1.12: shattered into ash

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A/N: 

Vielen Dank an all die neuen Kommentare, Abstimmungen und an alle Leser, die bisher dabei sind und / oder neu dazu gekommen sind :) 

Ich hoffe, die kommenden Kapitel gefallen euch auch weiterhin :) Freue mich über jegliche Art der Rückmeldung! Bis Samstag :)

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Es war ein ruhiger Ort. Ein simpler Ort, dessen trügerische Idylle die Menschen anzog; Eltern mit ihren vielen Kindern, dessen Lachen den gepflegten, eintönigen Vorgärten Leben einhauchte. Die laut schreiend über die breite Spielstraße rannten und sich gegenseitig jagten; die die Rollen von Gut und Böse einnahmen und miteinander kämpften; die mit Kostümen ihrer großen Helden umherrannten und darüber diskutierten, wer der beste Avenger war.

Es war ein perfekter Ort für eine kleine, harmonische Familie.

Die zerschlissene Kleidung, die verdreckte Haut und das getrocknete Blut an ihren Körpern zerstörte das Bild des Paradises. Der Anblick ihrer verletzten und gekrümmten Gestalten war wie ein Faustschlag in das Gesicht der makellosen Illusion. Doch zu ihrem Glück wurde niemand Zeuge dieser brutalen Wahrheit.

„Das hier tut mir wirklich leid", begann Steve, als – auf sein energisches Klopfen hin – ein dunkelhäutiger Mann die breite Glastüre aufschob. Der Mann ließ seinen überraschten Blick über die drei Gestalten wandern, welche vor seiner Gartentüre standen. „Wir müssen irgendwo untertauchen." 

„Alle die wir kennen, wollen uns töten", fügte Natasha leise hinzu und warf einen Seitenblick auf den angrenzenden Nachbarsgarten, doch die schweren Vorhänge vor den Fenstern blieben geschlossen. Es war noch so früh am Morgen, dass vermutlich kaum einer bereits wach war. Ihr Griff um Ivanas zusammengesackten Schultern verstärkte sich, während sie das Mädchen vorsichtig an sich zog. Doch diese betrachtete nur regungslos die identisch aussehenden Häuser der ruhigen Nachbarschaft.


Sie war nicht oft an solch einen Ort geschickt worden. Die meisten ihrer Zielpersonen hatten keine Familie – oder sie lebte zu ihrem Schutz an einem unbekannten Ort; verborgen vor den Feinden S.H.I.E.L.D.s.

Doch die Ausnahmen existierten. Einige wenige Missionen hatten sie an solch ein idyllischen Paradies voller Illusionen geführt. Ihr harmloses Äußeres ließ sie mühelos in solch einer Umgebung einblenden; ein stetiges Lächeln lag auf ihren Lippen, als die Kinder ihr einen kleinen Ball zuwarfen und sie dazu aufforderten, einen erhöhten Korb zu treffen. Sie spielte mit, sie passte sich an und sie überzeugte. Sie wirkte unscheinbar und sorglos, als sie sich von den Kindern verabschiedete und ihren scheinbar ziellosen Spaziergang fortsetzte. Doch dabei folgte sie stetig ihrer lückenlosen Abfolge: observieren, anvisieren, eliminieren.

Und trotzdem gab es diese kurzen Momente, in denen sie in ihrer Mission innehielt. In denen sie etwas länger mit den Kindern spielte und ein wahrhaftes Lächeln an ihren Lippen zuckte. In denen sie die ihr verbotenen Gedanken und Gefühle empfand und sich die Frage stellte, wie ein reales Leben an so einem Ort aussehen konnte. Ein Leben ohne Missionen und ohne ihre Vorgesetzten – ohne die Akademie und die Madame.

Doch es war immer ein absurder Gedanke gewesen. Wie sollte es für sie jemals so ein Leben geben? Warum sollte sie es sich so wünschen? Sie hatte alles, was sie brauchte: Sie besaß die Gunst der Madame. Sie brachte ihr Stolz und Ehre. 

Die Madame war stolz auf sie – und das würde sich auch niemals ändern. Nicht, solange Ivana lebte.

Aber nun war es kein Ort mehr, zu dem man sie geschickt hatte. Es war kein idyllischer Ort, an dem sie für einen Moment ihrer kalten Realität entrinnen konnte. Es war der Ort, an dem sie nach einer Zuflucht vor der bitteren Wahrheit suchte, denn diese war kaltherzig und zerstörerisch. Sie war tödlich.

Phantom 1 - a crack in creation {Captain America: TWS}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt