Draco's POV
Ich wurde von einem verzweifelten Schrei geweckt. Ich schlug meine schweren Augenlider auf. Es war noch dunkel, aber mein Zimmer wurde von den silbernen Strahlen des Mondes erhellt. Ich setzte mich auf und sah auf die mit smaragdgrünem Schlangen verzierte Armbanduhr, die mir nach dem Tod meines Großvaters vererbt wurde. Es war 03:25 Uhr. Mitten in der Nacht.
Wer würde denn mitten in der Nacht so herzzerreißend schreien? Wahrscheinlich hatte ich mir das einfach nur eingebildet, oder davon geträumt...
Aber ich war doch davon aufgewacht. Etwas verwirrt ließ ich mich wieder in die Kissen fallen.Gerade als ich mich dazu entschlossen hatte meine Augen zu schließen, das Ganze zu vergessen und einfach bis morgen früh weiter zu schlafen, hörte ich erneut einen Schrei.
Ich hatte es mir also doch nicht eingebildet. Langsam schlug ich die Decke zurück und schwang meine Beine aus dem Bett. Ich griff nach meinem Zauberstab, den ich am Abend zuvor griffbereit auf meinen Nachttisch gelegt hatte - man weiß ja nie - und schlich barfuß über den kalten Boden bis zu meiner Zimmertür.Als ich die Tür bereits einen kleinen Spalt geöffnet hatte, hörte ich es wieder. Es war ohne Zweifel der Schrei einer Frau, und diese war, so wie es sich anhörte, nicht weit entfernt.
Ich umklammerte meinen Stab noch fester, sodass ich die nun weiß hervortretenden Knöchel im Mondlicht erkennen konnte.
Ich musste zugeben, ich hatte Angst. Ich war ein Feigling. Ich war nicht so tapfer wie Granger, nein, ich war schwach. So wie ich es immer gewesen war. Ich wählte immer den leichteren, ungefährlicheren Weg, nie den richtigen. Das war auch der Grund, warum ich damals auf dem Astronomieturm stand und Dumbledore fast umgebracht hätte, um meine Pflicht zu erfüllen.
Einfach weil ich zu schwach war, zu...Ich wurde aus meinen Gedanken der Selbstzweifel gerissen, als mir ein weiterer, lauter Schrei durch Mark und Bein fuhr. Jetzt war ich mir sicher, er kam aus Grangers Zimmer. Was passierte da? Was war der Grund dafür, dass sie so bitterlich schrie? Ich schlich auf Zehenspitzen weiter, bis ich an ihrer Zimmertür angelangt war.
Langsam streckte ich meine Hand nach der Türklinke aus; in der anderen umklammerte ich immernoch meinen Zauberstab.Ich umschloss die Klinke mit meinen zitternden Fingern und drückte sie vorsichtig hinunter. Ich stieß die Tür einen Spalt auf und lugte hindurch, um die Situation zu erfassen.
Doch alles was ich im Schein des Mondes erkennen konnte, war eine sich unruhig bewegende Granger.
Hatte ich mir das alles also doch nur eingebildet? Nein, das konnte nicht sein - die Schreie klangen so echt.
Ich ließ meinen Blick durch das Zimmer schweifen.
Alles schien normal: Die Bücher auf ihrem Schreibtisch, eines davon noch aufgeschlagen, die abgelegten Klamotten vom Vortag auf der Lehne ihres Stuhls, die Tinte und die Schreibfeder griffbereit neben einem aufgerollt Pergamentbogen.
Ich riss meinen Kopf herum als ein weiterer Schrei ertönte. Nun konnte ich mir eindeutig sicher sein, nicht geträumt zu haben, die Schreie waren real, es waren Grangers Schreie.
Vorsichtig näherte ich mich ihrem Bett. Die Bettwäsche war bereits von der Matratze gerutscht und Granger bewegte sich hektisch. Träumte sie?
Natürlich, sie war nicht wach und warum sollte sie sonst schreien.
Gedanklich schlug ich mir mit der Hand vor die Stirn, bis sie erneut schrie.Es kam mir vor wie ein Déjà-vu.
Ich hatte sie schon ein Mal so schreien hören. Damals, im Malfoy Manor, als sie auf dem kalten Steinboden des Salons lag, meine wahnsinnige Tante Bellatrix über sie gebeugt.
Als sie die Narbe in ihren Arm geritzt bekam, die sie vermutlich ihr ganzes Leben lang auf ihrer zarten Haut zu tragen hatte.
,,Granger?", versuchte ich sie zu wecken. Keine Reaktion.
,,Granger, wach auf!".
Wieder Nichts.
Ich ließ meine Hand zu ihrer Schulter wandern und rüttelt leicht daran, doch auch dies brachte sie nicht dazu ihre Augen zu öffnen und diesem grässlichen Alptraum, den sie vermutlich gerade durchlebte, zu entfliehen.Ihr liefen die Tränen über die Wangen hinunter zu ihrem schmalen Kinn, um dann auf ihr mit roter Bettwäsche bezogenes Kissen zu tropfen und dort kleine, feuchte Flecken zu hinterlassen.
Ich schüttelte sie stärker. Ich konnte sie nicht so leiden sehen. Nicht noch ein Mal.
Warum, das wusste ich selbst nicht so genau.
Auf ein Mal fuhr sie hoch, schweißgebadet und völlig unter Schock, öffnete ihre rehbraunen Augen und starrte geschockt in die meinen.
Diese Augen. Dieses Braun... Andere würden sagen blaue oder grüne Augen seien schön, braune dagegen normal und langweilig.
Doch diese Augen waren absolut nicht langweilig, sie waren wunderschön und einzigartig. Ich konnte sogar kleine, helle, fast goldene Sprenkel darin erkennen.
Es war als würde ich in ihre Seele sehen können. Unschuldig, wunderschön und doch so zerbrechlich. Gleichzeitig so stark, so...
Ich wurde aus meine Gedanken gerissen, als das Mädchen vor mir ihre zittrige, dünne Stimme erhob.
,,Malfoy!?", keuchte sie entsetzt.
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follow your heart // dramione Ff
RomanceNach dem Krieg wurde Hogwarts wieder vollständig aufgebaut. Viele Schüler und Schülerinnen kommen, um ihr letztes Jahr nachzuholen, welches wegen der Schlacht von Hogwarts und dem Krieg unterbrochen wurde. So auch Hermine und Ginny. Harry und Ron je...