Mitte Juni 2019
Dag (7:42 Uhr): Komm' bitte in bequemen Klamotten und Sneakern, Mausezähnchen 🐭
Mit einem breiten Lächeln auf den Lippen las ich die Nachricht und streckte mich, da ich eben erst die Augen aufgeschlagen hatte. Wir hatten bereits gestern vereinbart, dass ich gegen 10 Uhr zu ihm komme, da wir beide frei hatten und den ganzen Tag auskosten wollten. Was genau er geplant hatte wusste ich nicht, doch die Nachricht deutete auf einen gemütlichen, entspannten Tag hin.
Timi (8:23 Uhr): Freu mich auf dich, Brummbärchen 🐻
Schmunzelnd legte ich mein Handy zur Seite, schwang die Beine aus dem Bett und setzte mich auf. Das Lachen, das sich auf sein Gesicht legen würde, sobald er die Nachricht las, konnte ich direkt vor mir sehen. Vor ein paar Wochen hatten wir im Nachtbus ein frisch verliebtes Pärchen vor uns sitzen, das sich nicht nur halb auffraß, sondern sich auch noch die absurdesten Kosenamen um die Ohren haute. Es fiel uns wirklich schwer, nicht lauthals loszulachen, doch sobald die beiden den Bus verlassen hatten, gab es kein Halten mehr. Dag schaute mich an und fragte, ob das gerade wirklich passiert war. Als Antwort nickte ich ihm zu und flüsterte 'Sahnetörtchen' in sein Ohr. Für einen Moment runzelte er die Stirn, musste dann jedoch sofort lachen, zog mich zu sich und küsste mich. Seitdem war es eine Art Brauch zwischen uns, dass wir die Nachrichten, die wir uns schickten, mit einem kitschigen Kosenamen beendeten.
Kurz später stand ich auch schon frisch geduscht vor meinem Kleiderschrank und packte ein paar Wechselklamotten und ein Outfit für morgen in meinen Rucksack. Wir wollten nicht nur den Tag sondern auch die Nacht miteinander verbringen, also würde ich morgen früh direkt von seiner Wohnung aus zum Bahnhof aufbrechen, um zu meinem Termin nach Hamburg zu fahren.
Lukas lag seit zwei Tagen mit einer Seitenstrangangina flach. Es musste wohl genauso fies sein, wie es sich anhörte. Nachdem er sich zum Arzt geschleift hatte, wurde ihm sofort ein starkes Antibiotikum und strikte Bettruhe verordnet. Er hörte sich wirklich schlimm an, als er mich nach dem Arztbesuch angerufen hatte. Sofort fragte ich nach, ob ich irgendetwas für ihn tun konnte, doch aufgrund der Ansteckungsgefahr wollte er nicht, dass ich ihm zu nahe kam. Natürlich fiel mir das unglaublich schwer, denn ich wollte für ihn da sein und ihn pflegen, doch wenn wir beide krank wären, brachte das auch niemandem etwas. Gestern schrieb ich ihm, dass er sich doch bitte melden sollte, sobald er wach war. Er sollte sich schließlich ausschlafen und erholen. Wecken wollte ich ihn auf keinen Fall, denn das Antibiotikum setzte ihm schon genug zu. Nachdem er sich gemeldet hatte, bat ich ihn darum, zu versuchen für die nächsten dreißig Minuten wach zu bleiben. Irritiert antwortete er nur mit einem knappen 'okay'. Exakt fünfundzwanzig Minuten später klingelte ich an seiner Tür. Nur zu gerne hätte ich ihn in den Arm genommen, als er mit Sturmfrisur, einem fetten Schal um den Hals, Jogginganzug und den Coca-Cola Kuschelsocken, die ich ihm zu Weihnachten geschenkt hatte, im Türrahmen stand.
"Du sollst doch nicht vorbeikommen", krächzte er, doch ich konnte genau sehen, wie sehr er sich freute mich zu sehen, ehe er sich den Schal vor den Mund hielt.
"Armes Baby, du siehst wirklich fertig aus", sagte ich, strich ihm über den Kopf und fühlte seine Stirn. "Warm bist du auch ganz schön."
"Was hast du denn da?", fragte er und schaute mit großen Augen in den Korb, den ich in meiner Hand hielt.
"Das soll dich schnell wieder fit machen", antwortete ich. "Verschiedene Teesorten, Lutschbonbons, Tütensuppen, ein paar Vitamine, frisches Obst, Ingwer und Saft. Die Süßigkeiten und die Cola sind für später, wenn du wieder richtig schlucken und schmecken kannst."
Er schüttelte leicht den Kopf. "Du bist so toll. Dank dir."
"Wenn ich schon nicht mehr für dich tun kann, dann wenigstens das...und jetzt zurück ins Bett mit dir." Ich hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn und drückte ihm den Korb in die Hand. "Ruf' mich bitte an, wenn irgendetwas sein sollte oder du mich brauchst, okay?"
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Decisions
RomanceSchwarz oder weiß, Sommer oder Winter, Tag oder Nacht, Berge oder Meer, Schoko oder Vanille, Pizza oder Pasta. Timi war schon immer hin und hergerissen, wenn es darum ging, sich für eine Sache zu entscheiden. Doch warum alles verkomplizieren, wenn m...