Persistence

195 16 14
                                    

Dezember 2018

Angel. Er ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Die ganze Woche über hatte ich so viele Termine, dass ich leider keine Chance hatte, nochmal in der Bar vorbeizuschauen. Doch Freitag, spätestens Samstag, musste ich einfach wieder hin. Ich musste ihn wiedersehen.

Der Freitag hatte sich wie Kaugummi gezogen. Das Shooting war unglaublich anstrengend, da meine Partnerin an einfach allem etwas auszusetzen hatte und wir dadurch kaum vorankamen. Zu allem Unglück verpasste ich dann natürlich auch noch meinen Zug zurück nach Berlin. Meine Stimmung war somit im Keller, also beschloss ich schweren Herzens nach Hause zu fahren und den Abend alleine vor dem Fernseher ausklingen zu lassen. Es brachte nichts, mies gelaunt loszuziehen, auch wenn er meine Stimmung sicherlich verbessert hätte. Obwohl...eine erneute Abfuhr hätte ich nach diesem Tag eventuell nicht ganz so locker wegsteckt oder falsch aufgefasst. Das wollte ich lieber nicht riskieren.

Als ich meine Wohnung betreten hatte, meinen Rucksack in den Flur stellte, meine Jacke aufhängte und meine Boots auszog, war es bereits weit nach Mitternacht. Für einen kurzen Moment überlegte ich dann doch wieder, mich fertigzumachen und in die Bar zu gehen, entschied mich dann aber dagegen. Auf dem Weg in die Küche zog ich Jeans und Pulli aus, holte mir ein Bier aus dem Kühlschrank und kuschelte mich mit meiner Decke auf die Couch vor den Fernseher. Letztendlich hatte ich es nicht einmal geschafft eine Folge zu Ende zu schauen, geschweige denn mein Bier leer zu trinken, so schnell war ich eingeschlafen.

Da die Woche mich wirklich ausgelaugt hatte, entschied ich den Samstag etwas ruhiger angehen zu lassen. Ich frühstückte spät, brachte ein paar Sachen zur Post, kaufte auf dem Rückweg das Nötigste ein und verbrachte den Rest des Tages entspannt und mit Junk Food auf der Couch. Nicht einmal meinen Rucksack hatte ich ausgeräumt, aber der musste wohl auch noch bis morgen warten.

Es war schön mal wieder einen Tag mit Nichtstun zuhause zu verbringen und auch mein Körper dankte es mir. Gegen Abend stieg meine Vorfreude von Minute zu Minute weiter an, bis ich dann, frisch geduscht und zurechtgemacht, gegen 22 Uhr endlich meine Wohnung verließ und die Große Freiheit 114 ansteuerte.

Sobald ich die Bar betreten hatte, sah ich ihn, da er gerade mit einem Tablett an mir vorbei lief. Obwohl er mir so nahe war, hatte er mich nicht wahrgenommen. Sein Parfüm stieg mir in die Nase und sofort schossen mir Bilder in den Kopf, wie er es vorhin nach dem Duschen aufgetragen hatte. Kurz schaute ich mich um, nickte ein paar Leuten zu, doch meine drei Jungs waren nicht hier.

"Verzeihung", rief es plötzlich hinter mir.

Sofort legte sich ein Lächeln auf meine Lippen, da ich diese Stimme natürlich gleich erkannte. Langsam drehte ich mich um und blickte direkt in seine strahlenden Augen. Er war wieder leicht geschminkt, jedoch ein wenig stärker als letzte Woche. Männer mit Make-up waren eigentlich nie mein Ding, aber er könnte von mir aus sogar ein Kleid und High Heels tragen und wäre mit Sicherheit immer noch genauso sexy wie jetzt in diesem Outfit. Heute trug er eine dunkelblaue Caprihose und dazu blau-weiß gestreifte Kniestrümpfe, die mit dem Shirt zusammenpassten.

"Kann ich irgendwie weiterhelfen?", fragte ich ihn.

Er hielt das Tablett nach unten und kam näher. "Ja, Sie könnten ein Stück zur Seite gehen. Sie stehen mir nämlich im Weg", antwortete er und runzelte die Stirn.

"Oh, natürlich. Das tut mir leid", spielte ich sofort mit, trat einen Schritt zur Seite und zeigte ihm mit geschwungenem Arm, dass der Weg nun frei war.

"Vielen Dank, der Herr." Er machte einen kleinen Knicks und lief an mir vorbei.

Mein Blick fiel sofort wieder auf seinem Hintern, den er meiner Meinung nach gerade absichtlich ein bisschen zu sehr hin und her wackeln ließ. Nicht, dass es mich störte, es war eher so, als tat er dies nur für mich.

DecisionsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt