Mitte April 2019
~ Timis Sicht ~
Ohne Plan und Ziel lief ich an einem lauen Frühlingsabend durch die Straßen Berlins. Angezogen von den feiernden, bereits leicht bis stark angetrunkenen, Jugendlichen, entdeckte ich in weiter Ferne die leuchtenden Buchstaben des Nachtclubs. Die Menschenschlange ließ darauf schließen, dass der Laden gut besucht war, also stellte ich mich hinten an und rauchte noch in Ruhe meine Zigarette zu Ende.
Was genau mich an diesem Abend in diese Gegend, in der ich mich eigentlich nie aufhielt, verschlagen hatte, konnte ich mir bis heute nicht erklären. Nur selten besuchte ich Clubs, jedenfalls Discotheken. Es war daher mein erster Besuch im Sage, doch es sollte nicht mein letzter sein.
Als ich schließlich an der Reihe war, brachten mich die stählernen Augen des Türstehers, der etwas größer war als ich, komplett aus dem Konzept. Mit leicht geöffnetem Mund starrte ich ihn an und hielt ihm meine Ausweiskarte entgegen. Während er damit beschäftigt war, sie etwas genau unter die Lupe zu nehmen, nutzte ich den Moment, um ihn etwas genauer zu betrachten. Sein Gesicht war markant und männlich, seine Stirn legte sich in Falten und seine vollen Lippen verzogen keine Miene. Das Polohemd, welches zur Ausstattung des Sicherheitspersonals des Clubs gehörten, schmiegte sich eng an seinen muskulösen Körper. Ein Räuspern holte mich zurück ins Hier und Jetzt, gefolgt von einem schiefen Grinsen, ehe er mir den Ausweis zurückgab und mich aufforderte, die Arme zur Seite zur strecken, um mich nach illegalen Gegenständen zu durchsuchen. Seine starken Hände an meinem Körper ließen meine Knie fast einknicken. Aufgrund der plötzlichen Nähe stieg mir sein dezentes Parfüm direkt in die Nase und vernebelte meinen Kopf noch mehr. Als er dann von meinem Rücken nach unten zu meinem Hintern fuhr, packte er etwas fester zu, was mich erschrocken aufstöhnen ließ und ihm ein fettes Grinsen ins Gesicht zauberte. Die ganze Situation war mir furchtbar unangenehm und ich hoffte, dieser schnellstmöglich entfliehen zu können. Mit tiefer Stimme hauchte er mir ein 'viel Spaß' ins Ohr und entließ mich letztendlich in den Club. An der Tür angekommen, drehte ich mich nochmals um und traf direkt seinen Blick. Mir wurde heiß und kalt. Dieser Mann war Sex auf zwei Beinen.
Gedankenverloren, beziehungsweise mit den Gedanken noch immer bei dem überaus attraktiven Türsteher, lief ich durch den Club. Um etwas runterzukommen kaufte ich mir einen Drink und schaute mir die verschiedenen Ebenen an. Was ich sah gefiel mir gut, obwohl ich nicht unbedingt der Clubgänger war. Doch hier war für jeden etwas passendes dabei. Es gab Live Musik, Dancefloors mit unterschiedlichen Musikrichtungen, im Freien konnte man in den Sommermonaten den riesigen Pool nutzen und überall gab es kleine Nischen, in die man sich mehr oder weniger ungestört zurückziehen konnte. Mein Kopfkino lief auf Hochtouren und ich konnte nicht anders, als mir vorzustellen, wie besagter Türsteher auf mich zukam, mich, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, in eine dieser dunklen Ecken zerrte und einfach über mich herfiel. Mit einem grenzdebilen Grinsen auf den Lippen rückte ich meine Hose zurecht und drehte eine weitere Runde durch den Club.
Ich war nicht darauf aus jemanden kennenzulernen oder zu tanzen. Meine Hüfte wurde sowieso erst ab einem bestimmten Alkoholpegel etwas lockerer. Einfach nur ein, zwei Drinks, etwas Musik hören, die feiernde Masse beobachten, und ab nach Hause. Hin und wieder wurde ich im Vorbeilaufen zwar von der ein oder anderern mehr oder weniger alkoholisierten Dame angetanzt, doch jedes einzelne Mal lehnte ich dankend ab. Obwohl ich nur auf Männer stand, hatte ich nichts dagegen mit Frauen zu flirten oder auch mal mit ihnen zu tanzen, aber heute war mir nicht der Sinn danach.
Nachdem ich so ziemlich jede Ecke des Clubs gesehen und mein zweites Getränk geleert hatte, lief plötzlich, wie aus dem Nichts, der attraktive Türsteher an mir vorbei. Eigentlich wollte ich gerade gehen, doch wie bereits am Eingang fesselte mich sein Anblick. Ich war mir nicht sicher, ob er mich gesehen hatte, denn er lief nur knappe zwei Meter an mir vorbei, doch leider blieb er weder stehen noch drehte sich nach mir um. Stattdessen lief er ein Stück weiter nach hinten, öffnete eine Tür auf der 'privat' stand und verschwand kurz darauf durch diese. Ohne genau zu wissen warum, wollte ich nicht dass er einfach so ging, ohne dass wir auch nur ein einziges Wort gewechselt hatten. Nach kurzer Bedenkzeit, lief ich in die Richtung der Tür, schaute mich ein paar Mal prüfend um, öffnete sie einen Spalt und verschwand ebenfalls durch diese. Sie führte nach draußen, in eine Art Hinterhof, der mit Paletten, Getränkekisten und anderem Gerümpel übersät und nur spärlich beleuchtet war. Von meinem Türsteher jedoch keine Spur. Vorsichtig bewegte ich mich ein paar Meter nach links und dann geschah alles in Sekundenbruchteilen.
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Decisions
RomanceSchwarz oder weiß, Sommer oder Winter, Tag oder Nacht, Berge oder Meer, Schoko oder Vanille, Pizza oder Pasta. Timi war schon immer hin und hergerissen, wenn es darum ging, sich für eine Sache zu entscheiden. Doch warum alles verkomplizieren, wenn m...