Silvester 2018
Vielleicht hätte ich vorher mal nachlesen sollen, ob zu Silvester eine bestimmte Mottoparty geplant war. Jedenfalls war ich der einzige Gast, der normal gekleidet war. Ich traute mich gar nicht meine Jacke auszuziehen, denn um mich herum waren sämtliche Kostüme vertreten und was trug ich? Eine blaue Jeans, ein weißes Tanktop und ein weinrotes Hemd. Wow.
Kayden, Mickey und Gabriel trugen einen Hauch von nichts und sobald sie mich sahen, riefen sie mich natürlich sofort an ihren Tisch. Meinen peinlich berührten Blick konnten sie nicht ganz deuten, doch nachdem ich meine Jacke abgelegt hatte, war schnell klar, wo das Problem lag. Kayden wollte sofort wissen, was ich darunter anhatte, doch ich entfernte seine Hand sehr schnell von meinem Gürtel und schloss ihn wieder. Mickey bot mir zwar augenblicklich eines seiner Reserveoutfits an, doch dann hätte ich mich auch gleich nackt präsentieren können. Definitiv würde ich nicht nur mit einem Jockstrap bekleidet durch die Bar laufen. Auch wenn die drei es mehr oder weniger taten.
"Was soll das denn bitte darstellen?", ertönte es hinter mir.
Ein Lächeln legte sich auf mein Gesicht, doch verschwand sofort, als ich mich zu ihm umdrehte. Mit großen Augen und offenem Mund starrte ich ihn an und begann ihn langsam von oben bis unten abzuscannen.
"Wow", sagte ich leise, obwohl ich es eigentlich nur denken wollte.
Angel war, seinem Namen entsprechend, als Engel verkleidet und trug eine weiße Jeans Shorts, die gerade so das Nötigste bedeckte, dazu einen silbernen Gürtel und weiße Kniestrümpfe mit silberner Naht zu seinen weißen Sneakern. Obenrum war er nackt, glitzerte jedoch wie eine Christbaumkugel und er hatte Flügel umgeschnallt. Eigentlich hätte er diese aufgrund seines Tattoos gar nicht benötigt, doch er wollte es wohl so. Seine Haare waren komplett zusammengebunden, er hatte einen Heiligenschein auf dem Kopf und hatte leicht glitzernden Lidschatten aufgetragen. Selbst seine Fingernägel waren silber angepinselt. Es passte einfach alles zusammen und ich konnte gar nicht aufhören ihn anzustarren.
"Erde an Timi", sagte er und wedelte mit seinen Händen vor meinem Gesicht herum.
Ich schüttelte kurz den Kopf und pustete Luft durch meine Backen. "Du siehst wunderschön aus."
Er lachte kurz auf und schaute dann etwas verlegen nach unten. "Dankeschön."
"Angel, hast du für unseren kleinen Streber hier vielleicht noch was zum Anziehen?", rief Kayden von hinten.
"Hhm, könnte schon sein." Er betrachtete mich für einen Moment. "Komm' mit." Rasch drehte er sich um und lief zu der Tür neben der Theke mir der Aufschrift privat.
Etwas irritiert schnappte ich schnell meine Jacke und folgte ich ihm durch die Tür, die er mir aufgehalten hatte, und danach durch eine weitere. Es war eine Art Aufenthaltsraum mit diversen Spinden, die mit Namen versehen waren. Daneben stand eine Couch, mit einem kleinen Tisch davor, und gegenüber befand sich eine Kleiderstange mit diversen Kostümen und Outfits. Angel war bereits am Suchen, während ich einfach nur wie ein Depp mitten im Raum stand und ihn weiter anstarrte.
"Wenn du auf den Boden sabberst, musst du es aufwischen. Ist klar, oder?", sagte er lässig, ohne sich zu mir umzudrehen.
Ich räusperte mich, da ich mich ertappt fühlte. "Ähem...keine Sorge. Alles gut." Vorsichtig zog ich ein kleines Päckchen aus meiner Jackentasche, ehe ich diese auf die Couch legte. "Ich...hab' dir was mitgebracht. War ja schließlich Weihnachten."
Angel war wie erstarrt und drehte dann den Kopf zu mir. "Wie meinst du das?" Er blickte runter auf meine Hände und sah das Weihnachtspapier.
"Das ist für dich. Aber nur was kleines, erwarte bitte nicht zu viel", sagte ich lachend, ging einen Schritt auf ihn zu und hielt es ihm entgegen.
DU LIEST GERADE
Decisions
RomanceSchwarz oder weiß, Sommer oder Winter, Tag oder Nacht, Berge oder Meer, Schoko oder Vanille, Pizza oder Pasta. Timi war schon immer hin und hergerissen, wenn es darum ging, sich für eine Sache zu entscheiden. Doch warum alles verkomplizieren, wenn m...