Encounters

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August 2019

Auf die Nachricht, dass ich bei Lukas übernachtete, bekam ich nur ein knappes 'Okay' zurück. Mehr war zwar auch nicht notwendig, aber normalerweise schickte er immer einen Emoji mit. Diese Situation war allerdings eine ganz andere und mir war klar, dass er lieber weiterhin alleine mit mir gewesen wäre und sich nicht mehr mit dem Thema Lukas auseinandersetzen wollte. Nachdem ich wieder Zuhause angekommen war, texteten wir ein bisschen und verabredeten uns für abends, nach seinem Feierabend.

Als ich bei ihm ankam und klingelte, machte er mir zwar die Tür auf, wartete jedoch nicht, bis ich oben ankam. Ein wenig enttäuscht, aber auch verängstigt er könnte nun doch einen Schlussstrich ziehen wollen, zog ich mir die Schuhe aus, begrüßte schnell Peanut und Cookie und lief ins Wohnzimmer, wo er inmitten von Kartons und Kisten saß. 

"Und? Gab es heißen Versöhnungssex?", fragte er lässig, ohne zu mir aufzuschauen.

An der Art und Weise wie er es sagte, konnte ich jedoch genau heraushören, dass er sich wünschte, mit seiner Vermutung daneben zu liegen. Ich kniete mich vor ihn, nahm sein Gesicht in meine Hände und hauchte ihm einen zarten Kuss auf die Lippen.

"Wir haben nicht miteinander geschlafen", flüsterte ich ihm entgegen und hoffte, ihn damit etwas zu beruhigen.

"Darf ich fragen warum? Hat er dich nicht rangelassen?"

"Ich habe es nicht einmal versucht. Es wäre nicht richtig gewesen. Wir haben uns geküsst, aber das war's dann auch." 

"Hhhmm", brummte er nur vor sich hin.

Seinen Blick hatte er schon längst wieder gesenkt und beschäftigte sich mit der Kiste, die neben ihm stand. Er wühlte darin herum und tat so, als wäre ich gar nicht da, als hätten wir nicht gerade ein Gespräch geführt.

"Was ist los mit dir?", wollte ich wissen und hielt seine Hände fest. 

"Nichts, alles super", gab er leicht schnippisch zurück.

Es war das erste Mal, dass er sich so aufführte, anstatt offen und ehrlich mit mir über seine Sorgen zu reden, doch ich konnte es ihm nicht verübeln. Ich war derjenige, der schuld an diesem ganzen Schlamassel war. Ihm war nichts vorzuwerfen, er verhielt sich stets verständnisvoll und herzlich. Vorsichtig schob ich die Kiste beiseite und setzte mich auf seinen Schoss.

"Timi, dafür habe ich jetzt keine Zeit."

Obwohl er versuchte mich von seinem Schoss zu schieben, verharrte ich an Ort und Stelle. Langsam legte ich meine Hand an sein Kinn, um seinen Kopf anzuheben, sodass er gezwungen war mich anzuschauen. "Okay, und jetzt sagst du mir bitte was los ist?"

Er lachte leicht auf, lehnte sich ein Stück nach hinten und stützte sich auf seine Arme. "Sag' du mir doch lieber mal was jetzt mit uns ist?"

"Was soll mit uns sein?", fragte ich völlig irritiert und bekam es mit der Angst zu tun. Wenn er jetzt verlangte, dass ich mich zwischen Lukas und ihm entscheiden sollte, war ich im Arsch.

"Sag' du es mir. Was wird jetzt aus unserem Vorhaben? Löst sich das in Luft auf, weil er wieder da ist?"

Sanft strich ich ihm über die Wange. "Nein. Wie kommst du darauf?" Um meine Aussage zu unterstützen schüttelte ich zusätzlich den Kopf. "Bärchen, ich habe das alles nicht gesagt, weil Lukas weg war oder weil ich einfach nur nett sein wollte. Ich möchte das wirklich, und wenn du auch noch willst, dann machen wir das."

Mit seinen großen blauen Kulleraugen und einer gelockten Strähne, die ihm in die Stirn fiel, schaute er mich an und begann leicht zu lächeln. Die Erleichterung über meine Antwort war ihm deutlich anzusehen. Obwohl Dag stets die Ruhe selbst war und alles entspannt hinnahm, merkte ich, wie unentspannt er war, seitdem Lukas sich wieder gemeldet hatte. Gleichermaßen zeigte mir das aber auch wieder, wie viel ihm das mit uns wirklich bedeutete. 

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