● Reden ist Silber ●

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Taehyung

Ich weiss, dass meine Worte bei ihm angekommen sind, denn er ist nicht besonders gut darin, seine Mimik zu kontrollieren oder seine Gefühle zu verstecken. Das ist mir schon aufgefallen, als ich ihn auf dem Nachbarbalkon habe stehen sehen.

„Ich sollte gehen...“, brummt er und stößt sich vom Geländer ab. „Warum?“, schießt es aus mir und ich drehe mich stirnrunzelnd zu ihm um, bevor auch er sich langsam zu mir dreht. „Weil ich offenbar unerwünscht bin und mir dieses Gespräch ehrlich gesagt auf die Nerven geht.“

„Und weil du ein kleiner Feigling bist“, komplettiere ich seine Aussage und schiebe mich an ihm vorbei ins Zimmer. Während ich mir die Hände wasche höre ich, wie mein Gast sich die Schuhe anzieht und zur Tür geht. Schnell trockne ich mir die Hände ab und laufe zurück ins Zimmer. „Du willst jetzt ernsthaft gehen?“, kommt es überraschter aus mir, als geplant und er dreht sich mit einer undefinierbaren Miene zu mir um. „Was soll ich bei jemandem, der mich offensichtlich nicht leiden kann? Da penne ich lieber draußen“, gibt der Rothaarige zurück und macht mich kurz sprachlos.

Wie kann man so wenig Menschenkenntnis haben, wenn man so viele unterschiedliche Leute trifft?

„Wann habe ich das denn gesagt? Ich kenne nur niemanden, wie dich. Naja okay, Jimin ist auch nicht gerade langweilig... Egal. Du musst jedenfalls nicht gehen. Ich würde mich freuen, wenn du bleibst“, verfalle ich für meine Verhältnisse regelrecht in einen Redefluss und irgendwie scheint er jetzt zu überlegen, denn seine Stirn zieht sich in Falten und er presst die Lippen aufeinander, was ja in den meisten Fällen Zweifel bedeutet.

Ich habe zwar kaum Freunde, aber etwas, das die Einsamkeit mit sich bringt, ist eine gute Beobachtungsgabe.

„Du kannst auch mit mir schlaf- äh bei mir, ich meinte bei mir schlafen!“

Super, Taehyung. Mach' dich ruhig wieder zum Horst. Kein Wunder, dass du jedes Mal der Sonderling bist.

Schmunzelnd kommt Jungkook auf mich zu und sieht mir direkt in die Augen, bevor er kurz vor mir stehen bleibt. „Die erste Version hat mir besser gefallen“, zwinkert er und lehnt sich vor. Irgendwie rechne ich schon damit, dass er wieder irgendwas mit meinem Ohr macht und vielleicht freue ich mich sogar ein bisschen darauf.

Aber zu meiner Enttäuschung tut er es nicht.

Stattdessen legt er eine Hand auf meine Schulter und die andere auf meinen Rücken, bevor er sich näher zu sich zieht und mich...umarmt? Bevor er ganz leise „Danke“ flüstert. Dieser Typ ist echt unberechenbar. Mal ist er unnahbar, mal lustig, mal genervt und jetzt bedankt er sich. Ich werde einfach nicht schlau aus ihm. Aber das muss ich auch nicht, denn für den Moment fühlt sich diese Umarmung einfach gut an.

Wasting ⇴ ᴛᴀᴇᴋᴏᴏᴋ ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt