Taehyung
Völlig übermüdet versuche ich am Morgen, die Augen halbwegs auf zu bekommen und bemerke direkt den ziehenden Schmerz in meinem Nacken. Es hat schon seinen Grund, dass ich sonst nie auf einer Couch schlafe...
Jedenfalls quäle ich mich von dem unbequemen Polster und schlurfe zu aller erst ins Bad, um mich mich frisch zu machen und ziehe mir vor dem Spiegel das Shirt über den Kopf. Ich bin gestern in meinen normalen Sachen eingeschlafen und das Gefühl auf der Haut, mit dem Wissen, dass ich mit diesem Shirt gestern auch schon draußen war, ist einfach der pure Ekel für mein notorisch-reinlichen Verstand.
Mit noch immer halb geschlossenen Augen greife ich nach meiner Zahnbürste und drücke die Zahnpasta darauf, ehe ich anfange, mir die Zähne zu putzen. Allerdings ist das gar nicht so leicht, wenn man dauernd gähnen muss. „Das geht besser, wenn du erst mal wach wirst, bevor du dir die Beisserchen schrubbst“, kommt es plötzlich von der Seite und ich zucke sofort geschockt zusammen, während ich mich umdrehe und mir die Zahnbüste aus der Hand fällt.
Jungkook steht da, komplett nackt und tropfend an die Duschtür gelehnt, während er mich frech angrinst. „Wa- Raus hier!“, schreie ich sofort, aber der Rothaarige blinzelt bei meinem Wutausbruch nicht mal. „Reg' dich ab, ich habe schon einige Männer nackt gesehen. Bild' dir nichts drauf ein, so besonders bist du nicht“, winkt er einfach ab und tritt neben mich, um sich im Spiegel zu betrachten. Autsch.
Ich weiß ja, dass ich nicht der Interessanteste bin, aber diese Worte von ihm zu hören, hat echt gesessen.
Seine Haare wirft Jungkook mit einer Handbewegung zurück und sieht mich mit gerunzelter Stirn von der Seite an. Direkt wird es so trocken in meinem Hals, dass ich das Gefühl bekomme, ich hätte einen Eimer Sand gegessen. Ja, ich habe auch schon Männer nackt gesehen. Etwa in der Umkleide in der Schule, oder das eine Mal, als ich von Jimin zu einem Saunabesuch gezwungen wurde. Aber da habe ich sie aus einem gewissen Abstand gesehen und nicht so... nah. „Was ist? Wolltest du dir nicht die Zähne putzen?“, fragt er, als wäre das Alles hier ganz normal und bückt sich um meine Zahnbürste aufzuheben, ehe er sie mir hin hält.
„Damit kann ich mir jetzt nicht mehr die Zähne putzen, die lag auf dem Boden“, murre ich und werfe sie in den Mülleimer, bevor ich das Bad verlasse und auf meinen Schrank zusteuere. Sicher habe ich noch Ersatz in der Tasche.
Direkt nach mir verlässt auch mein Gast das Bad und wickelt sich beim Laufen ein Handtuch um die Hüften. Glücklich darüber, dass ich tatsächlich noch eine Ersatz-Zahnbürste in der Reisetasche habe, ignoriere ich ihn aber einfach und suche mir derweil schon mal frische Sachen raus. „Du hast nicht im Ernst 'ne Ersatz-Zahnbürste eingepackt. Und ich dachte, noch spießiger geht nicht“, lacht der Rotschopf auf und ich drehe mich genervt zu ihm um.
„Wenn du hier bleiben willst, solltest du aufhören mich dauernd zu beleidigen“, schnaube ich und sehe ihn mit zusammen gepresstem Kiefer an. Seine Miene verändert sich und seine Augen werden plötzlich ziemlich groß. „Wenn ich hier bleiben will?“, fragt er und setzt sich im Schneidersitz auf mein Bett, sodass der Blick auf seine intimste Stelle fast freigelegt ist.
Wieso fällt es mir so schwer, nicht da hinzusehen?
„Ja“, seufze ich und lasse die Schultern leicht hängen. „Ich dachte, ich kann... also, na ja... vielleicht was von dir lernen? Also, wie man ein bisschen... lockerer ist?“, stammle ich unbeholfen und umklammere meine Zahnbürste, als wäre sie der rettende Anker. „Ich soll dir was beibringen? Und dafür lässt du mich hier pennen? Sonst nichts?“, hakt er skeptisch nach und legt den Kopf schief, während er mich mustert. „Was soll ich denn sonst von dir wollen?“, stelle ich ihm die Gegenfrage und sehe ihn ebenso skeptisch an.
„Andere Dinge“, kommt aber nur noch von dem Rothaarigen, bevor er aufsteht und mir seine Hand hin hält. „Abgemacht. Du kriegst Tipps von mir, jeden Tag einen. Und du bezahlst das Essen“, fordert er schmunzelnd und sieht mir direkt in die Augen. Wow, in dem Licht haben seine Augen ja schon fast die Farbe von Honig.
„Mir fällt gleich der Arm ab“, unterbricht er meine wirren Gedanken und nickt auf seine in der Luft schwebende Hand. „Abgemacht“, sage ich schnell und schüttle sie.
„Gut, Tipp Nummer Eins: Nimm nie wieder eine Ersatz-Zahnbürste mit.“
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Wasting ⇴ ᴛᴀᴇᴋᴏᴏᴋ ✓
Fiksi Penggemar❝Nothing is a waste of time as long as you learned something.❞ Zufälle gibt es in Taehyungs Welt nicht. Genauso wenig, wie Kontrollverlust oder Spontanität. Alles muss seine Richtigkeit haben und jeder Schritt ist genau geplant, bis... ...ja bis ein...