Wandelbar

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Das Zimmer in das Loki mich führte war größer als ich erwartet hatte. Es hatte ein quadratisches Bett, das wohl ein Einzelbett war, doch es hätten auch zwei Personen Platz gefunden. Direkt neben dem Bett standen eine Kommode mit Spiegel und ein dunkelroter Paravent.

„Dein Zimmer, ehrenwerte Enchantress.“, Loki grinste mich spöttisch an, was mich keinesfalls kalt ließ. Mit elegantem Gang, begab ich mich zu ihm an die Tür und beschloss, ihn etwas zu reizen. „Danke, ehrenwerter Loki.“, spottete ich ebenfalls und knickste. Dann legte ich meine linke Hand an seine Brust.

„Und was jetzt?“, fragte er und beugte sich zu mir herunter und streichelte mit seinen langen Fingern, geschmeidig an meiner Seite entlang, doch ich entzog mich ihm. „Jetzt bitte ich darum dass, du mich allein lässt.“, sagte ich, drehte ihm den Rücken zu und ging anmutig zu meinem Bett. Er wollte mir folgen, doch er blieb eine halbe Armlänge vor dem Kraftfeld, das ich geschaffen hatte um ihn zu veralbern, stehen.

„Netter versuch! Ich bin der größte und begabteste Magier, der neun Welten.“ Er schmunzelte belustigt, mit hochgezogener Augenbraue. „Glaubst du denn ich lasse mich freiwillig von einer zweit-Klasse Magierin hereinlegen?“, sagte er herausfordernd. Ich drehte mich ihm zu. „Und ob ich dies Glaube! Wieso solltest du mich sonst provozieren?“ „Aus Spaß, vielleicht?“ „Es wird langweilig, Loki.“, entgegnete ich ihm und drehte mich wieder von ihm weg.  „Größter Magier. Ha! Das ich nicht lache. Das einzige was du beherrscht sind Illusionszauber!“

„Das wäre dir doch ganz recht, oder?“ Es war meine Stimme, die gerade gesagt hatte was ich dachte, doch war nicht ich diejenige, die es gesagt hatte. Überrascht sah ich zu Loki, welchem ich den Rücken zugewandt hatte, aber nicht der hinterlistige Magier stand dort, sondern ICH! „Ein Gestaltenwandler? Nicht dein Ernst, oder? Wie langweilig!“, höhnte ich lachend. „Dein Lachen wird dir noch vergehen Magierin!“ Er schaffte es durch mein Kraftfeld durch zu gehen. „Wie?!“, fragte ich erschrocken und schreckte vor meinem Abbild zurück. Ich wusste, dass er meine Kräfte nicht blockiert hatte, denn mein Kraftfeld stand noch.

„Naja. Wie schon erwähnt. Ich bin der begabteste Magier, der neun Welten.“, sagte er bedrohlich und kam weiter auf mich zu. Mein Gesicht fixierte mich. Ich musste zugeben, dass ich wirklich umwerfend aussah, nur war ich etwas klein. Ich wich weiter zurück, bis ich gegen mein Bett stieß  und hinein fiel.  Bevor ich aufspringen konnte, saß mein Alter Ego schon auf mir und drückte mich ins Bett. „Du entkommst mir nicht so leicht! Ich könnte noch Stunden so mit dir spielen.“ Ich entschied ich mich dafür rohe Gewalt anzuwenden, wenn Zauberkraft nichts nutzte. Bevor ich meinen „Plan“ in die Tat umsetzen konnte, fixierte Loki meine Handgelenke so, dass ich mich nicht mehr bewegen konnte.

„Prinz Loki?“, sagte eine Stimme hinter uns erschrocken. Loki stand in einer fließenden Bewegung auf und verwandelte sich dabei zurück. „Was willst du hier, Mädchen?“, fuhr er die  Frau an, welche in der Tür stand. Ich richtete mich auf und ging zu ihr. „Euer Bruder schickt mich.“, knicks Richtung Loki. „Ich wurde beauftragt, die neue Zofe einzuweisen.“, sagte sie mit fester Stimme, zu mir gewandt. Sie war ein sehr hübsches Mädchen, mit kinnlangen braunen Haaren, dunkelgrünen Augen und war einen halben Kopf kleiner als ich.

„Das trifft sich gut. Der Prinz wollte sowieso gerade gehen.“, informierte ich die Zofe, sah aber zu Loki hinüber, welcher  mich verärgert aus Schlitzaugen ansah. Ich lächelte ihn ungezwungen an, während er knapp an mir vorbei ging und mir zu flüsterte. „Wir werden unser Spiel ein Andermal fortsetzen.“ „Ich kann mir nichts Erfreulicheres vorstellen, mein Prinz.“, sagte ich und kicherte beinahe.

Er sah mich abweisend an und verließ den Raum. „Wie ist dein Name?“, fragte ich die Zofe kalt.  „Libris. Du musst Amora sein.“  „Ja.“, antwortete ich knapp. „Ich bin Thors Zofe und du wirst mir ab heute helfen. Wir sind für seine Gemächer, für seine Bekleidung und für gelegentlichen Besuch zuständig. Hier ist deine Arbeitskleidung.“ Ich seufzte genervt, als sie mir ein Bündel Stoff hinhielt und nahm es entgegen um mich umzuziehen.

Dann drehte ich ihr den Rücken zu, begab mich zu dem Paravent und zog mich aus. „Was läuft, eigentlich mit dir und Loki?“, erkundigte sie sich mit unverhohlener Neugier in der Stimme. Da ich absolut keine Lust hatte mit ihr über das Verhältnis zwischen mir und ihm zu reden, sagte ich einfach es wäre nichts, doch sie ließ sich nicht so einfach abwimmeln. Als ich das Kleid fertig angezogen hatte musste Libris mir helfen es zu zuknöpfen, denn hinten waren bis runter zur Hüfte kleine Knöpfe und Schlaufen. Dann legte ich noch den goldenen Metallgürtel an und ich war fertig. Dieses Kleid war nicht gerade für Arbeit geeignet, denn es war asymmetrisch, hatte zwei verschieden lange Ärmel und war weiß.

Libris meinte nur man müsste sich daran gewöhnen. Sie zog mich zu Thors Gemächern, welche ganz in der Nähe von meinem Zimmer waren, da ich ja stets zur Stelle sein musste. „Wir haben viel zu tun. Es gehören die Kleider gewaschen und das Bett gemacht. Frische Kleidung muss ebenfalls hergerichtet werden.“ Ich musste ganz schnell einen Plan finden, wie ich mein Gedächtnis wiederfinden und von hier verschwinden könnte.

Loki vs. The EnchantressWo Geschichten leben. Entdecke jetzt