13. The Good and the Evil ... Pt.1

393 10 9
                                    

Wir liefen atemlos nach unten in den Saal, während Mal hervortrat. Sie versuchte Jane, die unkontrolliert mit dem funken sprühenden Zauberstab herumfuchtelte und dabei ,,Bibbidi-Bobbidi-Boo!" rief, den Stab aus den Händen zu nehmen. ,,Vorsicht, Mal!", warnte Königin Belle. Als es Mal schließlich gelang, den Zauberstab an sich zu reißen, keuchten alle Anwesenden auf. Als sie ihn dann immer noch in den Händen hielt, und nicht abgab, stellte Ben sich ohne zu Zögern zwischen Maleficents Tochter und seinen Eltern. ,,Mal?" Ben sah leicht panisch zu ihr. ,,Gib mir den Stab." Kaum hatte Ben zu Ende gesprochen, kamen Jay, Carlos, Evie, Izzy und ich durch die Tür gestürzt, zu Mal, die aufgewühlt zu dem neu gekrönten König blickte. ,,Geh weg!" ,,Es ist alles okay ..." ,,Ben, hörst du nicht?! Geh weg!", schrie Mal. Aus der Menge heraus schritt Audrey, die mit einer vor Hasse verzerrten Miene meinte: ,,Ich hab's doch gewusst!" Sogleich schwang Mal den Stab drohend in Audreys Richtung und diejenigen, die sich in ihrer Nähe befanden, wichen erschrocken zurück. 

,,Mal, komm!", sagte Carlos und Jay setzte hinzu: ,,Zeit, Rache zu nehmen." Izzy warf mir einen bedeutungsvollen Blick zu, der so viel bedeutete wie: Was nun? ,,Wollt ihr das wirklich tun?", wollte Ben wissen, uns ins Gewissen reden und scheinbar schien er damit Erfolg bei Mal zu haben, denn umso verzweifelter erklärte sie: ,,Wir haben keine Wahl, Ben!"-,,Unsere Eltern ..." ,,Die haben ihre Wahl getroffen!", fiel Ben ihr ins Wort. ,,Jetzt trifft ihr eure." Für einen Augenblick lang weiteten sich meine Augen. Ich selbst hatte diese Worte ähnlich formuliert zu Izzy gesagt ... Wir waren nicht unsere Eltern, wir entschieden für uns selbst, wählten zwischen Gut und Böse. Mein Leben lang hatte ich auf diesen Moment gewartet. Auf den Moment, in dem ich beweisen konnte, dass ich nicht wie meine Mom war. Dass ich gut war. Dass ich nicht herzlos war. In meinen Träumen hatte ich mir zahlreiche Szenarien wie ein solches vorgestellt: Ich würde als eine Heldin heraustreten, meine Gutherzigkeit beweisen und den Bösewicht besiegen. Aber es gab einen entscheidenden Unterschied zwischen meiner Story und der realen Story. In der realen Story hielt Mal, die von ihrem Prinzen mit so viel Liebe und Hoffnung betrachtet wurde, den Zauberstab in der Hand und würde ihn entweder behalten oder abgeben - sie würde entweder als Schurkin oder als Heldin hervorgehen, nicht ich. In meiner geträumten Geschichte müsste ich an ihrer Stelle sein, und sie die Böse, die es zu besiegen gab.  Sie sollte an meiner Stelle stehen, mich hasserfüllt ansehen und nicht umgekehrt. 

,,Ich möchte gut sein." Mal's Worte schallten wie ein Echo in meinem Kopf wieder. ,,Du bist gut!", rief Ben, doch Mal schüttelte unter Tränen den Kopf. ,,Woher willst du das wissen?!" ,,Weil ... weil ich auf mein Herz höre." Ben's Stimme hatte einen ruhigen Tonfall angenommen, die glitzernden Tränen in seinen Seelenspiegeln bezeugten die Ehrlichkeit, die in seinen Worten steckte. Mal sah in Bens Augen. ,,Ich möchte auch auf mein Herz hören ...", sie drehte sich zu uns - den Zauberstab gesenkt, ,,und mein Herz sagt mir, wir sind wir, und nicht unsere Eltern." Auf den Lippen von Maleficents Tochter bildete sich ein trauriges und dennoch freundliches, aufrichtiges Lächeln. ,,Ich meine, Sachen klauen ... das macht dich doch nicht glücklich", sagte Mal an Jay gerichtet, ,,Turnier spielen und Siegespizza mit dem Team, das macht dich glücklich!" Jafars Sohn, der neben mir stand, lächelte und aus dem Publikum rief jemand: ,,Genau!" Als nächstes sah Mal zu Carlos. ,,Und dich macht Dude's Bäuchlein zu kraulen glücklich, wer hätte das gedacht?" Dann wandte sie sich an Izzy, die wie Evie mit Tränen in den Augen lächelte. ,,Izzy, du bist nicht ansatzweise wie dein Dad. Du bist vielleicht nicht der offenste Mensch, aber du hast ein gutes Herz!" ,,Evie ... du brauchst dich nicht dumm zu stellen, um einen Typen zu kriegen, dafür bist du viel zu schlau." Zum Schluss sah Mal zu mir, sie lachte traurig. ,,Und Reign, du warst die erste von uns, die wusste, dass sie nicht wie ihre Mutter ist. Und auch wenn wir uns am Anfang nicht gut verstanden haben, bin ich jetzt froh, eine Freundin von dir zu sein." Ein leichtes Lächeln zupfte an meinen Lippen. ,,Und ich will nicht als Böse Fee die Welt beherrschen. Das macht mich nicht glücklich. Ich möchte zur Schule gehen ...", die Menschenmenge lächelte und lachte leicht, die Gute Fee gab ein gerührtes ,,Oh" von sich und legte dabei eine Hand aufs Herz. Mal fuhr fort: ,,...und mit Ben zusammen sein", Ben hob den Blick, sie drehte sich zu ihm, ,,weil Ben mich nämlich unglaublich glücklich macht." Sowie die Gute Fee vorhin, gaben nun auch die anderen ein ,,Ooooh ..." von sich. Mal schluchzte, drehte sich abermals zu uns. ,,Und dass wir alles Freunde sind, das macht mich auch glücklich. Und nicht Sachen zu zerstören." Die Lilahaarige hielt eine Faust in die Luft. ,,Ich wähle hiermit das Gute." 

Es rührte sich niemand. Mal sah unsicher sah uns, hoffend. Da stieß Jay seine Faust gegen Mals. ,,Ich bin dabei." Maleficents Tochter stieß ein erleichtertes Lachen aus. Evie strahlte übers ganze Gesicht: ,,Ja, und ich auch." Izzy stieß ihre Faust ebenfalls dazu. Carlos hingegen wirkte eher zögerlich. ,,Okay, äh ... nur zum Verständnis: Wir brauchen uns keine Sorgen zu machen, obwohl unsere Eltern komplett ausrasten werden?" Daraufhin lachten wir kurz auf. ,,Ich meine, es ist euch doch klar, dass die voll abgehen." ,,Ihr seid hier sicher vor euren Eltern", versicherte Ben uns. ,,Also dann ... das Gute." Carlos tat es seinen Freunden gleich und hielt die Faust ebenfalls dazu. Danach sah Mal erwartungsvoll zu mir. ,,Reign?" 

Bevor ich etwas erwidern konnte, ertönte ein plötzliches Klirren. Aus einem Loch im Kirchenfenster flog eine grüne Rauchwolke, die durch den Saal flog, bis sie vor uns auf den Boden stürzte. Augenblicklich erlosch jegliches Licht im Saal. Aus dem grünen Nebel trat eine Frau heraus. Sie trug dunkles, violett- und schwarzes Leder, hielt einen Stab in der Hand, auf ihrem Kopf thronten zwei Hörner.

 Maleficent grinste euphorisch übers ganze Gesicht. 

,,Ich bin wieder daha!"

Der Saal hielt den Atem an, ich verdrehte aufgrund des dramatischen Auftrittes die Augen. Indes flüsterte Belle: ,,Das kann nicht sein ..." Selbst Mal schien über den Besuch ihrer Mutter nicht wirklich erfreut zu sein. ,,Verschwinde bitte, Mutter." Auf die Bitte ihrer Tochter hin, begann die Böse Fee zu gackern. ,,Hahaha, ist sie nicht witzig? Hahah, ich ... ich kann nicht mehr, du bist extrem wichtig!"-,,Und jetzt: den Zauberstab", forderte Maleficent. ,,Her damit." ,,Nein!", rief Ben und Mal reagiere sofort; sie warf den Zauberstab der Guten Fee zu seiner Besitzerin. Jene fing und wirbelte ihn direkt in der Luft herum. ,,Bibbidi-Bobbidi ..." ,,Boo", beendete Maleficent spöttischen Tonfalls. Sie machte eine Bewegung mit ihrem schwarzen Stab, in wessen Spitze eine grün leuchtende Kugel eingelassen war, und der gesamte Saal um sie herum erstarrte - bis auf Mal, Evie, Izzy, Carlos, Jay und mich. Mal's Mom gackerte erneut, schnappte sich die Brille von Bens Dad und kommentierte: ,,Unter anderen Umständen genau mein Fall", dann setzte sie ihm wieder die Brille - oder klatschte sie ihm zumindest irgendwie ins Gesicht. Sie setzte ihren Weg aufs Podest vor und nahm sich den Zauberstab der Guten Fee. ,,Hahaha ... da muss sich aber mal jemand dringend die Nasenhaare zupfen." Mit den Worten bohrte sie mit der Spitze in dem Nasenloch der Guten Fee herum und ich konnte nicht anders, als angewidert das Gesicht zu verziehen. Maleficent drehte sich wieder zu uns. ,,Also, womit fangen wir an? Ach, ich weiß ... wie wär's, wenn du zu aller erst den da ablegst!" Mal's Mutter zeigte mit dem Zauberstab der Guten Fee auf sie, woraufhin der Ring, der von Ben stammen musste, von ihrer Hand flog und genau auf den Zauberstab fiel. ,,Passt perfekt!" Während die neue, ach-so-gute Mal entsetzte auf die leere Stelle an ihrem Finger starrte, als würde sie jeden Moment losheulen, duckte ihre Mutter sich mit mehreren Entschuldigungen - ironischen Entschuldigungen - unter den in der Luft stehenden Arm der Guten Fee hinweg. ,,Die Hörner, die Hörner!", rief sie und trat als nächstes zu Ben. ,,Oh, sich zu verlieben ist armselig", Maleficent stellte Ben's Krone schief, verpasste ihm eine Backpfeife, ,,und lächerlich. Das willst du bestimmt nicht." Inzwischen kullerten Mal tatsächlich Tränen über die Wangen und mir fiel auf, dass ich sie nie weinen gesehen hatte. Vielleicht stimmte es ja? Vielleicht war das Gute wirklich ... schwach.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 15, 2019 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

REIGN - the daughter of the queen of heartsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt