Seduction

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Januar 2019

Nach unserer ersten gemeinsamen Nacht, die ohne jegliche sexuellen Handlungen stattgefunden hatte, verbrachten wir auch fast den ganzen nächsten Tag in Lukas' Bett. Wir standen nur auf, um kurz ins Bad zu gehen, etwas zu trinken zu holen oder um dem Pizzalieferanten die Tür aufzumachen. Wir redeten viel, kuschelten miteinander und knutschten uns die Lippen wund.

Gegen Abend machte sich Lukas dann für seine Schicht in der Bar fertig, während ich auf dem Bett lag und ihm dabei zuschaute. Natürlich hatte er sich nicht komplett vor mir ausgezogen, aber er kam nur mit einer engen blauen Boxershorts bekleidet, die meiner Fantasie wenig Spielraum ließ, aus dem Badezimmer. Von mir aus hätte er auch eine seiner heißen Höschen aus dem Wäschekorb anziehen können, doch bei diesem Vorschlag wäre er wohl wieder knallrot angelaufen, also behielt ich diesen erst einmal für mich.

Neben der großen Tätowierung auf dem Rücken und dem kleinen Stern am Handgelenk, hatte er noch einen Anker mit einem Herz über dem Knöchel. Er passte in die Bar wie die Faust aufs Auge. Sein Körper machte mich unglaublich an und seinen kleinen prallen Hintern direkt vor mir, nur vom dünnen Stoff der Boxershorts bedeckt, zu haben, ließ mein gesamtes Blut zwischen meine Beine wandern. Hätte mir früher einmal jemand erzählt, dass Lukas mich so sehr verzaubern würde, hätte ich dieser Person den Vogel gezeigt. Die Männer, auf die ich sonst stand, waren richtige Männer. Nicht, dass er nicht männlich war, doch durch sein ganzes Erscheinungsbild, die Art wie er sich bewegte und die Schminke, die er trug, gehörte er eben doch eher zu der femininen Kategorie. Es störte mich nicht, denn er gefiel mir, innerlich sowie äußerlich.

Nachdem er fertig war, liefen wir gemeinsam zur Bar, wo ich ihn an diesem Tag nur hin brachte und mich dann schweren Herzens verabschiedete, da ich am nächsten Morgen für zwei Tage nach München zu einem Shooting musste. Wir küssten uns nicht direkt vor der Bar, denn ich wollte nicht, dass ihn irgendjemand darauf ansprach oder Ärger machte. Auch dieses Mal fiel es uns schwer, uns voneinander zu lösen, vor allem weil wir wussten, dass wir uns erst in frühestens drei Tagen wiedersehen konnten.

Im Eifer des Gefechts hatten wir nicht einmal Nummern ausgetauscht, was mir aber erst einfiel, als ich im Bett lag. Es stimmte mich ein wenig traurig, denn zu gerne hätte ich ihm eine gute Nacht gewünscht und auch morgen Früh gewusst, dass er gut nach Hause gekommen war. Nächstes Mal würde mir das definitiv nicht passieren.

[...]

Die zwei Tage in München kamen mir wie eine halbe Ewigkeit vor und ich konnte es kaum erwarten, in Berlin aus dem ICE zu steigen, meine Sachen zuhause abzuladen, mich unter die Dusche zu stellen und fertig zu machen, nur um schnellstmöglich zu ihm in die Bar zu kommen.

Es war bereits nach Mitternacht und da es unter der Woche war, war ausnahmsweise mal ein bisschen weniger Betrieb. Als erstes entdeckte ich Joe, den Besitzer des Ladens, und setzte mich zu ihm. Ich wusste gar nicht mehr genau, wo genau wir uns kennengelernt hatten, aber es war schon ein paar Jahre her. Lukas stand nicht hinter der Theke, doch ich wollte auch nicht so auffällig nach ihm fragen, daher wartete ich einen Moment ab und hoffte, dass er gleich irgendwo herkam.

Zum Glück wurden meine Gebete erhört, denn ein paar Minuten später kam er aus dem Hinterraum geradewegs auf die Theke zugelaufen. Dass meine Kinnlade nicht direkt auf den Boden fiel, war gerade alles. Sobald er den Raum betreten hatte, war mein Blick nur noch auf ihn gerichtet. Er trug dunkelblaue Overknees, eine kurze weiße Hose und ein dunkelblau-weiß gestreiftes Shirt mit seinem Namensschild daran. Die Haare waren offen und leicht nach hinten gegelt. Je näher er kam, desto schneller schlug mein Herz. Ich hätte so ziemlich alles dafür gegeben, ihn auf der Stelle küssen zu können, doch ich wusste, dass das nicht richtig gewesen wäre. Als er an mir vorbei lief, zwinkerte er mir zu und verschwand hinter der Theke, während mir sein mittlerweile so bekannter Duft die Sinne vernebelte.

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