Stadtrand von Vescia, einige Tage später
Die Sonne brannte erbarmungslos auf die Erde und erhitzte jedes Gebäude das auf ihr gebaut war. Die Feuchtigkeit der Nacht war schon seit wenigen Stunden verdunstet und gab nichts außer glühend heißen, trockenen Sand frei. Die hellgrauen Steine der großen Mauer, die die Amerikanische Stadt Vescia umgab, leuchteten im Sonnenlicht und blendeten den, der sie ansah auf schmerzhafte Weise.
Im Schatten zweier Häuser aus Holz, ganz am inneren Rand der Mauer, regte sich plötzlich etwas in der sonst fast ausgestorben wirkenden Stadt- ein junger Mann, etwa im Alter von zwanzig Jahren, trat aus der Dunkelheit. Seine Kleidung war mehr als ausgefallen- die Unterarme waren von Braunen Schienen aus Leder umgeben, deren Ende am Ellenbogen mit je einem tiefgrünen Edelstein verziert war und ein wenig abstand. Das gleiche Konzept fand sich an seinen Beinen wieder, wo die Steine in den Spitzen des Leders steckten, das seine Knie verdeckte. Er trug ein schwarzes Hemd, das in einer olivfarbenen Hose steckte- diese schien unendlich viele Taschen zu haben und bauschte sich über der Lederausrüstung auf.
Insgesamt erinnerte seine Erscheinung ein wenig an einen Soldaten - doch eigentlich war sie dafür auch zu edel. Es war faszinierend, wie dieser Mann gleichzeitig auf jeden Kraftakt und jede Arbeit vorbereitet war, und dennoch ebenso elegant und gepflegt gekleidet sein konnte.
In Vescia waren er und sein Partner, der ihm soeben ins Sonnenlicht folgte, definitiv eins- sonderbar. Der zweite im Bund hatte pechschwarzes Haar, das oben auf seinem Kopf besonders lang war und in einem kleinen Zopf endete. Seine Kleidung war jedoch weniger auffällig. Er trug lediglich schwarze Bandagen an den Unterarmen, eine Schwarze Jacke und eine Olivfarbene, lange Hose, die der seines Partners ähnelte.
Er blieb im Halbschatten stehen, die Hände in den Taschen, während der Erste der beiden bis zur Mauer lief und die Gegend links und rechts von sich kurz musterte.
Dann legte er sein Ohr an die Mauer und lauschte, sein blau-grüner Blick huschte konzentriert immer wieder in alle Richtungen, auf jede Gefahr vorbereitet.
Einen Moment herrschte Stille, Anspannung, die Blauen Augen des Partners beobachteten ihn voller Erwartung, und da- ein leises Rascheln von der Gegenseite, dann ein Räuspern- er löste sich von der Mauer, kopfschüttelnd."Kein Durchkommen.", sagte er knapp und Strich sich eine rotblonde Strähne aus dem Gesicht.
"Das Tor ist dicht und so wie das da drüben klingt, haben die Nachbarn arg aufgerüstet."
Seufzend drehte sich der Schwarzhaarige seinem Freund hinterher und die beiden zogen sich erneut in den Schatten zurück.
"Bist du sicher?"
Er erntete einen strafenden Blick von seinem Gegenüber, der sich auf einem Stapel Fässer niederließ.
"Tut mir leid. Ich dachte nur...
Naja, du weißt schon.""Ja."
"Und jetzt?"
Schulterzucken.
Der Dunkelhaarige wurde plötzlich panisch. Angespannt ballte er die Hände zu Fäusten und in seinen Augen war pure Entrüstung zu sehen.
"Ich meine es ernst, Luke, was jetzt? Gehen wir jetzt unter, so traurig, wertlos, als wären wir wie jeder hier? Werden wir dann neben denen sterben, die wir hassen, als wären wir gleich? Das kann doch nicht passieren, wir müssen - ""Jetzt werd' mal nicht schon wieder so dramatisch, Raven, wir sind ja nicht dumm." Luke schien nach wie vor recht gelassen- oder viel mehr gleichgültig, während für seinen Freund Raven die Vorstellung, in dieser Stadt an der Seite seiner Feinde unterzugehen- und das durch die qualvolle Erkrankung an der Pest- undenkbar war.
Nachdenklich neigte er jetzt den Kopf zur Seite und beobachtete mit seinen eisblauen Augen die Zeitung, die aufgeschlagen und lieblos in eine Ecke zwischen den Häusern geworfen worden war.
Dann, ganz plötzlich, durchzuckte ihn eine Idee, wie ein Blitz."Du hast Recht... ", murmelte er und nahm das Titelblatt in die Hand,
"Und ich habe einen Plan."
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Oil, please.
Ciencia FicciónWie wahrscheinlich ist es wohl, dass ein einfacher, nichtsahnender Händler nur wegen einer vergessenen Vase gleich eine ganze Stadt mit der Pest verseucht? Nun, zu dieser Zeit eher nicht wahrscheinlich, doch auch nicht besonders. Fakt ist- Der Schwa...