6. Unterricht, Lacrosse und Cheerleading

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Reign's POV:

,,Jemand reicht euch ein weinendes Baby. Sollt ihr es a) Verfluchen", Mal lächelte, ,,b) in einem Turm einsperren", Carlos und Jay wechselten nickend einen Blick, ,,c) es mit einem Fläschchen beruhigen", Evie schüttelte entschieden den Kopf, ,,oder d) ihm das Herz herausschneiden?" Bei der letzten Option, die die Gute Fee vorschlug, schoss Evies Arm in die Höhe. ,,Evie?" ,,Was war nochmal das zweite?" Ich schmunzelte und nahm selbst den Arm hoch, worüber die Gute Fee sehr erfreut zu sein schien. ,,Ja, Reign?" ,,C. Das mit dem Fläschchen." ,,Richtig, schon wieder", lächelte die Gute Fee, die vor der grünen Kreidetafel stand und einen Zeigestock in der Hand hielt. ,,Warum ist sie so schlau?", hörte ich Carlos Jay, der neben ihm saß, zuzischen. ,,Weil sie immer das nimmt, was am langweiligsten ist", antwortete Mal an seiner Statt und die anderen machten ein lautes ,,Ahhhh", als würde ihnen ein Licht aufgehen. Ich schüttelte innerlich seufzend den Kopf.

Da ertönte plötzlich eine piepsige Mäusestimme, der wir uns alle zuwandten. Das hieß: Jay, Carlos, Mal, Evie, Izzy, die gute Fee und ich, denn ansonsten war niemand in diesem Kurs. Benehmen und Anstand für Anfänger. Die Stimme gehörte zu einem kleinen Mädchen etwa unseres Alters, mit nem schrecklichen Bob und einem hellen, himmelblauen Kleid. ,,Hallo, Kleines", begrüßte die Gute Fee das Mädchen, das ihr mit den blauen Augen und den dunkelbraunen Haaren unverwechselbar ähnlich sah. ,,Ist das ihre Tochter?", fragte Izzy mich, die neben mir am Tisch saß und bis jetzt nur irgendwelche Muster auf die Blätter vor ihr gemalt hatte. ,,Scheinbar schon." ,,Hi, unterschreibst du mir die Unterrichtsbefreiung wegen der Krönung?", prasselten die Worte aus ihr heraus, wie ein Wasserfall. Während sie der Guten Fee ein Klemmbrett mit Zettel und Stift gab, huschten ihre verängstigt hellblauen Augen zu uns. Sie erinnerte mich irgendwie an ein kleines Kaninchen.

,,Nun, ihr erinnert euch bestimmt an meine Tochter Jane", sagte die Gute Fee zu uns, indes sie unterschrieb. ,,Mom, nein", sagte diese Jane leise und mit zittriger Stimmlage. Evie, Mal, Carlos und Jay sahen sich amüsiert an, darüber, dass sie sich vor ihnen fürchtete. ,,Keine Angst", beruhigte Janes Mutter sie und schob sie zu uns. ,,Jane, deine neuen Kameraden." Die Tochter der Guten Fee hatten die Schultern hochgezogen, als wollte sie ihren Kopf in ihnen verstecken. ,,H-hi. Schon okay. Bin schon weg. Lasst euch nicht stören." Sie lief mit einem Quieken an uns uns vorbei. Da bemerkte ich Mal's Ausdruck in den Augen. Es war derselbe, den sie immer hatte, wenn sie etwas ausheckte. Wollte Mal den Zauberstab vielleicht über sie klauen?

Das Räuspern der guten Fee riss mich aus den Gedanken. ,,Es gibt heute noch allerhand zu tun." Die Frau hielt den Zeigestock wieder an die Tafel. ,,Ihr findet ein Fläschchen mit Gift drin. Schüttet ihr es a) dem König in den Wein", Evie's Hand hob sich wieder und ich hätte mir am liebsten vor die Stirn geschlagen, ,,b) pinselt ihr es auf einen Apfel", Evie grinste wissend, ,,c) Ihr händigt es umgehend der zuständigen Behörde aus." Nun flogen alle Hände hoch, bis auf die von Mal und Izzy, die sich gelangweilt weiterhin mit ihrem Bleistift beschäftigte. ,,Jay", nahm die Gute Fee Jafars Sohn dran, der Carlos Arm runterdrückte. ,,C. Wir händigen es der zuständigen Behörde aus", antwortete er und verschränkte stolz die Arme vor der Brust. ,,Ich wollte das sagen!", rief Carlos verärgert. ,,Oh, aber ich habe es zuerst gesagt!", erwidert Jay und ahmte einen weinerlichen Ton nach und nahm Carlos in den Schwitzkasten, zog ihn auf den Tisch und wuschelte ihm durch die weißen Haare. ,,Au!", rief Carlos. Ich beobachtete die beiden kopfschüttelnd und sah zu Mal und Evie, die ihre streitenden Freunde nicht beachteten.

Die Gute Frau klopfte zaghaft mit dem Zeigestock gegen den Pult. ,,Jungs", mahnte sie seufzend und wiederholte es nochmal, als die beiden immer noch zankend auf dem Tisch lagen. Beide sahen auf. ,,Ich würde doch vorschlagen, ihr verwendet eure Energie auf dem Tunierfeld", sagte sie und Carlos, der unter Jay begraben lag, erwiderte: ,,Och, nein, vielen Dank. Keine Ahnung was das ist, aber wir passen."

Eine Stunde später gingen die beiden Jungs trotzdem zum Tunierfeld und weil die Gute Fee mir vorgeschlagen hatte, beim Cheeleadertraining vorbeizuschauen, folgte ich ihnen, nachdem ich mir die Sportkleidung der Schule angezogen hatte. Sprich: eine dunkelblaue, fast schwarze, Legging mit jeweils einem weißen Streifen außen an jedem Hosenbein, weiße Sportschuhe, und ein knappes, beinahe bauchfreies weißes Shirt mit halblangen, gelben Ärmeln. Während ich sah, wie Jay und Carlos wie die anderen Jungs Ausrüstung für Lacrosse bekamen, trat ich auf die Cheeleaderinnen zu, die sich gerade dehnten.

Als sie mich bemerkten, hoben alle ihre Köpfe und musterten mich argwöhnisch. Eine von ihnen stand auf und lächelte mich im Gegensatz zu den anderen freundlich an. Sie war so groß wie ich, allerhöchstens einen Zentimer größer, verfügte über mitellanges, goldblondes Haar und himmelblaue Augen. ,,Du musst Reign sein, die Tochter der Roten Königin", sagte sie und reichte mir die Hand. Ich schnalzte mit der Zunge und nahm ihre Hand entgegen. ,,Haben meine Haare mich verraten?" Die Goldhaarige lachte. ,,Ja, kann man so sagen." Ich nickte und musterte sie eingehend. Warum kam sie mir nur so bekannt vor? ,,Und du bist?" Sie wollte gerade antworten, als sich noch jemand von den Cheeleadern, die am Boden Spagat und andere Übungen machten, erhob. Ich verdrehte die Augen.

,,Das ist Allison, Alice Tochter", antwortete Audrey an ihrer Statt mit einem breiten Grinsen. Ich sah von Dornröschens Tochter zu der von Alice. Sie war also die Tochter von der Frau, die den Jabberwocky meiner Mutter getötet und zu ihrer Verbannung beigetragen hatte. Ich sah lächelnd zu ihr. ,,Schön dich kennenzulernen, Ally. Ich hoffe es ist okay, wenn ich dich so nenne." Allison nickte erfreut und war positiv überrascht. ,,Freut mich ebenfalls." Ich genoss Audreys wütenden Blick und unterdrückte ein Grinsen. ,,Also, du bist hier, um Cheeleaderin zu werden?", fragte Ally an mich gewandt und ich nickte. ,,Na dann, fangen wir mal an", beschloss sie und klatschte in die Hände. ,,Was?" Empört sah Audrey zu der scheinbaren Anführerin der Cheeleaderinnen. ,,Du kannst sie doch nicht einfach so mitmachen lassen!" ,,Doch, Audrey, genau das kann ich", widersprach Ally und sah Audrey bestimmt an. Audrey sah aufgebracht zu den anderen Cheeleadern, die uns gespannt beobachteten. ,,Wollt ihr wirklich, dass sie", sie zeigte auf mich, ,,eine von uns wird?" Die Menge schwieg erst, da sagte Audrey: ,,Wer dagegen ist, hebt die Hand."

Erst rührte sich niemand, dann hoben sich zögerlich die ersten Hände. Letztendlich hatten alle bis auf zwei die Hände in die Luft gestreckt. Ich spürte einen aufkommenden Zorn in mir biss die Zähne zusammen, erwiderte Audreys falsche Lächeln dennoch. ,,Okay, wie wäre es mit nem Dancebattle und den Lacrosse-Spielern als neutrales Publikum", schlug Ally plötzlich vor und ich horchte auf. ,,Reign gegen Audrey. Gewinnt Audrey, kommt sie nicht zu uns. Gewinnt Reign aber, dann wird sie Cheeleaderin und ...", Ally sah zu Audrey, ,,Nimmt Audreys Position vorne ein." Audrey kniff die Augen zusammen, nickte dann aber mit einem selbstsicheren Lächeln, einem triumphierenden Funkeln in den Augen, als hätte sie bereits gewonnen. ,,Was ist? Bist du dabei?", fragte Audrey, ,,oder hast du zu viel Schiss?" Ich lächelte : ,,Wo bleibt die Musik?"

REIGN - the daughter of the queen of heartsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt