinden hin noch einen kurzen Moment still dagestanden war und auf die eben noch offene Zimmertür gestarrt hatte, löste ich mich aus meiner Starre und ging langsam auf mein Zimmer zu. Ich hatte nicht die Kraft mich umzuziehen oder mich anderweitig fürs Bett fertig zu machen, also schlüpfte ich einfach ohne Weiteres unter meine warme, weiche Decke.
Ich dachte über den Tag nach. Über Malfoy, den ich fast nicht wiedererkannt hatte.
Auf einmal sah ich in ihm nicht mehr den Arsch, das arrogante Frettchen,
den, der mich täglich beleidigt hatte, den Jungen ohne Gefühle...den Jungen ohne Herz.
Nein, ich sah in ihm einen jungen Mann, der verletzlich war, so wie jeder andere,
der so viel durchmachen musste, um der zu werden, für den ich ihn immer gehalten hatte.Doch heute hatte er mir eine andere Seite von sich selbst gezeigt, eine Seite die ich nie zuvor gesehen oder vermutet hätte...
Plötzlich kroch die Erinnerung an den Brief wieder in mir hoch und sie versetzte mir einen erneuten Stich und schnürte mir die Luft ab. Sie veranlasste die Tränen dazu, aus meinen Augen zu fließen, meinen Körper dazu, sich schmerzvoll zu krümmen und in dieser Position zu verharren.
Meine Eltern. Tot.
Für immer haben sie mich verlassen. Für immer.
Diese Worte hallten in meinen Gedanken nach, wie ein Mantra, das versuchte, sich in meine Erinnerungen einzubrennen.
Sie verließen mich, ohne zu wissen, dass es mich überhaupt gab, jemals gegeben hat. Wieso hatte ich es nicht geschafft, ihnen die Erinnerungen zurück zu geben, mich bei ihnen zu entschuldigen, mich ihnen zu erklären?!
Warum? Verdammt, warum?Es tat so weh.
Aus den vereinzelten Tränen, die sich aus meinen Augenwinkeln gestohlen hatten, wurden nun feine Rinnsale, und wenige Sekunden später strömten sie über meine Wangen und wurden von schmerzvollen Schluchtzern begleitet.
Dieser innere Schmerz quälte mich.
Es fühlte sich an, als würden tausende kleine Nadeln immer wieder in meine Herz stechen, bis es blutete, als würde es sich daraufhin krampfhaft zusammen ziehen und sich nicht mehr lösen.
Nach etlichen qualvollen Minuten der Trauer versiegten meine Tränen schlussendlich.
Ich hatte den Eindruck, es wären einfach keine mehr übrig. Als hätte ich schon alle vergossen. Langsam glitt ich in einen unruhigen Schlaf...Ich fand mich im Malfoy Manor wieder. Ich lag auf dem kalten Fliesenboden und die Angst wurde durch die Kälte, die quälend langsam in mir empor stieg, nur noch verstärkt.
Die vor Wut verzerrte Visage Bellatrix Lestranges über mir.
Sie schrie mich an, fragte immer wieder, woher ich das Schwert hätte, doch ich antwortete nicht.
Als ich nach einigen Minuten, in denen ich ihren kalten Atem an meiner Kehle spüren konnte, immer noch keine Antwort gab, zog sie mit einem Schrei, der die großen Fenster des Manors zu zersplittern schien, einen silbernen Dolch hervor, und beugte sich mit einem verrückten Grinsen über meinen linken Unterarm.
Sie setzte den spitzen Dolch an meiner bleichen Haut an und ein Schmerz durchfuhr mich. Ein Schmerz, den ich noch nie vorher verspürt hatte und mir niemals hätte ausmalen können. Es war der Schmerz der schwarzen, dunklen und so machtvollen Magie.
Ich versuchte mich zurückzuhalten und nicht zu schreien, um keine Schwäche zu zeigen, nicht zuzugeben wie sehr es mich quälte.
Doch vergebens. Ich schrie aus Leibeskräften, sodass es im Hals wehtat, doch der brennende und schneidende Schmerz in meinem Unterarm war schlimmer.
Könnte es nicht einfach aufhören? Einfach enden? Es tat so höllisch weh, dass ich mir die Erlösung wünschte. Es sollte enden. Das Leid war zu groß. Ich dachte schon daran, aufzugeben, mich fallen zu lassen, in die Schwärze, die mich umgab, als Bellatrix sich erhob.
Ihr schrilles Lachen hallte an den hohen Wänden wider, bevor sie sich von mir entfernte und den Raum verließ.Gefangen im Schleier meiner Tränen warf ich einen Blick auf die schmerzende Stelle.
mudblood
Stand dort in blutigen Lettern geschrieben.
Ich drehte meinen Kopf in die entgegengesetzt Richtung. Ich wollte dieses Wort nicht sehen, doch es hatte sich in mein Gedächtnis eingebrannt.
Das letzte was ich sah, bevor ich in Ohnmacht fiel, waren unendlich tiefe, sturmgrauen Augen.Ein Schrei.
Mein Schrei.
Schweißgebadet fuhr ich hoch. Mein Körper war nassgeschwitzt, doch ich zitterte zugleich vor Kälte. Das erste was ich sah, waren die sturmgrauen Augen aus meinem Traum.
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follow your heart // dramione Ff
RomanceNach dem Krieg wurde Hogwarts wieder vollständig aufgebaut. Viele Schüler und Schülerinnen kommen, um ihr letztes Jahr nachzuholen, welches wegen der Schlacht von Hogwarts und dem Krieg unterbrochen wurde. So auch Hermine und Ginny. Harry und Ron je...