bloodstreams

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Sobald ich mich alleine in meiner Wohnung befand, stand ich vor die große Fensterfront und beobachtete, wie die letzten Sonnenstrahlen, dem Nachthimmel platz machten. Von hier aus hatte ich einen wunderschönen Ausblick auf den See und den dahinterliegenden, dichten Wald.

Ich zog mir meinen grünen Umhang aus und hängte ihn an den Haken, welcher an der Schlafzimmertür befestigt war. Aus der linken Seitentasche nahm ich meinen Beutel heraus und aus diesem die beiden Miniaturkoffer und die Taschen, welche ich mithilfe eines Schwenkers meines Zauberstabs wieder zu ihrer normalen Größe zurückwachsen ließ. Ich lief in die Küche, um einen Blick auf die Uhr zu werfen. Ich hatte noch genug Zeit, um alles auszupacken. Somit machte ich mich an die Arbeit und packte als erstes meine Kleider aus, die ich im Schrank verstaute, welcher im Schlafzimmer positioniert war. Er war nicht sehr groß, doch reichte er für alle meine Kleider. Meine Schuhe legte ich unter die Bank, welche vor der Eingangstür stand. Als nächstes folgten Fotos von mir, meinen Freunden und meiner Familie. Diese Stellte ich gleichermaßen im Schlafzimmer und im Wohnbereich auf den Kommoden auf. Meine Bücher stellte ich in das schmale Regal neben dem Schreibtisch, während ich meine Schreibmaterialien in der Schreibtischschublade versorgte. Ein paar Schachteln Tee stellte ich in die Küche und brachte noch weitere persönliche Dinge an einen passenden Platz in der Wohnung, wie zum Beispiel eine Kiste, die ich unter meinem Bett verstaute, welches ich mit einer lila Bettdecke bezogen hatte.
Zufrieden blickte ich mich um. Nun erinnerte die Wohnung schon eher an mich.Es fühlte sich schon mehr so an, als würde diese Wohnung mir gehören, mit all meinen persönlichen Sachen, die mich nun umgaben und da alles in meinen Lieblingsfarben violett und grün gehalten wurde. Ich warf nun erneut einen Blick auf die Küchenuhr. Es war nun fünf Uhr, woraufhin ich mich dazu entschloss noch ein Bad zu nehmen, bevor es Abendessen gab.

Ich stand vor dem großen Spiegel in meinem neuen Schlafzimmer. Nach dem entspannenden Bad hatte ich mich für eine dunkelgrüne Bluse entschieden, welche meine ebenso grünen Augen gut betonten. Meine schwarzen Haare fielen mir in langen Wellen über den Rücken. Zur Bluse trug ich schwarze Hosen und dunkelgrüne Stiefel, die mir fast bis zu den Knien reichten. Meine Lippen umrahmte ich mit einem pflaumenfarbenen Lippenstift. Ich betrachtete mich ein letztes Mal im Spiegel und packte schließlich meinen Wohnungsschlüssel mit dem ich die Haustür hinter mir schloss und daraufhin die Treppe hinunterstieg.

Bevor Abby vorhin gegangen war, hatte sie mir erklärt, dass sie hier im Haus immer gemeinsam zu Abend essen würden, während die anderen Mahlzeiten individuell stattfinden würden. Ich fand es schön, dass man hier bestimmte Traditionen hatte. Es gab einem das Gefühl auch hier einer Gemeinschaft anzugehören, auch wenn man nicht in Rumänien aufgewachsen war und man seine ganze Familie und seine Freunde in einem anderen Land hatte, weswegen man sie nicht immer sehen konnte.

Ich hörte meine neuen Arbeitskollegen schon von weitem Lachen und miteinander reden. Ich blieb im Türrahmen stehen und ließ meinen Blick durch den Raum schweifen. Um den runden Tisch herum sassen mindestens fünfundzwanzig Leute und ich hatte keine Ahnung wohin ich mich setzen sollte, da ich auch Abby zwischen den Leuten nirgends fand. Wladimir schien das Wohl zu bemerken, denn er stand auf, sogleich er mich sah. "Dürfte ich kurz um Ruhe bitten?" Rief er und stellte sich neben mich. Sofort verstummten die Leute, die um den Tisch sassen. Alle Blicke waren nun auf mich gerichtet. Ich schluckte. Ich hasste es, im Mittelpunkt zu stehen. "Darf ich euch vorstellen, Cassie." Er deutete auf mich. "Sie arbeitet jetzt bei uns im Drachenreservat als Heilerin." Ich nickte und lächelte. "Hi." Sagte ich schließlich und hob kurz die Hand. Meine neuen Kollegen klatschten in die Hände und machten sofort einen Platz für mich frei. Ich sass nun zwischen einer jungen Frau ende zwanzig, die sich als Oana vorstellte und einem jungen Mann namens Dimitri. Der Tisch war gedeckt mit jeglichen Speisen. Ich nahm mir ein wenig von dem Kartoffelstock und dem Lammfleisch. Als ich zu Essen begann, spürte ich immer noch die neugierigen Blicke der anderen auf mir. "Ich bin Adrian." Stellte sich ein junger Mann vor, der direkt gegenüber von mir sass und streckte mir seine Hand hin. Freundlich lächelte ich und schüttelte seine Hand. "Woher kommst du denn, Cassie?" Fragte er interessiert und die anderen Gespräche am Tisch verstummten sofort. "Aus England." Antwortete ich ihm. "Dann warst du auch auf Hogwarts?" Es war eher eine Feststellung als eine Frage. Ich blickte zu der Frau mit den langen, blonden Haaren, die neben Adrian sass, welche mir die Frage gestellt hatte. "Genau." Ich nickte. "In welchem Jahrgang warst du denn?" Adrian sah mich neugierig an. "Ich habe vor einem Jahr abgeschlossen." Erklärte ich. Ich spieß mit meiner Gabel ein Fleischstück auf und schob es mir in den Mund. Die Tür öffnete sich und zwei große Männer traten ein. Sie beachteten uns erst gar nicht, da sie in eine Diskussion über Quidditch vertieft waren. Der eine hatte schwarzes Haar, während die Haare des anderen rötlich leuchteten. Die beiden traten an den Tisch. "Du bist doch die Neue, oder?" Fragte mich der mit den dunklen Haaren. Ich nickte. "Ich bin Callum." Stellte er sich vor. "Cassie." Sagte ich und schüttelte seine Hand. "Charlie." Stellte sich der andere vor und ich schüttelte seine Hand ebenfalls. Beide hatten einen unglaublich kräftigen Händedruck, aber als Drachenbändiger war das wohl auch nötig, dachte ich. "Kommt eigentlich deine Familie ursprünglich auch aus England?" Adrian schien leider wirklich sehr neugierig zu sein. Mit einem knappten Ja antwortete ich. «Darf ich fragen, wer sie sind?» «Adrian!» Tadelte ihn Oana. «Lass sie endlich essen! Du hast noch genug Zeit, sie die nächsten Tage auszufragen. Was kommt als nächstes, der Blutstatus?»Sie schüttelte genervt den Kopf. Adrian errötete ein wenig, sah mich dann aber wieder fragend an. «Ich bin Reinblüterin.» Versicherte ich ihm stolz. Stille übermannte den Tisch. Einige sahen mich erschrocken an, während andere sich weiterhin einfach ruhig ihrem Essen widmeten. «Wir legen hier nicht sonderlich viel Wert auf unseren Blutstatus.» Brach Charlie schließlich das Schweigen und betrachtete mich von oben herab, während seine braunen Augen eiskalt auf mich gerichtet waren. Ich hielt seinem Blick jedoch stand.«Wenn mich jemand etwas fragt, das ihn interessiert, dann darf ich ja sehr wohl eine Antwort geben, auch wenn diese für dich keine grosse Rolle spielt.» Gab ich kalt zurück. Man konnte förmlich spüren, wie sich die Atmosphäre im Raum anspannte.«Dann darf ich dir sicher auch eine Frage stellen.»Herausfordernd sah Charlie mich an. «Nur zu.» Nahm ich die Herausforderung an. Für wen hielt der sich eigentlich. «Ich weiss, welche Leute viel Wert auf einen reinen Blutstatus legen. Also erzähl mir doch Mal, auf welcher Seite deine Familie stand, während des letzten Krieges.» Er verschränkte die Arme. Sein Blick war immer noch herausfordernd auf mich gerichtet. Er sah sich deutlich auf der Gewinnerseite und ich hasste ihn dafür, dass ich, wenn ich nicht lügen wollte, nun seinen Gedanken Recht geben musste. Es war sicher besser, jetzt sofort reinen Tisch zu machen. Ich seufzte. Ich musterte ihn, während mein Blick schliesslich bei seinem feuerroten Haar hängen blieb. «Du bist ein Weasley, oder?» Stellte ich schliesslich laut fest und
betrachtete ihn abwertend. Doch er wirkte nicht verletzt, sondern nickte nur. «Nicht auf der, auf der deine Familie stand.» Sagte ich schliesslich. Triumphierend löste er seine Arme aus der Verschränkung und nahm sich zu Essen, während die anderen mich zum Teil erschrocken ansahen. Adrian räusperte sich. «Es gibt immer wieder Leute, die sich im Krieg falsch entscheiden und daher haben viele Familien Mitglieder, die sich für die falsche Seite entscheiden oder entschieden haben.» Ich wusste, er wollte mich trösten, doch ich war nur extrem genervt von ihm und seiner Fragerei von vorhin. Ohne diese eine Frage auf die ich so dumm war, sofort zu reagieren,wäre es jetzt nicht so angespannt am Tisch. Ich seufzte.«Meine ganze Familie war auf dieser Seite. Ausnahmslos.» Wieder war es ganz ruhig am Tisch. «Ich muss noch einen Brief an meine Familie schicken.»Entschuldigte sich Abby, welche kurz nach mir für das Abendessen dazugekommen war und verliess den Tisch. Fünf weitere folgten ihr. Ich spürte Charlies Blick auf mir. Ich war mir sicher, dass er nur darauf wartete, dass ich den Tisch ebenfalls verlassen würde oder ihn vor versammelter Gemeinschaft anschreien würde. Doch darauf konnte er warten. Das würde nicht passieren. Er verliess den Tisch etwa zwanzig Minuten später. Ich entschuldigte mich und folgte ihm schliesslich. «Was fällt dir ein, mich vor allen so blosszustellen!» Schrie ich. Ich sah wie er zuerst zusammenzuckte, sich dann aber amüsiert umdrehte und mich beobachtete. «Interessant.» Sagte er nur. «Was?» Meine Stimme zitterte vor Wut. «Ich hätte dich eher für jemanden gehalten der sich im Zimmer einschliesst und anfängt zu weinen. Ich hätte dich nicht für jemanden gehalten, der herumschreit.»Ich versuchte meine Wut in Zaum zu halten. «Morgen wirst du dich mit mir vor allen für unser Verhalten entschuldigen, sonst...» «Sonst was?» Er trat näher. Er
war etwa 1,5 Köpfe grösser als ich. Ich hatte somit einen guten Blick auf seinen Oberkörper und sah wie sich seine Muskeln unter dem weissen T- Shirt deutlich abzeichneten. Ich schluckte hart und stellte mich auf meine Zehenspitzen, um ihm ins Ohr zu flüstern. Mich verwunderte es, dass er einfach stehen blieb. «Sonst werde ich alles Mögliche tun, um dich loszuwerden. Duweisst ja anscheinend ganz genau wie ich bin,aufgrund von meiner Familie.» Ich liess von ihm ab, drehte mich um und verschwand auf der Treppe. Ich bekam nicht mehr mit, dass ich einen grinsenden Charlie hinter mir zurückgelassen hatte.

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