Kapitel 3

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Wir folgten dem Hauptmann, der übrigens Sebastian hieß, ein Stockwerk tiefer. Der für die Dienstleute gedacht war. Er machte sie keine Mühe uns mit Ina zu helfen, aber das hätte sicherlich auch seltsam ausgesehen, wenn er uns in aller Öffentlichkeit Hilfsbereitschaft angeboten hätte. Die Wachmänner kontrollierten, bewachten und kämpften, mehr hatten sie nicht zu tun. Die Wachen an den Seiten, die eigentlich nur zu sechst waren, ließen uns ohne eine Miene zu verziehen durch. Unter der Küche gab es noch zwei Etagen. Der Diensttrakt und eine weitere Etage, von der niemand wusste wofür sie da war. Da durfte auch niemand jemals hin. In der Dienstetage gab es kein Wach Personal mehr. Viele winzige Türen reihten sich aneinander mit verschnörkelten, eingeritzten Ziffern. Das Lager befand sich auch hier, obwohl in der Küchenetage mehr als nur genügend Platz war. Wahrscheinlich wollte der Kaiser seine Leute bloß Foltern, damit sie die schweren Säcke hoch tragen mussten. An der Nummer 109 hielten wir an und Sebastian drückte die Klinke runter. Gentleman like machte er einen Schritt zur Seite und überließ uns den Vortritt. Der Raum war klein und drinnen platzierten sich zwei Hochbetten aus festem, im Boden verankerten Eisen. Glücklicherweise schlief Ina unten, so konnten ich und Laurin sie erschöpft aufs Bett plumpsen lassen. Sebastian schloss indes die Tür wieder und noch bevor er sich gänzlich zu uns umwand warf sich Laurin ihn um den Hals. "Sebastian! Wo warst du gestern Abend? Ich habe die ganze Zeit auf dich gewartet in der Küchenstube, aber du bist nicht gekommen. Ich dachte schon dir wäre was passiert!"
Jap, und ich war diejenige gewesen, die sie beruhigen musste, während ich doch eigentlich an meinem Plan pfeilen wollte, um hier wegzukommen. Sebastian lächelte zärtlich und vertiefte damit das süße Grübchen an seinem Kinn.
"Entschuldige, meine Schöne, aber ich wurde für die Nachtwache eingeteilt, weil Hjörn kurzfristig erkrankt ist." Er streichelte ihre Wange und sie schmiegte sich beruhigt an seine Brust. Wachmänner kontrollierten und sollten nicht beeinflussbar sein oder Nachsicht bei den Dienstleuten zeigen, das war der Grund warum ihre Beziehung verboten war. Wenn sie sich erwischen ließen, endeten sie am Galgen. Schlimmer jedoch war, dass sie nicht heiraten konnten. Und das war ein immenses Problem. Denn Sebastian trug Magie in sich, in Form eines verstärkten Gehörs, er alterte also langsamer. Laurin jedoch hatte genauso wie ich, keine Affinität zur Magie. Das heißt sie alterte schneller und starb während Sebastian um sie trauern musste. Bei einer Heirat, hätte sie zwar immernoch keine Magie, aber der Bund sorgte dafür, das sie gleich schnell alterten. Also würde Laurin länger leben. Aber so war ihre Liebe beinah schon hoffnungslos. Ufff. Ich hatte auch schon so genug Probleme. Ein ächzen ließen mich und Laurin zu Ina sehen, die sich in ihrem schmalen Bett hin und her rollte.
"Er wurde gewarnt."
Ich und Laurin wechselten einen Blick.
"Wer wurde gewarnt?", fragte ich. Schien so als würde ihre Vision so langsam beginnen.
"Aber er hat nicht zugehört." Inas Kopf fiel zur Seite und ihre blonden Strähnen bedeckten ihr Gesicht.
"Wer? Wer hat nicht zugehört?" Ich verbiss es mir ihren Namen dazuzusagen und sie zu schütteln. Eine Vision zu unterbrechen konnte fatale Folgen mit sich bringen.
"Der Kaiser."
Ich runzelte die Stirn. Ina war nur eine niedrige Seherin. Es war ausgeschlossen, dass sie eine Vision von dem Kaiser selbst hatte.
"Du hast eine Vision von dem Kaiser?", fragte Laurin ehrfurchtsvoll.
Ina schüttelte den Kopf zu heftig, dass ich ein Schritt zurückwich und keuchte. Laurin krallte ihre Finger in die Ärmel ihres Hauptmannes und schluckte.
"Nein. Gwendolyn hat das Schicksal dieser Welt gesehen. Und bevor der Kaiser ihrem Leben ein Ende setzte, teilte sie, was sie sah, mit jedem Seher in allen sieben Reichen."
Ich starrte sie verständnislos an. Hä? Ich hatte nicht gewusst, dass so etwas möglich war.
"Gwendolyn?", fragte Sebastian. "Die mächtige Seherin aus Zyon?"
Er bekam keine Antwort. Stattdessen starrte Ina nach oben gegen die Metallstäbe, die das obere Bett festhielten. Eine Weile war es gespenstisch still, niemand wagte es etwas zu sagen und dann zuckte Inas ganzer Körper plötzlich. Laurin stieß einen spitzen Schrei aus. Sebastian hielt sie fest umklammert. Auch ich sag Ina entsetzt an. So etwas war bei einem Seher nicht normal. So etwas passierte nicht einfach so.
"Wie wird er sich entscheiden? Der Kaiser. Wird er siegen oder freiwillig verlieren?"
Freiwillig verlieren? Wieso sollte der Kaiser freiwillig verlieren?
"Er wird treffen eine Entscheidung. Weise muss sie sein. Wird sie nicht. Dem alten Drachen muss er gegenüber treten. Und verdammt soll er sein, aber er wird lieben."
Ina holte tief Luft.
"Der Kaiser, so mächtig er sein mag, wird er fähig sein zu schützen seine baldige Liebste? Oder wird sie sterben und er zugrunde gehen daran."
Noch bevor Ina die nächsten Worte sagte, wusste ich dass etwas passieren wird. Ich konnte es förmlich spüren. Es war ein ungutes Gefühl in meiner Bauch Gegend, das mir überhaupt nicht gefiel.
"Sie kommen."
Dann kam der Knall.

The Enslaved GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt