Reign's POV:
Behutsam fuhr ich mit den Zähnen des Kammes durch mein hüftenlanges, rotes Haar. Vom Ansatz bis zu den Spitzen. Diesen Durchgang wiederholte ich so lange, bis aus den Locken, die ich mir gestern Abend für heute gemacht hatte, ebenmäßige Wellen wurden. Ich saß bereits in meinem Kleid für die Krönungsfeier vor dem Spiegel und lauschte der Musik, die aus der Musikbox kam, die auf der Kommode des Zimmers stand. Sobald ich zufrieden mit den Wellen war, legte ich sie sie über die linke Schulter und steckte feine Haarnadeln unter die Haare, damit sie auch auf der Seite liegen blieben. Natürlich so, dass man die die Haarnadeln nicht sah. Anschließend trug ich Mascara und mattroten Lippenstift auf, dazu ein wenig Puder, von dem Evie meinte, es würde meinem Teint besonders gut stehen. Zu guter Letzt steckte ich mir noch lange, silberne Ohrringe in die Ohren, deren Ende einer silbernen Pfeilspitze ähnelte.
,,Bist du endlich fertig?", nörgelte Izzy, die auf ihrem Bett saß und gelangweilt an ihrem Armband zupfte. Wie meines, so war auch ihr Kleid rot. Zwar war es nicht lang und rubinrot wie das meine, sondern etwa knielang und in einem eher düsteren weinrot. Von daher passte das schwarze Armband auch. Ich legte den Kopf sarkastisch lächelnd schief. ,,Im Gegensatz zu den letzten zehn Sekunden, in denen du mich gefragt hast, ja." Izzy sprang erleichtert wirkend auf. ,,Endlich." Ich schumzelte. Wir wollten gerade aus der Tür treten, als ich stehen blieb. ,,Was ist denn jetzt schon wieder?" ,,Warte kurz", antwortete ich nur und lief schnell zurück. Ich beugte mich zu der Kommade herab, öffnete die Schublade mit meinen Klamotten und wühlte darin herum, bis ich mein Schmuckkästchen fand. Ich öffnete diese und strich kurz sorgsam über den eingelassenen Rubin im silbernen Herzen, bevor ich mir die Kette umlegte. Als ich zurück zu Izzy kam, sah mich diese nur unbeeindruckt an. ,,Ernsthaft? Wegen einer Kette?" ,,Oh, Sweetheart, das ist nicht nur irgendeine Kette", erwiderte ich mit einem geheimnisvollen Lächeln. Da ich mir die Kette slebst umgelegt hatte, wirkte sie nicht, das war immer so. Man konnte sich selbst die Kette gefahrlos umlegen, doch wenn man sie jemanden anderen umlegte ... dann sah das etwas anders aus.
Mal's POV:
Die Aufregung in mir war so gewaltig, dass ich glaubte, meinen Herzschlag selbst in meinem Bauch zu spüren. Ich hätte die verschwitzen Handflächen am liebsten versteckt, doch stattdessen tat ich es Ben neben mir gleich und winkte den Menschen zu, die links und rechts von dem Weg, den die Kutsche auf der wir saßen, fuhr. Es war schon merkwürdig. Ich saß hier auf einer prächtigen Kutsche in einem wunderschönen, maßgeschneiderten Kleid, das funkelte, und das neben einem Prinzen, dessen Volk ich vornehm zuwinkte. Und trotz der mutlosen Aufregungen, verspürte ich das Gefühl von Freude. Und ein Flattern im Bauch. Aber das Gefühl war vorbei, als meine Augen sich auf die kleine blaue Schachtel auf meinen Schoß richteten. In diesem Moment nahm Trauer und Bedauern, ja sogar etwas wie Schuldgefühle den Platz der Freude ein. Ich hätte ja gerne all diese untypischen Gefühl für Bösewichte geleugnet, aber ich wusste, dass ich damit nur mich selbst belogen hätte. Auch wenn ich wusste, dass ich diesen Zauberstab für meine Mutter stehlen musste, sträubte sich ein Teil von mir dagegen, von dem ich nicht einmal gewusst hatte, das er existierte. Ob meine Freunde wohl auch einen solchen Teil in sich trugen? Nun, Reign mit Sichherheit. Auch wenn ich es nie zugeben würde: irgendwie bewunderte ich sie auf eine Weise, die ich nicht erklären konnte. Ich hatte Respekt vor ihr. Wie sie damals schon den Mut gehabt hatte, sich auf der Insel offen gegen das Böse zu äußern. Obwohl sie umgeben von lauter Bösewichten gewesen war. Manchmal fragte ich mich, was wäre, wenn wir damals alle dem Beispiel unserer Eltern nicht gefolgt wären.
Ich hob den Blick von der Schachtel und sah zu Ben, der mich anstrahlte. ,,Nicht nervös sein", sagte er mit honigweicher Stimme. ,,Du musst ja nur dabei sein und schön aussehen. Das packst du locker." Ich lächelte und sah hinab auf unsere ineinander verschränkten Hände. ,,Danke", flüsterte ich ihm aufrichtig zu. Da hob Ben auf einmal meine Hand und seine. ,,Mal, willst du meinen Ring tragen?" Überrascht zog ich meine Hand weg. ,,Ähm ... nicht jetzt", antwortete ich rasch und verlegen, ein wenig zerknirscht. ,,Er wird mir vermutlich vom Finger rutschen." Ben nickte. Meine Chance. ,,Ich habe auch was für dich", erzählte ich und reichte ihm die blaue Schachtel. ,,Nur was für später, wenn du ... Kraft brauchst", sagte ich nervös und als er die Schachtel mit dem kleinen Schokomuffin, der den Gegenzauber für den Liebestrank enthielt, öffnete, fügte ich hinzu: ,,Ein paar Kohlenhydrate für Energie." ,,Sehr vernünftig", entgegnete Ben lächelnd und ich erwiderte das Lächeln. ,,Aber ich esse ihn jetzt." Damit nahm Ben einen Bissen. ,,Nein!", rief ich, doch es war zu spät. Der Plan durfte jetzt nicht schief gehen ...
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REIGN - the daughter of the queen of hearts
FanfictionReign, die Tochter der Herzkönigin und Isidora, die Tochter von Rumpelstilzchen, sind beste Freundinnen seit Kindertagen, auch wenn sie unterschiedlicher gar nicht sein können, und duellieren sich gerne mit der Vierergang Mal, Evie, Carlos und Jay...