Kapitel 20

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Dank der Tatsache, dass nicht mehr alles um mich herum erstarrt war, schlief ich ganz in Ordnung. Wenn auch viel zu kurz. Bei Sonnenaufgang wachte ich auf, weil ich ein Ziehen in meiner Magengegend spürte. Ich wusste auch so, dass es der Kaiser war. Er war aufgestanden und so schnell ich konnte, wusch ich mein Gesicht mit den Wasser aus dem schmalen Fluss und eilte ihm hinterher. Obwohl ich ruhig eine Portion mehr Schlaf vertragen hätte, konnte ich doch nicht das Gefühl der Erleichterung unterdrücken welches mich beim betrachten meines Umfelds durchflutete. Ich fühlte mich wohl, trotz der Anwesenheit des Kaisers und ging ihm hinterher wie ich es gestern schon getan hatte. Ich fragte mich was der Kaiser gestern getan hatte, als ich schlief, aber ich war so schlau nicht zu fragen. Wir gingen einige Stunden und obwohl meine Beine brannten und meine Lungen mit dem Sauerstoff nicht hinterherkamen ging ich weiter. Ich blieb nicht stehen um mir eine Pause zu gönnen. Ich hätte nicht nur den Kaiser aus den Augen verloren, sondern gleich auch noch mein Ticket nach Thallin. Und ich hatte Durst. Der Sonne nach musste es Mittag sein, als ich die Veränderung spürte. Es war als erstes nur eine leichte Brise. Aber sie war anders. Als sie meinen Handrücken streifte fühlte sich die Stelle an als wäre sie verkohlt obwohl nichts zu sehen war. Ich legte meinen Kopf in den Nacken und sah in den Himmel. Zuerst sah ich nichts außer einem klaren blauen Himmel, aber dann bemerkte ich die Sonne, die strahlend gelb auf uns niederschien. Aber zwischen dem Gelb mischte sich ein grelles, seltsames Orange unter. Es hätte auch davon kommen können, dass ich zulange in die Sonne gestarrt hatte, aber das überprüfte ich indem ich in eine andere Richtung schaute. Das Orange war weg, also musste es an der Sonne liegen. Etwas lief hier falsch. Ich schaute zu dem Kaiser. Seine Hände leuchteten rot. Er praktizierte Magie. Seit wir losgegangen waren, streifte der Kaiser ab und zu mit seiner Hand absichtlich Bäume. Ich wusste nicht wozu es dienen sollte, aber das Gesicht des Kaisers wirkte unzufrieden. Gerade streifte er ein weiteren Baum mit seiner Magie ohne das etwas passierte. Ich schaute zu ihm und erwartete, dass er stehenbleiben, weil er die Veränderung bemerkte oder weiterging weil sie ihm egal war. Aber er war so konzentriert im wirken seiner Magie, dass ich bezweifelte, dass er irgendetwas begriffen hatte. Meine Angst lähmte mich einige Sekunden, aber ich versuchte meinem Kopf klar zu bekommen und lief die viel zu wenigen Meter zwischen uns zu ihm und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
"Wartet!"
Er hielt mit einem Mal inne. Drehte seinen Kopf zu mir und sah mich verärgert an.
"Ich hoffe wirklich, dass du einen guten Grund hast mich zu stören."
Obwohl ich tatsächlich Angst vor ihm hatte konnte ich mir ein Augenrollen nicht verkneifen. "Die Sonne ist Orange geworden und ich hab das Gefühl, dass die Atmosphäre sich verändert hat." Der Kaiser schaute hoch zu der strahlend gelben Sonne. Einige Sekunden verstrichen, dann blickte er in unsere Umgebung. Hörte das nicht überraschende tönen der Tiere und das Rascheln der Blätter. Dann blickten seine Augen wieder zu mir. Ein leichtes Senken seines Kinns.
"Du hast recht."
Mit einer flüssigen Bewegung fegte er meine Hand von seiner Schulter und ging einige Schritte an mir vorbei, bevor er stehenblieb und seine Hände in den Taschen seiner Stoffhose vergrub. Die Sekunden verstrichen und es blieb mucksmäuschenstill. Stille machte sich breit. Nach und nach begann ich zu realisieren, dass die Tiere verstummten, leiser wurden. Selbst der Wind legte sich und die Blätter hörten auf zu Rascheln. Das hier war nicht wie das erstarren in Benorien. Es war... Angst. Ich konnte sie förmlich spüren, auch wenn sie gar nicht mich betraf. Ohne Vorwarnung ging plötzlich ein riesiger Strom von Magie vom Kaiser aus. Er leuchtete rot und die Kraft der Welle schleuderte mich einige Meter weit, bevor ich mich an einem Baum festhalten konnte. Ich rappelte mich auf und eilte zu dem Platz zurück, um zu sehen was geschehen war. Einen Meter neben dem Kaiser blieb ich stehen. Er leuchtete noch immer und zwischen seinen Fingern zogen sich schwarze Fäden. Der Kaiser war der Meister der schwarzen Magie. Er war der einzige der schwarze Magie wirken konnte. Aber ich wusste nicht, was er jetzt mit der schwarzen Magie anfangen wollte.
"Zeig dich, du Feigling", zischte der Kaiser und ich fragte mich mit wem zum Teufel er da redete. Ich folgte seinem Blick in den Himmel. In der Sonne war bei genauerem hinsehen ein oranger Punkt zu sehen, der mit jeder Sekunde größer wurde. Er leuchtete grell und das Orange flackerte. Der Punkt kam näher, wurde schärfer. Kein Kreis, eine Schnauze. Zwei Ohren und...Schuppen. Der ganze Körper des Wesens war über und über mit Schuppen überseht, die in Flammen standen. Der lange Körper war jetzt hoch im Himmel und so nah, dass man ihn genaustens betrachten konnte. Er hatte zwei lederartige Flügen, in Orange die ebenfalls in Flammen standen sowie seine langen Krallen. Mir klappte die Kinnlade runter, als er ein Looping machte und ich hätte fast begeistert aufgequietscht. Natürlich behielt ich meine Faszination bei mir. Ich klappte meinen Mund zu und realisierte, das hier war der Drache. Ich hatte einiges über ihn gehört. Eine Menge Gemälde von ihm Gesehen. Man sagt er seie ein hervorragender Künstler. Ein Maler, wie kein anderer. Ich hatte seine Bilder gesehen und konnte das definitiv bestätigen. Aber nur die wenigsten hatten ihn gesehen. Er blieb lieber für sich, alleine. Ich konnte das nicht fassen. Der größte Heiler aller Zeiten flog am Himmel Loopings. Er steuerte mit atemberaubender Geschwindigkeit auf uns zu. Ich wich einen Schritt nach hinten, als ich die Hitze spürte, die von ihm ausging. Sie war angenehm warm, ich brennend heiß wie erwartet. Seine riesige Gestalt setzte sich kaum drei Meter von uns ab. Ich konnte nicht einmal seine Augenfarbe erkennen, weil sogar seine Augen in Flammen standen.
Awon, der Drache.
Ich hätte ehrfürchtig sein müssen, ihn voller faszination betrachten, aber alles woran ich denken konnte war, dass er den Wald in Flammen setzen könnte. Einschließlich der Tiere die hier lebten. Er konnte sie alle töten.
Ich schluckte. Mein Blick flog zum Kaiser. Das hier konnte garnicht gut ausgehen.

The Enslaved GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt