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GroßeGeister
Ichsollte also tatsächlich Jesus Christus kennenlernen. Ich gebe zu,dass dies mich schon ein wenig nervös machte. Immerhin handelte essich um Gottes Sohn und den Erlöser der Menschheit, auch wenn ichals Atheist nicht an Gott glaubte.
„WillstDu Jesus nun kennenlernen oder nicht?" drängte mich John Lennon.
„Ja,gerne" erwiderte ich kleinlaut „weist du denn wo er sichaufhält?"
„Dubist wirklich ein intellektuelles Würstchen".
JohnLennons Vorrat an Beleidigungen schien unbegrenzt, aber für seinenZynismus und seine Frechheiten war der Ex-Beatle immerhin schon zuLebzeiten bekannt.
„WirGeister laufen nicht irgendwo hier auf der dunklen Seite herum"wurde ich belehrt „wir sind einfach da. Und zwar hier und überall".
Ichversuchte dieses „hier und überall" in einen philosophischenKontext zu bringen, was mir zwar nicht gelang, aber einige Zeit inAnspruch nahm.
„Hallo,lebst Du noch?" riss mich John aus meinen Gedanken.
„Ichdenke er ist schon da, nachdem er ja überall ist" versuchte ichmich mit den gleichen Mitteln einem verbalen Zweikampf mit JohnLennon zu stellen.
„Dochaußer einem „arrogantes Arschloch" erhielt ich keine Antwort.Vielleicht war es auch besser so, man sollte nicht versuchen sich miteinem der großen Geister auf einen intellektuellen Zweikampfeinzulassen, resümierte ich.
Wieaus dem Nichts erschien hinter John Lennon eine weitere in Nebelgehüllte Gestalt, von der nur das Gesicht erkennbar war. Der Geistnährte sich langsam und bedächtig. Dies konnte nur Jesus Christus,Gottes Sohn sein.
Ichvernahm aus dem Mund des vermeintlichen Jesus Worte einer mir völligunbekannte Sprache.
"Hörauf mit Deinem blöden Altgriechisch", maulte John den neuErschienenen an "diese Sprache versteht doch kein Schwein".
"Meinliebgewordenes Hebräisch aber noch viel weniger, aber von mir aus:Dann spreche ich eben in diesem mir kaum zugänglichen Deutsch:
"Willmich jemand sprechen?" wiederholte der Fremde seine zuvorgriechisch gestellte Frage mit starkem Dialekt.
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"Ja,dieser komische Wissenschaftler aus Deutschland" erklärte JohnLennon, bevor ich überhaupt etwas sagen konnte, da ich mir meinneues Gegenüber erst einmal in aller Ruhe anschauen wollte.
DerMann war Mitte Dreißig und eindeutig nordafrikanischer Herkunft. Einvornehmes, um nicht zu sagen edles Antlitz mit der dunklen Hautfarbeder dort lebenden Menschen. Ich erkannte dunkelbraune, sehreindringliche Augen und kurz geschnittenes krauses schwarzes Haar.
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Karl Marx, Horst Seehofer und das wahre Leben des Jesus Christus
HumorBei dem Roman „Karl Marx, Horst Seehofer und das wahre Leben von Jesus Christus" handelt es sich um die erste zur Veröffentlichung anstehende Satire des Hobbyschriftsteller Bernd Carbon. Der Autor hat dieses fiktionale satirische Werk im Jahr 2023...