● Das L-Wort ●

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Jungkook

Ich würde mir am liebsten auf die Zunge beißen, weil ich Taehyung so angemacht habe, aber ich hatte keine Wahl. Bald wird er weg sein und ich muss dafür sorgen, dass ich irgendwo schlafen kann und was zu Essen bekomme. Dass ich diesen Typen sonst mit der Kneifzange nicht angefasst hätte, wird Tae mir wohl nie glauben und ich könnte ihn dafür verfluchen, so ein beschissenes Timing zu haben.

Nachdem ich widerwillig fertig geworden bin, gehe ich sofort aus der Kabine, wasche mich vor dem Spiegel kurz und betrachte mich, während ich mir das Gesicht abtrockne. Von hinten steckt der Typ mir einen Schein zu und kneift mir in den Arsch, bevor er den Raum verlässt und in dem Moment, in dem ich mit dem Geld in der Hand wieder in den Spiegel sehe, bricht etwas in mir zusammen.

Das bin ich also?

Nichts weiter als eine Nutte, die sich für einen Schlafplatz verkauft und dafür den Menschen verletzt, der als einziger nie etwas von mir gefordert hat? Mit einem Mal wird mir tierisch übel und ich drehe mich postwendend wieder um, um in eine der Kabinen zu hasten und mich zu übergeben. Das Alles ist selbst für mich zu viel, denn zum ersten Mal stelle ich mein Leben in Frage. Bin ich wirklich so tief gesunken?

Ja.

Und sofort muss ich mich wieder übergeben.

Nachdem ich mich halbwegs wieder aufgerappelt habe, schwanke ich mit wackligen Beinen aus dem Raum und der Club, in den ich sonst immer gern gegangen bin, kommt mir plötzlich so dreckig und klein vor, wie ich es nie für möglich gehalten hätte. 

Mich durch die Leute quetschend, will ich diesen Laden verlassen, da packt mich jemand am Arm und ich drehe mich verwirrt um. Dazu, jemanden auszumachen, komme ich aber gar nicht, denn ein heftiger Schmerz durchzieht meine rechte Gesichtshälfte und mein Kopf fliegt praktisch zur Seite, sodass ich kippe und zu Boden gehe. „Was-“ „Halt' die Schnauze! Das war dafür, dass du Tae verletzt hast, du mieses Arschloch!“, brüllt Jimin mich mit wütender Miene an und er will wieder auf mich losgehen, wird aber von jemandem zurück gehalten.

„Schlag' ihn noch ein Mal und ich vergesse, dass ich dich eigentlich ganz geil finde“, knurrt Suga ihn an und hält sein Handgelenk fest. Jimin starrt ihn ungläubig an und entreißt ihm seine Hand, während ich mich zum wiederholten Mal aufrapple und mir die Wange halte. „Du verteidigst diesen Penner auch noch?“, fragt Jimin geschockt und Suga stellt sich schützend vor mich. „Ja, genau so wie du deinen besten Freund“, gibt er zurück und überkreuzt die Arme vor der Brust. Super, das habe ich also auch noch versaut, perfekter könnte der Abend ja nicht laufen.

„Was ist denn hier los?“, fragt plötzlich Hoseok, der neben Jimin auftaucht und sieht zwischen uns hin und her. „Dieser miese Wichser dachte, es wäre eine gute Idee, jemanden auf dem Klo zu ficken und Tae zu verletzen, indem er ihn anmault und nervig nennt“, erklärt Jimin ihm und Hoseoks Gesichtsausdruck wird plötzlich ziemlich finster. „Super, und ich habe ihm noch gesagt, dass er sich trauen soll. Scheiß Loser“, spuckt er mir entgegen und ich ziehe sofort scharf die Luft ein, denn er hat genau dieses eine Wort benutzt, das Suga ausrasten lässt.

„Was war das eben? Wiederhole das und ich schwöre, du brauchst nie wieder eine Zahnbürste!“, lacht er abschätzig und das ist für mich der Auslöser, ihn hier ganz schnell raus zu bringen, denn sonst verbringen wir beide die Nacht in einer Zelle. „Lass es, Suga“, ziehe ich ihn also zurück, was gar nicht so leicht ist, denn meine Seite und mein Gesicht schmerzen und ich habe kaum noch die Kraft, mich auf den Beinen zu halten.

Am Ende hat er sich aber doch von mir aus dem Club ziehen lassen und wir setzen uns in einiger Entfernung erst einmal auf eine schmale Mauer, um Luft zu holen. „Tut mir leid, das mit Jim-“ „Ich will nichts hören, Kooks. Du weißt, dass mir nur selten jemand wirklich gefällt und du musstest es mir unbedingt versauen, weil du mit der Fickerei nicht bis morgen warten konntest. Halt bitte einfach die Fresse jetzt“, faucht er mich an und sofort schließe ich meinen Mund wieder, denn so hat er noch nie mit mir geredet.

Ich habe mich noch nie so mies gefühlt, wie in diesem Augenblick.

Wasting ⇴ ᴛᴀᴇᴋᴏᴏᴋ ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt