● Ich kann nicht ●

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Jungkook

Ich würde lügen wenn ich sage, dass es mich nicht verletzt hat, aber andererseits kann ich Tae verstehen. Natürlich weiß er nicht wie es weiter geht, aber das weiß ich auch nicht. Am Liebsten würde ich meinen Job und meine Wohnung einfach hinschmeißen und hier bleiben. Aber das geht nicht, denn dann wäre ich wieder von jemandem abhängig und das wollte ich nie wieder sein.

„Wann müsst ihr wieder zurück?“, fragt Jimin mit vollem Mund und sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an, während wir in der Küche am Tisch sitzen und es fühlt sich an, als hätte er mich mit einem Pfeil angeschossen. Direkt wie immer.

„Also ich für meinen Teil muss übermorgen wieder zurück!“, antwortet Yuqi, die gerade nur mit einem Handtuch bekleidet aus 'ihrem' Zimmer kommt und auf die Küchenzeile hüpft. „Willst du dir nichts anziehen?“, fragt Yoongi, der sie leicht verstört ansieht, aber meine beste Freundin zuckt bloß mit den Schultern, ehe sie „Wieso denn? Ihr steht doch eh alle auf Gurken“, sagt und in einen Apfel beißt. „Übermorgen schon? Und was ist mit dir, Kooks?“, hakt jetzt Yoongi nach und ich schlucke trocken. „Ich auch, ich muss arbeiten.“

„Und wieso suchst du dir nicht einfach hier einen Job? Restaurants gibt es hier genug“, wirft Jimin ein und in diesem Moment kommt Tae aus seinem Zimmer geschlendert. „Was gibt es hier genug?“, will er wissen und fährt sich einmal langsam durch die Haare, was mich ihn wie paralysiert anstarren lässt.

Und auch auf Yuqi ist wie immer Verlass.

„Ach du sch- Bist du echt?“, fragt sie geschockt und springt auf, um auf Tae zuzugehen und ihren Zeigefinger leicht in seine Wange zu drücken. „Hat man dich aus Wachs gegossen?“, murmelt sie erstaunt und geht langsam um ihn herum, wobei sie ihn genau betrachtet. Ich weiß zwar, dass Tae schwul ist, aber langsam wird mir das Gegaffe echt zu viel und ich ziehe ihn am Handgelenk zu mir, sodass er mir dem Rücken zu mir auf meinem Schoß landet und ich sofort meine Arme um seinen Bauch schlingen kann.

„Irgendwie hab' ich jetzt doch das Bedürfnis, mich anzuziehen“, sagt Yuqi noch, ehe sie auch schon auf das Gästezimmer zugeht und noch etwas wie „Neben dem sehe ich aus wie eine verschrumpelte Orange, das ist nicht fair...“, murmelt.

Als Yuqi im Zimmer verschwunden ist, schiebt Tae meine Arme langsam von seinem Bauch und setzt sich neben mich auf einen Stuhl, sieht dabei aber ziemlich unzufrieden aus. „Wann musst du wieder gehen?“, fragt er fast tonlos und mir wird irgendwie schlecht. „Übermorgen“, presse ich raus und spiele nervös mit meinen Fingern. „Ach so“, ist aber alles was Taehyung sagt, bevor er sich eine Scheibe Toast nimmt und anfängt, Marmelade darauf zu verteilen.

„Ist das alles? Ach so?“, stoße ich aus und sehe ihn mit großen Augen an. „Wirst du denn hier bleiben, wenn ich dich darum bitte?“, gibt Tae zurück und sieht mich mit ebenso großen Augen an. „Ich... Das... Ich hab' einen Job“, stammle ich wieder vor mich her und wende den Blick ab. „Und hier kannst du dir keinen Job suchen? Der, der sonst von Ort zu Ort gereist ist und es nie lange irgendwo ausgehalten hat? Mach' mir nichts vor, Jungkook. Wenn du nicht bei mir bleiben willst, sag es einfach und schiebe nicht deinen Job vor“, wirft Tae mir vor, aber diesmal hat er Unrecht.

„Ich will mit dir zusammen sein! Ich will nur nicht wieder in alte Muster fallen und mich von jemandem abhängig machen, verstehst du das denn nicht?“, werde ich langsam lauter, allerdings eher aus Verzweiflung, als aus Wut. „Meine Güte Jungkook! Wann wirst du endlich lernen, dass jeder Mensch Hilfe braucht? Das macht dich doch nicht gleich abhängig, verdammt!“, haut Taehyung mit der flachen Hand auf den Tisch und nimmt mir damit jedes Argument. Trotzdem kann ich mein Leben nicht einfach so zurück lassen.

Vor allem Yuqi.

Wasting ⇴ ᴛᴀᴇᴋᴏᴏᴋ ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt